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Fliegende Blätter gefangen
Was wäre die Menschheit ohne ihre Bücher oder deren Vorläufer? Wahrscheinlich noch immer ein Haufen Höhlenbewohner, die ihre Tage mit Sammeln und Jagen verbringen. Das Wort, die Sprache und in letzter Konsequenz das Buch haben die Menschen und die Welt verändert – und jetzt im 21. Jahrhundert verändert sich das Buch.
Laut Definition ist ein Buch eine Zusammenstellung mehrerer bedruckter Papierbögen, die durch einen Einband aus Pappe oder Leder geschützt und zusammengehalten werden. Für die UNESCO kommt hinzu, es müssen mindesten 49 Seiten sein und die Publikation darf nicht regelmäßig erscheinen.
Als das Internet laufen lernte, dachten viele, das Ende der Bücher sei gekommen. Immerhin geht täglich, so wird gesagt, im Internet mehr Wissen verloren, als im Laufe der Jahrhunderte in den Büchern festgehalten wurde. Der erste Bücher-Gau der Geschichte war die Zerstörung der Bücherei von Alexandria zwischen dem Jahr 48 v. Chr. bis zum 7. Jahrhundert – genau kann das niemand beantworten. Sicher aber ist, mit dieser Zerstörung ging viel Wissen und Kultur der Menschheit verloren.
Ein wenig haben wir wieder aufgeholt, doch die moderne Zeit macht es einem schwerer. Fernsehen, Computer und Smartphones haben scheinbar die Macht übernommen, Bücher in den Hintergrund gedrängt. Doch wie hat schon Groucho Marx, einer der berühmten Marx-Brothers erkannt: "Fernsehen bildet. Immer, wenn der Fernseher an ist, gehe ich in ein anderes Zimmer und lese."
Es gibt für die Christen das "Buch der Bücher" – die Bibel, für Moslems ist es der "Koran" und für Buddhisten sind es wohl die "Suttapitaka", die Lehrreden Gautamas. Er selber kannte keine Schriften und ob er überhaupt lesen konnte, das wusste nur er. Alles wurde mündlich überliefert und erst 400 Jahre nach seinem Tod aufgeschrieben, 100 Jahre vor Christi Geburt.
Begleiter durch müßige Stunden
Aber Wissen, das immer nur mündlich überliefert wird, verändert sich. Erst mit den Büchern konnte es für nachfolgende Generationen bewahrt und festgehalten werden. Und das Buch wurde auch zum Begleiter durch müßige Stunden. Sagen und Märchen, Geschichten um Liebe und Abenteuer, konnten so verbreitet werden. Erst recht nachdem Gutenberg den Buchdruck mit beweglichen Lettern erfunden hatte. So langsam begann das Buch ein Gut für alle Menschen zu werden und war nun nicht mehr nur Klöstern und Adeligen vorbehalten.
Ich sitze über ein Buch gebeugt, ich habe vertieft mich und verträumt,
Das Feuer erlosch, kalt ist’s im Gemach, ich habe Bett und Schlaf versäumt.
Die schöne Freundin, die bei mir ist, fühlt endlich ihren Zorn entfacht,
Sie reißt die Lampe vom Tische fort, denn längst schon hat sie das Bett gemacht,
Und fragt mich: Lasest du nun genug? Und weißt du nicht, wie spät es ist?
Das nenn’ ich einen wackern Mann, der über dem Lesen das Lieben vergißt."
Jan-Tsen-Tsai: 1716–1797
Das Feuer erlosch, kalt ist’s im Gemach, ich habe Bett und Schlaf versäumt.
Die schöne Freundin, die bei mir ist, fühlt endlich ihren Zorn entfacht,
Sie reißt die Lampe vom Tische fort, denn längst schon hat sie das Bett gemacht,
Und fragt mich: Lasest du nun genug? Und weißt du nicht, wie spät es ist?
Das nenn’ ich einen wackern Mann, der über dem Lesen das Lieben vergißt."
Jan-Tsen-Tsai: 1716–1797
Zwischen den Seiten eines Buches kann sich der Leser verlieren, in andere, fremde Welten eintauchen, er kann Emotionen oder undurchdringliche Dschungel erforschen – eine Reise in der Phantasie antreten.
Und auch wenn es einige glauben, die Tage der Bücher sind noch lange nicht gezählt. Sicherlich, das Buch, wie wir es kennen, wird sich verändern und hat damit schon begonnen. Auf E-Book-Readern sind keine papiernen Seiten mehr, ein Bildschirm liefert den Text. Es hat seine Vorteile. Aber auch seine Nachteile. Das wunderbare Gefühl, wenn die Finger altes Papier berühren und die Seite umschlagen, der Duft, der auch dem Buch emporsteigt, ihn gibt dann nicht mehr. Man sollte sich beides bewahren.
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