Einer riecht Heimat im Exil

Feature von Barbara Rosenberg · 10.07.2005
"Marta und Lion Feuchtwanger verlebten ein glückliches Exil in der Villa Valmer" - so steht es auf einer Gedenktafel des Hauses in Sanary-sur-Mer, in dem Lion Feuchtwanger von 1934 bis 1940 wohnte. "Hier ist man eben Kurgast und nicht Emigrant", schreibt Marta noch anfangs in einem Brief und schwärmt von Blumen, Gemüsebeeten und Obstbäumen.
Nach gemeinsamem Schwimmen, Dauerlauf, Turnen am Morgen trennen sich ihre Wege: Er geht in sein Arbeitszimmer mit Blick auf das Meer, mit präzis festgelegtem Schreibtag und der deutschen Sekretärin. Sie arbeitet in Haus und Garten und macht Behördengänge. Zum Tee kommen die Besucher: Familie Mann, Ludwig Marcuse oder Bruno Frank.

Die Villa Valmer wird zu einer deutschen Sprachinsel, zum "Weimar an der Riviera" weitab von der großen Politik, die schließlich auch in das Leben der Feuchtwangers eingreift. Er wird interniert, erlebt seinen 56. Geburtstag im Lager Saint Nicolas bei Nîmes zusammen mit Golo Mann, Wilhelm Herzog und Max Ernst. Das ihm zur "Heimat" gewordene Frankreich muss er hinter sich lassen, auch die Villa Valmer mit der großen Bibliothek, den Katzen und den Schildkröten. "Nur mit einem Rucksack" bricht er am 27. September 1940 buchstäblich zu neuen Ufern auf – nach Amerika, wo er sich ein "Weimar am Pazifik" aufbauen wird.

Die Internationale Feuchtwanger Gesellschaft erinnert an historischem Ort in Sanary-sur-Mer an das französische Exil des Romanciers.

Service:

Das Internationale Kolloquium der Feuchtwanger Gesellschaft fand in Sanary sur Mer vom 1. bis 4. Juni 2005 unter dem Titel "Exil im Paradies" statt.

Link:

Internationales Kolloquium der Feuchtwanger Gesellschaft