Elbphilharmonie
Hamburg soll einen neuen Konzertsaal in der Hafencity bekommen: die Elbphilharmonie. Mit aufsehenerregender Architektur soll sie zum neuen Wahrzeichen der Hansestadt werden. Der Bauentwurf der Starchitekten Herzog & deMeuron wurde nun der Öffentlichkeit vorgestellt.
"Das neue Wahrzeichen für Hamburg wird ja gebaut, oder soll gebaut werden, und ich glaube, das würde ein unglaubliches Aufbruchsignal noch mal geben für die Hafencity. Und davon sind mittlerweile so viele auch überzeugt, dass ich glaube, wir kriegen das auch hin."
Hamburgs Kultursenatorin Karin von Welck gibt sich optimistisch, trotz der Baukosten von 196 Millionen Euro für den Gesamtkomplex Elbphilharmonie, samt geplanter Konzertsälen, Hotel und Luxuswohnungen darin.
Ein Drittel der Kosten will die Stadt Hamburg tragen, sicher nicht allein aus von Welcks Kulturetat, denn das entspräche fast einem Drittel ihres Jahresetats. Doch mit wessen Geld man dann eigentlich bauen und vor allem die Philharmonie dauerhaft betreiben will, das weiß denn auch noch keiner so genau.
Aber immerhin: Wer den Entwurf der Basler Stararchitekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron gesehen hat, ist begeistert. Eine gigantische Welle aus Glas auf dem Dach eines turmhohen roten Backsteinspeichers aus den 60er Jahren. Darin die beiden Konzertsäle mit 2200 und 600 Plätzen. Da wird auch die internationale Konkurrenz neidisch.
John Tusa, Chef der Barbican Hall in London schwärmt schon mal von den Details - dagegen sieht die 25 Jahre zuvor als revolutionär empfundene Barbican alt aus, sagt er.
"Sie wurde zwar fächerförmig gebaut, aber davon abgesehen ist sie doch ziemlich konventionell. An einem Ende das Orchester, am anderen das Publikum. Erst das Parkett, dann der Rang. In der Elbphilharmonie hingegen sind die Sitzreihen so subtil angeordnet, dass alle Besucher besser hören, besser sehen und viel besser zum Orchester in Beziehung treten."
Bloß: Welche Besucher, fragen die Kritiker. Schon die in Laeizhalle umbenannte Hamburger Musikhalle ist mit ihren 1600 Plätzen nicht ausgelastet. Doch diesen Einwand lässt Klaus Jacobs, Leiter der New Yorker Carnegie Hall, nicht gelten.
"Bei einer Stadt mit fast zwei Millionen Einwohnern und einem riesigen Einzugsgebiet, da ist einfach genug Publikum da, um diese zwei großen Säle zu füllen. Schauen Sie, in Manhattan selbst, und das ist nun mal unser Hauptmarkt, wohnen etwas über eine Million Leute. Die anderen wohnen in Queens und in Brooklyn. Die reisen eine Stunde an. "
Geht es nach dem Willen des Hamburger Bürgermeisters, dann soll seine Stadt die Zwei-Millionen-Einwohner-Grenze demnächst sogar sprengen. Denn das Mega-Bauprojekt Hafencity, deren Aushängeschild die Elbphilharmonie werden soll, verbindet sich mit dem Konzept einer wachsenden Stadt und dem so genannten Sprung über die Elbe: Damit will der Senat die südlich der Elbe gelegenen Viertel Veddel und Wilhelmsburg dem reichen Norden der Stadt anschließen.
Der spektakulärste Vorschlag für die dazu notwendige 700 Meter lange Brücke kommt von einem weiteren Architektenstar: Hadi Teherani. Er plant auf der zweigeschossigen Brücke ganze 1000 Wohnungen, kleine Läden und Grünflächen aufzubauen. Eine "Living Bridge" wie die London Bridge oder die Ponte Vecchio in Florenz soll so entstehen. Und trotz der veranschlagten Baukosten von 324 Millionen Euro sollen die Mieten auf seine Brücke nach Tehranis Vorstellungen (oder nach wessen?) bei nur acht bis neun Euro pro Quadratmeter– also nicht über dem Hamburger Durchschnittspreis liegen. Die Stadt soll dafür nur die Grundstücke kostenlos zur Verfügung stellen, der Rest soll privat finanziert werden.
Doch das plante ursprünglich auch der private Investor für die Elbphilharmonie, bis ihm die Stadt das Projekt entriss - und nun selbst auf den Kosten sitzt. Überhaupt ist ein Grundproblem der Hafencity, dass die Erschließung der Flächen teuer ist und die Stadt sie daher meistbietend verkaufen will. Möglichst schnell. Ein attraktives Innenstadtviertel hingegen braucht langsames Wachstum, sagt der Architekt Jan Löhrs vom jungen Architektenbüro Spine, das ein Gebäude neben der Elbphilharmonie entwirft.
"Bei großen Projekten ist es natürlich auch immer so, dass man aufpassen muss, dass es nicht in irgendeiner Weise sehr monostrukturell wird. Sondern dass es eine relativ bunte Mischung gibt. Und es ist eine große Kunst, diese Mischung herzustellen, indem man ein großes städtebauliches Projekt von Null auf aufbaut."
Eine Trabantenstadt aus Büroklötzen, das könnte die Hafencity so trotz ihrer erstklassigen Lage in der Elbe im schlimmsten Fall werden. Löhrs Kollege Neill Winstanley von Spine fordert daher, die Stadt solle auch kleinen Baugemeinschaften Baugrund überlassen und Auflagen machen.
