Finn Sonnekalb

Der beste Eisschnellläufer seiner Klasse

23:56 Minuten
Eisschnelläufer Finn Sonnekalb bei den Junioren-Weltmeisterschaften in Inzell 2023
Eisschnelläufer Finn Sonnekalb gilt als deutsche Medaillenhoffnung Nummer eins. © IMAGO / sportworld / IMAGO
Von Wolf-Sören Treusch |
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Anni Friesinger, Gunda Niemann-Stirnemann, Claudia Pechstein: Sie waren einst Garanten für olympische Medaillen im Eisschnelllauf. Doch das ist längst vorbei, die Krise ist beispiellos. Gelingt mit Finn Sonnekalb die Rückkehr an die Weltspitze?
Wenn er mit seiner Trainingsgruppe in Windschattenformation über das Eisoval in Erfurt gleitet, läuft er oft ganz vorne, im Wind. Finn Sonnekalb, 16 Jahre alt, blonde Haare, grüne Augen, 1,92 Meter groß, Modellathlet, Hard-Rock-Fan.

Sonnekalb beginnt mit sechs Jahren

Mit sechs fing er an, Schlittschuh zu laufen. Als ihm eine Betreuerin des Eissportclubs Erfurt beim Schnuppertraining einen Schokoweihnachtsmann schenkte, war es um ihn geschehen. Papa durfte das Eintrittsformular gleich unterschreiben.

Seitdem läuft er Jahr für Jahr Bestzeiten in seiner jeweiligen Altersklasse. Seine Spezialstrecken: 1.000 und 1.500 Meter.

Deutschlands größtes Talent

Heute ist Finn Sonnekalb Deutschlands Medaillenhoffnung Nummer ein im Eisschnelllauf. Meint auch Sprint-Bundestrainer Peter Müller.
Das ist Deutschlands größtes Talent - in vielen Jahren. Er soll mit den besten Läufern trainieren. Könnte gleich Weltcup laufen. Sein junges Alter macht nichts. Wie alt ist der Jordan Stolz? Dreimal Weltmeister mit 18. Das ist das Problem hier in Deutschland. Die halten die Leute zurück, und in Amerika laufen die gleich mit den Besten.
Wie er selbst, erzählt der US-Amerikaner. Mit 15 Aufnahme ins Nationalteam, mit 18 im WM-Rennen überrundet, mit 21 Olympiasieger über 1.000 Meter 1976 in Innsbruck.

Everybody makes things too complicated. It’s very simple. Train hard, skate fast. If you’re good enough, you skate with the best, and then you get results. Ich glaube, Finn kann alles laufen: von 500 Meter bis 10 Kilometer.

Sprint-Bundestrainer Peter Müller

Peter Müller, Sprint-Bundestrainer im Eisschnelllauf
Peter Müller ist deutscher Sprint-Bundestrainer.© Imago / Soenar Chamid
Der Angesprochene sitzt ein paar Meter weiter auf einer Bank. Er ist verlegen. Bundestrainer Peter Müller entschuldigt sich, dass er ihn unter Druck setze. Er habe Finn, den heute 16-Jährigen, schon vor zwei Jahren gebeten, zu den Erwachsenen zu wechseln. Deutschland brauche Typen wie ihn.

"Alle sagen, dass ich vom Körper älter bin"

