"Eis am Stiel"

Ein Film über Stars, die sich heute oft schämen

"Eis am Stiel", Erfolgsserie um die drei Freunde Benny (Yehuda Adroni, li.), Johnny (Zachi Noy, re.) und Momo alias Bobby (Jonathan Segal, 2.v.li.), die erste Erfahrungen mit Sex und Liebe sammeln.
"Eis am Stiel", Erfolgsserie um die drei Freunde Benny (Yehuda Adroni, li.), Johnny (Zachi Noy, re.) und Momo alias Bobby (Jonathan Segal, 2.v.li.), die erste Erfahrungen mit Sex und Liebe sammeln. © imago / United Archives
Moderation: Timo Grampes |
40 Jahre ist es her, dass der erste "Eis am Stiel"-Film in die Kinos kam. Sehr schnell wurden die Filme populär, Schenkelklopfer einer Generation. Die Darsteller allerdings leiden und fühlen sich vom Regisseur vorgeführt, wie eine Dokumentation Eric Frieder sehr deutlich zeigt.
Als 1978 der Film "Eis am Stiel" gleich in mehreren Ländern Europas und in Amerika für Erfolge sorgte, dachte kaum jemand an das Danach. Jedenfalls nicht an das Danach für das Gros der Darsteller. Der Film befeuerte damals vor allem die Phantasien der Zuschauer über Sex, und er nahm dabei wenig Rücksicht auf das Ego und die Psyche der Schauspieler, die all das darstellen und ausleben mussten, was die Zuschauer sich eben nur vorstellten, erträumten oder worüber sie froh waren, es nicht erleben zu müssen, wie Eric Frieder, Regisseur der ARD-Dokumentation im Deutschlandfunk Kultur über die Macher des Films, erklärt.

Der ewige "dicke Johnny"

In Frieders Film "Eskimo Limon: Eis am Stiel - Von Siegern und Verlierern" zeigt der Regisseur nun das Leben nach dem Erfolg und begleitet die Akteure in ihrem Alltag, blickt mit ihnen zurück. Zachi Noy etwa, der damals die Rolle des Johnny spielte, und viele seiner Darstellerkollegen der "Eis am Stiel"-Filme seien eher abgestürzt, als dass sie hätten profitieren können vom Erfolg der Filme: "Darsteller wie Zachi Noy fühlen sich stigmatisiert und versuchen diesem Stigma zu entkommen, aber sie sind in diesem Kreislauf immer noch gefangen, weil sie natürlich auch davon leben." So bekäme etwa Zachi Noy noch immer Engagements als "Der dicke Johnny", schwer aber sei es für ihn, etwas völlig anderes zu machen.

Yftach Katzur sagt heute, dass die Filme sexistisch waren

Für andere Darsteller sei ihre Rolle eine noch schwerere Last, etwa für Yftach Katzur, den Darsteller des Benny: "Der sagt heute, dass er sich schämt für seine Rolle, dass er versucht hat, sich zu verstecken in einigen Szenen, weil er diese Rolle so nicht spielen wollte und der heute sagt, dass die Filme sexistisch waren."
Sehr klar ist hier für Regisseur Eric Frieder, dass vor allem "Eis am Stiel"-Regisseur Boaz Davidson seiner Verantwortung für die überwiegend noch sehr jungen Darsteller nicht gerecht wurde: "Er hat es zu weit getrieben, die Schauspielerinnen und Schauspieler haben ihm vertraut. Natürlich gibt es immer zwei Seiten der Medaille: derjenige, der es macht und diejenigen, die es mitmachen." Zachi Noy aber etwa sage sehr deutlich, dass er sich heute schäme, dass er so gezeigt worden sei und dass er immer noch daran denke, dass er irgendwie vorgeführt wurde.