"Wenn so und so viel Büroraum entsteht, dass der entsprechende Besitzer dieses Bürohauses einen gewissen prozentuellen Anteil an freien Flächen für eine Galerie oder eine öffentliche Einrichtung freihalten muss. "
Hamburgs Kultursenatorin Karin von Welck gibt sich optimistisch, trotz der Baukosten von 196 Millionen Euro für den Gesamtkomplex Elbphilharmonie, samt geplanter Konzertsälen, Hotel und Luxuswohnungen darin.
Ein Drittel der Kosten will die Stadt Hamburg tragen, sicher nicht allein aus von Welcks Kulturetat, denn das entspräche fast einem Drittel ihres Jahresetats. Doch mit wessen Geld man dann eigentlich bauen und vor allem die Philharmonie dauerhaft betreiben will, das weiß denn auch noch keiner so genau.
Aber immerhin: Wer den Entwurf der Basler Stararchitekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron gesehen hat, ist begeistert. Eine gigantische Welle aus Glas auf dem Dach eines turmhohen roten Backsteinspeichers aus den 60er Jahren. Darin die beiden Konzertsäle mit 2200 und 600 Plätzen. Da wird auch die internationale Konkurrenz neidisch.
John Tusa, Chef der Barbican Hall in London schwärmt schon mal von den Details - dagegen sieht die 25 Jahre zuvor als revolutionär empfundene Barbican alt aus, sagt er.
"Sie wurde zwar fächerförmig gebaut, aber davon abgesehen ist sie doch ziemlich konventionell. An einem Ende das Orchester, am anderen das Publikum. Erst das Parkett, dann der Rang. In der Elbphilharmonie hingegen sind die Sitzreihen so subtil angeordnet, dass alle Besucher besser hören, besser sehen und viel besser zum Orchester in Beziehung treten."
Bloß: Welche Besucher, fragen die Kritiker. Schon die in Laeizhalle umbenannte Hamburger Musikhalle ist mit ihren 1600 Plätzen nicht ausgelastet. Doch diesen Einwand lässt Klaus Jacobs, Leiter der New Yorker Carnegie Hall, nicht gelten.
"Bei einer Stadt mit fast zwei Millionen Einwohnern und einem riesigen Einzugsgebiet, da ist einfach genug Publikum da, um diese zwei großen Säle zu füllen. Schauen Sie, in Manhattan selbst, und das ist nun mal unser Hauptmarkt, wohnen etwas über eine Million Leute. Die anderen wohnen in Queens und in Brooklyn. Die reisen eine Stunde an. "
Geht es nach dem Willen des Hamburger Bürgermeisters, dann soll seine Stadt die Zwei-Millionen-Einwohner-Grenze demnächst sogar sprengen. Denn das Mega-Bauprojekt Hafencity, deren Aushängeschild die Elbphilharmonie werden soll, verbindet sich mit dem Konzept einer wachsenden Stadt und dem so genannten Sprung über die Elbe: Damit will der Senat die südlich der Elbe gelegenen Viertel Veddel und Wilhelmsburg dem reichen Norden der Stadt anschließen.
Der spektakulärste Vorschlag für die dazu notwendige 700 Meter lange Brücke kommt von einem weiteren Architektenstar: Hadi Teherani. Er plant auf der zweigeschossigen Brücke ganze 1000 Wohnungen, kleine Läden und Grünflächen aufzubauen. Eine "Living Bridge" wie die London Bridge oder die Ponte Vecchio in Florenz soll so entstehen. Und trotz der veranschlagten Baukosten von 324 Millionen Euro sollen die Mieten auf seine Brücke nach Tehranis Vorstellungen (oder nach wessen?) bei nur acht bis neun Euro pro Quadratmeter– also nicht über dem Hamburger Durchschnittspreis liegen. Die Stadt soll dafür nur die Grundstücke kostenlos zur Verfügung stellen, der Rest soll privat finanziert werden.
Doch das plante ursprünglich auch der private Investor für die Elbphilharmonie, bis ihm die Stadt das Projekt entriss - und nun selbst auf den Kosten sitzt. Überhaupt ist ein Grundproblem der Hafencity, dass die Erschließung der Flächen teuer ist und die Stadt sie daher meistbietend verkaufen will. Möglichst schnell. Ein attraktives Innenstadtviertel hingegen braucht langsames Wachstum, sagt der Architekt Jan Löhrs vom jungen Architektenbüro Spine, das ein Gebäude neben der Elbphilharmonie entwirft.
"Bei großen Projekten ist es natürlich auch immer so, dass man aufpassen muss, dass es nicht in irgendeiner Weise sehr monostrukturell wird. Sondern dass es eine relativ bunte Mischung gibt. Und es ist eine große Kunst, diese Mischung herzustellen, indem man ein großes städtebauliches Projekt von Null auf aufbaut."
Eine Trabantenstadt aus Büroklötzen, das könnte die Hafencity so trotz ihrer erstklassigen Lage in der Elbe im schlimmsten Fall werden. Löhrs Kollege Neill Winstanley von Spine fordert daher, die Stadt solle auch kleinen Baugemeinschaften Baugrund überlassen und Auflagen machen.
"Wenn so und so viel Büroraum entsteht, dass der entsprechende Besitzer dieses Bürohauses einen gewissen prozentuellen Anteil an freien Flächen für eine Galerie oder eine öffentliche Einrichtung freihalten muss. "