Dem Jungen schmeicheln die Worte des früheren Weltstars. Sich der Erwachsenengruppe anzuschließen, war dennoch kein Thema für Finn. „Wir sehen auch bei den Großen, dass manchmal Leute während der Saison am Anfang gut sind, aber am Ende dann gar nicht mehr, weil sie das einfach nicht mehr schaffen. Es ist wirklich sehr hartes Training da oben. Ich glaube nicht, dass es damals noch mein 14-jähriger Körper ausgehalten hätte - obwohl auch immer alle sagen, dass ich vom Körper älter bin."
Und auch heute hat er immer noch Vorbehalte. „Ich wäre dann mit Abstand der Jüngste. So ein 16-Jähriger unter 22-, 23-Jährigen - ich weiß nicht, ob das so cool ist wie in meiner Trainingsgruppe gerade. Es ist immer lustig, man hat immer etwas zu bereden, es gibt immer etwas zu lachen."
Rückblick: Deutsche Juniorenmeisterschaften Januar 2020: In der Gunda-Niemann-Stirnemann-Halle in Erfurt starten die D2-Junioren in ihrem Wettkampf über 300 Meter.
Auf der Innenbahn ist der damals zwölfjährige Finn Sonnekalb. Nach 100 Metern hat er seinen Konkurrenten bereits eingeholt. Mit Riesenschritten stürmt er in die Kurve. Dann ein kurzer Fehltritt, er stürzt.
„Plopp“ macht es, als der Zwölfjährige in die gepolsterte Bahnumrandung rutscht. Er rappelt sich auf und läuft weiter, acht Sekunden beträgt sein Rückstand im Ziel.

An den Sturz vor vier Jahren kann sich Finn auch heute noch sehr genau erinnern. „Habe ich mich dahinten schön langgelegt.“

Damals verpasst er die Qualifikation fürs Viking-Race in Heerenveen, das ist der wichtigste Wettkampf für Jugendliche auf europäischer Ebene.

Wie seine verheißungsvolle Karriere beginnt

Dennoch gibt es ein Happy End. Weil er eben damals schon ein Riesentalent ist, macht der Verband eine Ausnahme. Er darf mit nach Heerenveen, gewinnt zwei von vier Sprintrennen, dazu den Mehrkampf. Der Beginn einer verheißungsvollen Karriere.

September 2023: Finn tritt in die Pedale. Sechs Sekunden Vollspeed auf dem Fahrradergometer.

1.700 Watt. Auch Radprofis erzielen kaum bessere Werte. So kurz vor Saisonbeginn heißt es, Kraft und Ausdauer zu erhöhen.
Co-Trainer Uwe Sauerteig achtet darauf, dass alle auf dem Ergometer an die Belastungsgrenze gehen.

Der Finn hat schon noch seine Schwächen. Das wäre schlimm, wenn es in dem Alter nicht so wäre. Manchmal die Pünktlichkeit, manchmal lässt er sich gerne von anderen Sportlern ablenken. Da macht er lieber mal Unfug, aber im Großen und Ganzen ist er schon sehr konzentriert.

Co-Trainer Uwe Sauerteig

Finn Sonnekalb als Rohdiamant

Acht Mal die Woche trainieren Finn und die anderen Nachwuchskaderathletinnen und -athleten aus Erfurt im Kraftraum. Hier wird die Grundlage für mögliche Erfolge in den Wettkämpfen gelegt. Sie stemmen Gewichte mit Armen und Beinen und springen aus dem Stand hoch auf einen Berg von Weichbodenmatten. Finn schafft 1,10 Meter, die anderen weniger.
Harald Harnisch, der die Älteren im Nachwuchskader am Olympiastützpunkt in Erfrut trainiert, sagt: "Das merkt man ihm jetzt nicht jeden Tag an, dass er sich darauf ausruht und sagt: ‚Ich bin der Beste.' Finn ist ein begnadetes schlittschuhläuferisches Talent."
Harald Harnisch (links) trainiert Finn Sonnekalb.
Harald Harnisch (links) trainiert Finn Sonnekalb.© Wolf-Sören Treusch
Harnisch weiß, welch Rohdiamanten er mit Finn in seiner Gruppe hat. Es macht ihm sichtlich Spaß, dieses Ausnahmetalent zu fördern. Behutsam und nicht auf Krawall, wie er es ausdrückt.

„Im letzten Jahr war es noch so, dass ich sagte: ‚Finn, bring deine Trinkflasche bitte mit. Zieh dir eine warme Hose an‘. Vom Leistungsstand hätte er schon mit den Erwachsenen vielleicht trainieren können, aber vom Entwicklungsstand ist er einfach ein Juniorensportler.“

November 2023: Deutschlandcup in der Eisschnelllaufhalle in Berlin-Hohenschönhausen. Ein erster Leistungstest in der noch jungen Saison. Vor allem für Juniorinnen und Junioren, aber auch einige Frauen und Männer über 20 treten an.

