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"Die bringen Krankheiten mit wie Tuberkulose"
Amerikas Angst vor den Fremden zeigt sich in Murrieta, wo Flüchtlinge aus Mexiko in Auffanglagern unterkommen. Die Stadt ist zum Schauplatz massiver Proteste von US-Amerikanern gegen die unerwünschten Einwanderer geworden.
Es sieht fast ein bisschen aus, als wollten sie den amerikanischen Nationalfeiertag, den Fourth of July, nachfeiern. Die Gruppe Demonstranten trägt die US-Fahne Stars and Stripes auf dem T-Shirt, als Flagge oder Fähnchen.
Er sei ein stolzer Amerikaner, sagt Buck, und er wolle, dass es aufhört. Er meint den Strom von Flüchtlingen, die versuchen, über die Grenze zu kommen. Dagegen demonstriert die Gruppe in Murrieta, einer kleinen Stand im kalifornischen Hinterland, tief im Süden der USA, gut 120 Kilometer vor der Grenze zu Mexiko. Sengend heiß ist es, staubig und windig. Die Demonstranten stehen vor einem braunen Beton-Gebäude. Eine Zweigstelle der Behörde, die die amerikanischen Grenzen überwacht.
"Sie lassen zu, dass hier tausende Kinder aus Südamerika ankommen, und die bringen Krankheiten mit wie Tuberkulose",
sagt Buck. So wie er haben viele der versammelten US-Bürger Angst vor der wachsenden Zahl von Flüchtlingen. Sie kommen aus Ländern wie Guatemala oder Ecuador über Mexiko und dann in die USA. Sie flüchten vor der Gewalt in ihren Heimatländern. Die Verzweiflung ist so groß, dass Eltern ihre Kinder sogar alleine losschicken und Schleppern viel Geld bezahlen. Doch das Schicksal der Kinder lässt die meisten der Demonstranten unberührt. Sie ärgert eher, dass die Einwanderer den Staat Geld kosten:
"Die bekommen doch alles umsonst",
sagt Demonstrantin Mary.
Doch es gibt nicht nur Proteste gegen die Flüchtlinge, zunehmend mehr Einwohner der Stadt Murrieta kommen, um ihre Solidarität zu zeigen, so wie Melissa.
Moralische Verpflichtung zu helfen
"Mich widert das an", sagt sie, "ich will zeigen, dass nicht alle so sind wie die."
Auf ihren Pappschildern steht "Niemand ist illegal" oder "Jesus war auch ein Flüchtling". Besorgt sind auch diverse Menschenrechtsorganisationen, wie die Gruppe "Alliance" in San Diego.
"Unsere Einwanderungsbehörde ist schlecht ausgestattet. Es gibt zum Beispiel kaum Babynahrung oder Kleidung",
erklärt Christian Ramirez. Seine Organisation sammelt derzeit Spenden für die Flüchtlinge, die auch in San Diego untergebracht werden – die Stadt liegt direkt an der Grenze zu Mexiko, gegenüber von Tijuana.
Im Büro von Alliance türmen sich Windeln, Babybrei, Kleidung und Spielsachen. Sie sollen später von der Grenzbehörde eingesammelt werden. Die Behörden arbeiten derzeit auf Hochtouren, um des Flüchtlingsstroms Herr zu werden – etwa 60 Prozent der Flüchtlinge werden wieder in ihre Herkunftsländer geschickt. Bleiben darf, wer nachweisen kann, dass er politisch verfolgt wird. Asyl gibt es unter Umständen auch, zeitweise, wenn Verwandte der Flüchtlinge in den USA leben. Ramirez spricht sich dafür aus, dass die meisten Flüchtlinge in den USA bleiben sollten, schließlich flüchteten sie oft vor massiver Gewalt in ihrem Heimatland. Die USA hätten eine moralische Verpflichtung den Menschen zu helfen – auch, weil die Vereinigten Staaten eben das Einwanderungsland der Welt seien, so Ramirez:
"Viele vergessen, dass unser Land doch auf Einwanderer aufgebaut ist, wir sind durch die Vielfalt reicher geworden. Von den Familien die jetzt kommen, wird die erste Generation vielleicht ein Geschäft aufmachen, aus der nächsten Generation kommen vielleicht Lehrer oder Ärzte. Wir müssen die Menschen immer wieder an die Geschichte der USA erinnern."