Frühe Vögel auf dem Eis
Wenn viele noch schlafen, stehen die Kinder der Dortmunder Eisadler schon auf dem Eis. Trainiert wird vor dem regulären Betrieb in Eishallen, eine halbe Stunde Anfahrt und mehr sind die Regel. Da braucht es Zeit, Geld und Leidensfähigkeit - bei Eltern und Kindern.
An einem Samstagmorgen um viertel vor sieben in Neuss am Rhein: Die Jalousien der meisten Häuser sind noch heruntergelassen, doch auf dem großen Parkplatz vor der Eissporthalle ist schon was los. Die unter Achtjährigen der Eisadler Dortmund wärmen sich auf mit Seilspringen und kurzen Sprints. Hellwach sind sie, denn schon sehr früh mussten sie raus.
"Heute um vier Uhr." - "Das ist jetzt nicht so schlimm, aber ist schon doof." - "Ich kann schon schlafen, bin aber auch ein bisschen aufgeregt." - "Viertel nach fünf. Mama muss mich immer wecken." - "Heute morgen: Der Wecker ging bei uns um halb fünf, wir sind um viertel nach fünf losgefahren, um viertel vor sieben in Neuss zu sein. Es ist schon zeitaufwendig, ja, die frühen Anfangszeiten für die Kinder. Aber ist okay, man macht es wirklich gern für die Kinder."
Turniere in aller Frühe
Im unteren Jugendbereich finden die Spiele in Turnierform statt. Diese Turniere müssen beendet sein, bevor in den Eishallen das öffentliche Eislaufen beginnt. Eishockey verlangt Eltern und Kindern einiges ab, weiß Jan Henrick Deutsch, Dortmunds Trainer.
"Also, es ist nicht so wie beim Fußball, dass man zum Auswärtsspiel mit dem Fahrrad fahren könnte. Das Naheste, das wir haben, ist Unna. Das ist auch schon eine halbe Stunde Fahrt. Viele Eltern gucken erstmal blöd, wenn sie wissen, wie weit sie fahren müssen, aber im Endeffekt ist das, glaube ich, auch egal für die Eltern."
Zwei- bis dreimal pro Woche je drei Stunden Zeitaufwand fallen an für das Training, dazu die Turniere. Und nicht jeder Eishockeyverein bekommt in allen Altersklassen auch eine Mannschaft zusammen.
"Ich hab zum Beispiel bei den Bambinis Kinder aus Niedersachsen. Zum Training fahren die über eine Stunde. Also eigentlich ist es schon ziemlich weit gestreut."
Eine komplette Ausrüstung kostet 700 Euro
In der Kabine verliert sich die Zeit in ruhiger Betriebsamkeit, die Spieler packen ihre Ausrüstung aus ihren Rollkoffern, die fast so hoch sind wie sie selbst. Konstanze Birkner ist Betreuerin und Spielermama.
"Also wir brauchen auf jeden Fall Schwitzesachen unten drunter. Wir brauchen Schützer für die Schienbeine, für die Ellenbogen. Wir brauchen eine gefütterte, eine gepolsterte Hose, ein Brustpanzer, ganz wichtig, auch ein Halsschutz nicht zu vergessen. Und natürlich der Helm, der auch Platz wegnimmt. Schlittschuhe darf man natürlich auf gar keinen Fall vergessen, sollte man dabei haben. Und einen Schläger oder zwei für das Turnier braucht man eigentlich auch. Also, man muss eigentlich schon anbauen zu Hause, damit man alles unterbekommt."
Eishockey ist eine kostenintensive Sportart - gerade in dem Alter, in dem Kinder ständig aus ihren Ausrüstungsteilen herauswachsen.
"Wenn man es komplett neu kauft, sicherlich kommt man so auf die siebenhundert Euro. Aber in der Regel ist es in den Vereinen so, dass die Kinder schnell rauswachsen, die gebrauchten Sachen noch sehr gut erhalten sind - und man so einfach auch recht günstig an eine Ausrüstung kommt."
Und in der bekommen die Spieler noch ein wenig Theorie mit auf den Weg.
"Dann komme ich in die Zone, wie heißt die denn?" - "Feuerzone. Weil wir da auf das Tor schießen." - "Richtig. Wenn wir da rein kommen, schießen wir auf das Tor."
Übermüdete Eltern, hochkonzentrierte Achtjährige
Die unter Achtjährigen sind hochkonzentriert. Auf den Tribünen der Eishalle warten die Eltern seit gut einer Stunde, der Kaffeestand ist gut besucht. Übermüdet zu sein und einer Sportart zu folgen, die nicht jeder spielt: das verbindet, Gegnerschaft wird nachrangig.
In den End-Dritteln des Spielfeldes wird vier gegen vier quer über die Eisfläche gespielt. Zweimal zwölf Minuten dauert ein Spiel, nach jeweils einer Minute bleibt der Puck liegen und die Reihen werden gewechselt.
"Ich hab zwei Tore gemacht und eine Vorlage." - "Und dann fragen die immer direkt, ob ich einen Pokal gekriegt habe. Oder 'eine Medaille." - Ja, und das steht im Prinzip für mich im Vordergrund: dass die Kinder mit Spaß dabei sind. Am Ende kriegt sowieso jeder eine Medaille und dann ist sowieso jedes Kind glücklich. Und da ist es auch egal, ob man jetzt gewonnen oder verloren hat."
Ob eines der Kinder später einmal Eishockey-Profi wird? Wer weiß das schon. Sicher ist: noch viele Kilometer und kurze Nächte liegen vor ihnen. Wichtig ist: jeder schläft mit einem Erfolgserlebnis ein. Am späten Samstagmorgen, wenn andere gefrühstückt haben.