Die Konkurrenz weiß um seine Stärke

Finn hat soeben das Massenstartrennen verloren - denkbar knapp im Schlussspurt.
Einer der Rivalen habe ihn in der letzten Kurve absichtlich behindert, ärgert sich Finn. Die Konkurrenz weiß um seine Stärke. Aus dem Jäger ist der Gejagte geworden.
Trainer Harald Harnisch versucht, die Wogen zu glätten: „Denkst du, bei Olympia geht alles mit ‚Friede, Freude, Eierkuchen‘ zu? Das ist auch, dass man mal sagt: War das alles fair gewesen? Das entscheiden andere dann für euch. Wir können es sicherlich anzeigen, aber immer mit dem nötigen Respekt.“

Dabei läuft das Wochenende sehr gut für Finn. Die beiden Sprints über 500 Meter gewinnt er in seiner Altersklasse deutlich. Von den Senioren sind nur zwei schneller als er.

Über 1.000 Meter liegt er ebenfalls im Soll – und gewinnt mit einer starken Schlussrunde. Finn und sein Trainer sind zufrieden.

Finns bester Freund Tomy Nguyen

Auch für Finns besten Freund, den 18-jährigen Tomy Nguyen, läuft es perfekt. Unter den Anfeuerungsrufen seines Kumpels gewinnt er das Rennen über 3.000 Meter - ebenfalls gegen ältere Konkurrenten.

Tomy ist zu Beginn der Saison aus Dresden nach Erfurt gewechselt, seitdem ist die Freundschaft zwischen ihm und Finn noch enger geworden, sagt Tomy.

Tomy: „Wenn man ihn näher kennenlernt und wirklich mit ihm mal ordentlich redet, dann ist er wirklich ein netter. Und er teilt gut. Teilen ist ein wichtiges Essential als Mensch. Wenn ein Mensch nicht teilt, ist er kein guter Mensch.“
Finn: „Ich verstehe mich mit ihm wirklich blind. Zum Beispiel auf dem Eis: Wenn wir eine Rundenzeit vorgegeben haben, müssen wir immer durchdrehen, dann laufen wir zwei Sekunden schneller als wir eigentlich sollen. Und das macht er halt mit und die anderen halt nicht.“
Finn Sonnekalb (links) und Tom Nguyen
Finn Sonnekalb (links) und Tom Nguyen pflegen eine enge Freundschaft.© Wolf-Sören Treusch

Der Deutschlandcup als Leistungsschau

Auch Nachwuchsbundestrainer Aart van der Wulp ist in der Halle.

Gerade für ihn ist der Deutschlandcup eine Art Leistungsschau. Der gesamte deutsche Nachwuchskader ist in Berlin am Start.
 
„In der Breite ist es zusammen die beste Gruppe, die wir je gehabt haben. Aber: Das ist dann Deutschland im Vergleich mit letztem Jahr Deutschland, da sind wir noch nicht beim Vergleich mit der Weltspitze.“

Letzte olympische Goldmedaille 2010

Die Zeiten sind vorbei, in denen deutsche Eisschnellläuferinnen und -läufer Garanten für Gold waren. In denen Gunda Niemann-Stirnemann, Anni Friesinger-Postma und Claudia Pechstein haufenweise olympisches Edelmetall und WM-Titel errangen.
Die letzte Goldmedaille gab es bei Olympia 2010 in Vancouver. 
Daniela Anschutz Thoms, Katrin Mattscherodt, Anna Friesinger-Postma und Stephanie Beckert holten Eisschnellauf-Gold bei Olympia in Vancouver 2010.
Daniela Anschutz Thoms, Katrin Mattscherodt, Anna Friesinger-Postma und Stephanie Beckert holten Eisschnellauf-Gold bei Olympia in Vancouver 2010.© dpa / picture alliance / Chris Carlson
Auch Nachwuchs-Bundestrainer van der Wulp rätselt, warum in Deutschland nur wenige Talente den Durchbruch schaffen.

