"Amazon wird sich den nächsten Verlag vornehmen"
Monatelang stritten Amazon und die Bonnier-Verlagsgruppe um Preise für E-Books. Jetzt haben sich beide Seiten offenbar geeinigt. Doch schon bald könnte das Unternehmen andere Verlage ins Visier nehmen, warnt die Autorin Nina George.
Immer wieder gibt es Ärger um Amazons Geschäftspraktiken. Doch zumindest ein Streitfall scheint jetzt beigelegt zu sein: Monatelang hatte sich die Bonnier-Verlagsgruppe geweigert, einen von Amazon geforderten Preisrabatt bei E-Books hinzunehmen. Darauf soll der Onlinehänder die Lieferung von Bonnier-Büchern gezielt verzögert haben. Am Dienstag haben sich beide Seiten geeinigt.
Autoren in Beugehaft genommen
Amazon habe sich mit seinen Forderungen nach Rabatten von bis zu 40 Prozent nicht durchsetzen können, vermutet Bonnier-Autorin Nina George.
"Ich schätze, dass mehr als 30 Prozent sowieso auch nicht statthaft wären und das Amazon das auch nicht geschafft hat ."
Ein Grund für die Einigung zwischen der Verlagsgruppe und Amazon sei wohl auch der von ihr mit-initiierte Autorenprotestbrief, der bereits 2000 Unterschriften habe, unter anderem die der Nobelpreisträgerin Herta Müller.
"Es ist ein Novum in Deutschland, dass inzwischen auch schon 2000 Autoren, unter anderem auch die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller ist jetzt auch dabei, zusammengeschlossen haben, um mitzumischen, mitzugestalten und zu sagen, bis hierhin und nicht weiter."
Allerdings sei es auch das erste Mal gewesen, dass Autoren so offensichtlich in "Beugehaft" genommen worden seien und einen finanziellen Schaden erlebten. Einige Autoren hätten 15 bis 30 Prozent Verlust gemacht.
Autorenprotest geht weiter
Jetzt hoffe sie, dass die Benachteiligung der Bonnier-Autoren durch Amazon aufhöre, sagte die Autorin von "Das Lavendelzimmer". Der Autorenprotest sei damit allerdings noch nicht zu Ende:
"Amazon wird sich sicherlich damit nicht zufrieden geben, dass sie bei Bonnier nicht weitergekommen sind, sondern sich den nächsten Verlag vornehmen."
Amazon mische im Buchgeschäft auch als Verleger mit. Derzeit seien Agenten von Amazon unterwegs, um nach Stoffen zu suchen.
"Amazon hat sich schon sehr, sehr weit hineingefressen in das Buchgeschäft."