Dokumentarfilm "Gleis 11"
von Çağdaş Yüksel
TV-Premiere am 30. Oktober 2021 um 20.15 Uhr auf phoenix
Einwanderer-Dokumentation "Gleis 11"
Am Gleis 11 im Münchner Hauptbahnhof kamen die ersten türkischen Gastarbeiter 1970 an - oft mit der direkten Zugverbindung aus Istanbul. © imago images
Menschen voller Optimismus
07:09 Minuten
Im Film „Gleis 11“ dokumentiert Regisseur Çağdaş Yüksel die erste Einwanderergeneration der 1960er-Jahre aus der Türkei. Viele Zeitzeugen erzählten mit Optimismus aus ihrem Leben, sagt Yüksel – für ihre Verdienste sollte man dankbar sein.
Vor 60 Jahren, am 30. November 1961 wurde das Anwerbeabkommen zwischen Deutschland und der Türkei geschlossen. Mit welcher Hoffnung, Angst und Neugierde die ersten sogenannten Gastarbeiter hierherkamen, hat der Filmemacher Çağdaş Yüksel in seinem Film "Gleis 11" dokumentiert.
Die Generation seines Großvaters habe Geschichte geschrieben, sagt Yüksel: "Eine Generation die uns doch sehr bald verlassen wird – mit einem unglaublichen Schatz an Geschichten." Er habe ihren Erzählungen eine Stimme geben wollen.
Inspirierend sei gewesen, dass in allen Erzählungen der Protagonisten ein unglaublicher Optimismus mitschwinge. "Von humorvoll über dramatisch bis traurig sind da alle Emotionen drin. Optimismus, das war eine Grundstimmung, die sich in der ersten Generationen immer wieder gefunden hat", so Yüksel.
Dritte Generation kann mitdiskutieren
Auch damals hätten viele eingewanderte Türken nach der Ankunft in Deutschland Diskriminierung erlebt. Diese sei aber anders als heute gewesen oder sei oft gar nicht wahrgenommen worden, sagt der Filmemacher.
Erst seine eigene, bereits in der Bundesrepublik geborene Generation könne jetzt als Minderheit lautstark mitdiskutieren. Darum gebe es heute eine viel stärkere sichtbarere Debatte über Diskriminierung und Rassismus in Deutschland.
Als 27-Jährigen fasziniere ihn die Vorstellung, wie das Land wohl ohne den Einfluss der Gastarbeiter aussähe: Ohne Auberginen, Oliven und Kebab. "Eine riesige Palette an Kultur, an Gastronomie an allem, was irgendwie heute selbstverständlich ist. Das ist quasi in den 60er 70er-Jahren nach Deutschland importiert worden, und das will ich mir heute nicht wegdenken müssen", so der Regisseur.
Lernen von den Großeltern
Der Optimismus, der in dieser ersten Generation mitschwinge und die grundsätzliche Dankbarkeit für vieles, was heute selbstverständlich ist, täte allen gut, meint Yüksel. "Es hat mir persönlich gutgetan, da zuzuhören. Davon können wir einfach unglaublich viel lernen."