„Viele Leute haben im Kopf: ‚Okay, wir machen Sport in der Sportschule, und wenn meine Juniorenzeit vorbei ist, dann höre ich einfach auf, dann mache ich etwas Gesellschaftliches: Ausbildung‘, das ist nachvollziehbar, aber natürlich auch schade, wenn es Talente sind.“
Oder sind die Anforderungen und Erwartungen in jungen Jahren vielleicht zu hoch? Wie bei der 21-jährigen Victoria Stirnemann - Tochter von Eisschnelllauf-Legende Gunda Niemann-Stirnemann.
Acht Medaillen bei Olympia, darunter drei Mal Gold, und 19 WM-Titel hat die Mutter gewonnen. Die Tochter galt im Juniorinnenbereich viele Jahre als Riesentalent. Bis mehrere Verletzungen sie zurückwarfen. Die vergangene Saison 22/23 hat sie sogar komplett verpasst.

Stirnemann: „Vielleicht war ich ein Stück weit zu ehrgeizig. Ich wollte unbedingt mit den Männern mithalten, und im Sommer hat es superfunktioniert. Als es dann aufs Eis ging, war die Kraft einfach eine andere, da komme ich leider nicht so mit, wie ich das gern gehabt hätte. Ich habe mich dann einfach ein bisschen falsch eingeschätzt, überschätzt, sodass es dann leider im November mit der Saison vorbei war.“

Es reicht für einen zweiten und dritten Platz beim Deutschlandcup in Berlin. Zu wenig, um aufgenommen zu werden in den Perspektivkader der Deutschen Eisschnelllauf- und Shorttrack-Gemeinschaft DESG.

Wo steht der deutsche Eisschnelllauf heute?

„Wo steht der deutsche Eisschnelllauf im Weltmaßstab? Ich würde sagen: im unteren Mittelfeld, ...“, gesteht DESG-Sportdirektorin Nadine Seidenglanz. Die vergangenen Jahre seien nicht einfach gewesen, erklärt sie, zumal die finanzielle Unterstützung von staatlicher Seite und vom DOSB weiter eingeschränkt worden sei. Weniger sportliche Erfolge gleich weniger finanzielle Förderung.
 
Top-Ten-Platzierungen müssen her, damit sich das ändert.
Immerhin: Bei der Europameisterschaft Anfang Januar holten die deutschen Eisschnellläuferinnen in der Mannschaftsverfolgung, dem Team Pursuit, die erste Medaille seit sechs Jahren - eine silberne.

Pechstein als Mentorin bei der DESG

Zudem setzen die Verbandsfunktionäre auf Claudia Pechstein. Die bald 52-jährige vielfache Goldmedaillengewinnerin bei Olympia, WM und EM fungiert seit Kurzem für die DESG als „Mentorin für kompetentes Leistungsverhalten“, so die Sportdirektorin.
 
Seidenglanz: „Wir wären ja blöd, wenn wir so eine Athletin wie Claudia Pechstein da nicht auch eine bestimmte Funktion übergeben würden, um ihre Erfahrung auch weiterzugeben. Sie spricht, sie wird auch ein paar Vorträge vor den Athleten halten, und sie steht natürlich auch allen zur Verfügung, wenn es Fragen gibt, um dann eben auch an entsprechender Stelle ihre Erfahrungen weiterzugeben.“
Hoffentlich trifft sie dann einen anderen Ton als 2019. Damals machte sie in einem Interview mit der „Bild am Sonntag“ den Nachwuchs für die Misere des deutschen Eisschnelllaufs verantwortlich. Der wolle sich nicht quälen, so ihre Kritik, Wettkämpfe würden weggelassen, weil die Belastung angeblich zu hoch sei.

An einem selbstbewussten Nachwuchsathleten wie Finn Sonnekalb perlt derlei Polemik ab. Er geht weiter seinen behutsamen Weg. Der Erfolg gibt ihm Recht. Auf seiner Lieblingsstrecke über 1.500 Meter läuft er beim Deutschlandcup allen davon.

Trainer Harald Harnisch steht am Rand und wedelt mit den Armen. Finn gleitet ebenso kraftvoll wie elegant übers Eis. Technisch sauber, ohne Hektik.

Finn ist zufrieden: Die Zwischenzeiten bestätigen die gute Frühform. In der letzten Runde ist er fast ebenso schnell wie in der ersten.

„Mein Trainer und ich wussten ja, dass ich mich qualifiziere - durch die ganzen Trainingsergebnisse und die Wettkämpfe auch davor. Deswegen stecke ich eigentlich noch voll im Training. Schon bevor die Quali war, habe ich mich auf die Weltcups in Italien vorbereitet und laufe das jetzt alles aus dem Training raus. Ich habe am Donnerstag diese Woche noch fettes Krafttraining gehabt - und am Freitag hatte ich Wettkampfvorbereitungen.“
„Das war jetzt richtig stark. Das war der beste Lauf an diesem Wochenende“, lobt auch Trainer Harnisch.

Eine Woche später dann die Bestätigung.

Beim ersten Junioren-Weltcup der Saison – hier starten 15- bis 19-Jährige – im italienischen Baselga di Piné schafft es der 16-Jährige Finn dreimal aufs Podium: Dritter über 500 Meter, Erster über 1.500 Meter und ebenfalls Erster im Team Pursuit. Zusammen mit seinem Kumpel Tomy Nguyen und dem Dresdner Tobias Schlörb.

Der Vater als einer der größten Fans

Gerrit Schädler ist der Vater von Finn und einer seiner größten Fans. Gemeinsam mit Mutter Madeleine ist er beim Weltcup in Italien dabei.
Schädler: „Ich bin mir relativ sicher: Finn hat im Ziel seinen Namen nicht mehr gewusst, weil wirklich völlig fertig war. Immer die grüne Zahl auf der Anzeige zu haben also, als Führender, das war so beeindruckend. Finn hat über eine Runde gebraucht, um erst mal wieder zu sich zu kommen. Er war völlig verausgabt.“

5. Januar 2024: Am Rande des Trainings in Erfurt zeigt Vater Gerrit seinem Sohn Finn die Geldscheine, die er für ihn gewechselt hat. 150.000 südkoreanische Won, das entspricht gut 100 Euro. In zwölf Tagen fliegt Finn nach Südkorea.
Finn: „Ich muss wahrscheinlich selber Essen kaufen, weil ich nicht die ganze Zeit Reis essen kann, das geht nicht. Das schaffe ich nicht.“
 
In Gangwon, Südkorea, nimmt Finn an den Winter Youth Olympic Games teil – den Olympischen Jugendspielen für Athletinnen und Athleten im Alter von 15 bis 18 Jahren.
Finn Sonnekalb ist einer von vier Eisschnellläuferinnen und -läufern, die der DOSB nominiert hat. „Das ist für mich das Highlight der Saison, weil es nur alle vier Jahre ist. Bei 1500 erhoffe ich mir den ersten Platz."

Olympischen Jugenspiele als Sprungbrett

Für den deutschen Nachwuchs waren die Winter Youth Olympic Games schon öfter Sprungbrett für späteres olympisches Edelmetall. So holten Skispringer Andreas Wellinger, Skilangläuferin Victoria Carl und Bobfahrerin Laura Nolte zunächst Gold bei den Jugendspielen, bevor sie im Erwachsenenbereich erfolgreich waren. Finn würde gern den gleichen Weg gehen, Vater Gerrit findet das toll.
 
Schädler: „Finn hat schon paarmal gesagt: Er würde gern bei den Olympischen Spielen teilnehmen, und jeder, der an Olympischen Spielen teilnimmt, der würde dann natürlich auch gern oben irgendwo stehen. Und dem ordnet er auch alles unter."

Finn: „Es ist ein Traum, und wenn ich es nicht schaffe, ist es okay, aber ich gebe mein Bestes, um es zu schaffen."
 
Wenige Tage vor dem Abflug nach Südkorea arbeiten Trainer Harald Harnisch und sein Schüler am Feinschliff für das Großevent. Die Vorbereitung muss passen.

Teilnahme auch an Junioren-WM in Japan

Denn nach den Olympischen Jugendspielen fliegt der 16-Jährige direkt weiter nach Hachinohe in Japan. Dort wird er Anfang Februar bei der Junioren-WM um Medaillen kämpfen. Systematisches Training fällt in den kommenden Wochen also aus.

Harnisch: „Finn zeigt ganz viel Stärke wieder, gestern im Kraftraum hat er zweimal auch bei Gewichten eine Höchstleistung geschafft, also einen neuen Rekord für sich, und gesagt: ‚Herr Harnisch, es geht zu leicht‘. Da musste ich ihn bremsen, dass er es bitte dabei erst mal beibehält. Nicht mehr macht.“

Zum Ende der Saison wird sich wieder die Frage stellen: Soll der Trainer sein Supertalent weiter behutsam aufbauen oder eben doch häufiger mit den Erwachsenen trainieren und gegen sie antreten lassen?
Harnisch: "Ich kann mich auch noch an unser erstes Interview erinnern, da war das für mich noch ein bisschen weiter weg gewesen, weil wir diese internationalen Wettkämpfe so noch nicht hatten. Dass es jetzt dann doch mit dem Training so aufgegangen ist, dass er so eine große Entwicklung, wir können weiter träumen. Und Olympia? Er ist an der Weltspitze der Männer dran. Also da würde er sicherlich noch nicht um Platz eins und zwei kämpfen, aber den einen oder anderen deutschen Mann würde er in den Ausscheidungsrennen sehr wahrscheinlich hinter sich lassen.“

Bei Olympia in Mailand wäre er 18 Jahre alt

Bald schon kann es so weit sein. Wenn Finn sich für die Olympischen Winterspiele in Mailand 2026 qualifizieren will – er wäre dann 18 –, muss er in der nächsten Saison anfangen, bei den Senioren Weltcuppunkte zu sammeln.
Schafft er es, ist ihm die Unterstützung seiner Eltern gewiss. Vater Gerrit würde die Strecke Erfurt – Mailand mit dem Fahrrad fahren, um ihn anzufeuern.

Gerrit: „Das ist eine Strecke, die kann man mal im Winter auch machen, und den Brenner werden sie mir schon irgendwie freiräumen. Unser ganzes Leben besteht nur aus Radfahren. Wir haben Weltreisen gemacht, wir haben Radtouren von Alaska nach Mexiko gemacht. Finn war ein Jahr, da waren wir acht Monate in Skandinavien unterwegs mit ihm. Er war mit fünf Jahren 7.000 Kilometer durch Südeuropa dabei. Ich habe ein Tandem umgebaut, da saß er hinten drauf, musste aber demmeln. Die Bewegungen musste er mitmachen, die ganze Zeit über achteinhalb Monate, volles Programm.“
Finn (links) und Jann Sonnekalb
Finn (links) und sein jüngerer Bruder Jann, der als ähnlich talentiert gilt.© Wolf-Sören Treusch
Spätestens jetzt ist klar, warum Finn Sonnekalb das Zeug dazu hat, die frühere Eisschnelllauf-Hochburg Deutschland aus dem tiefen Tal zu führen. Und irgendwann in die Fußstapfen von Olaf Zinke und Uwe-Jens Mey zu treten. Das sind die letzten beiden deutschen Männer, die Olympiasieger wurden.
1992 kaum jemand wird sich daran noch erinnern. Und wenn er es nicht schafft, gibt es ja noch seinen Bruder Jann. Vier Jahre jünger als er und genauso talentiert wie Finn.

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