Electro-Soul von Honne

Nachtleben und Romantik

Das Duo Honne bei einem Konzert im Rahmen eines Festivalauftrittes in Hamburg.
Das Duo Honne bei einem Konzert im Rahmen eines Festivalauftrittes in Hamburg. © imago/Philipp Szyza
Von Kerstin Poppendieck |
Kennengelernt hat sich das britische Electro-Soul-Duo Honne an der Uni. Nun haben die Musiker ihr Debütalbum "Warm On A Cold Night" veröffentlicht. Das klingt einzigartig - will aber teilweise zuviel.
Das musikalische Finale einer durchfeierten Nacht. Zwei Typen, Ende zwanzig kommen nach Hause. Der eine ist James Hatcher, größtenteils für die Musik bei Honne zuständig, der andere ist sein Mitbewohner William Coutts.
"Wenn William betrunken war, hatte er immer diese verrückte Stimme. Und in dieser Nacht fing er wieder an, mit dieser Stimme irgendeinen Quatsch zu erzählen. Ich fand das toll und hatte die Idee, ihn aufzunehmen. Das ging ganz schnell. Das war der erste Song des Albums, den wir fertig hatten. Jetzt ist es auch der erste Track, und das Album heißt auch so."
"Warm On A Cold Night" - was für ein wunderbarer Eröffnungstrack. Ohne große Umschweife zieht er uns in das Album. Stimmung, Tempo, Gesang – wie das Vorwort eines Sachbuches. Nur, dass das, was dann folgt keine trockene Theorie ist, sondern die musikalische Reise auf der Suche nach einem neuen Sound:
"Das war eine sehr bewusste Entscheidung, einen einzigartigen Sound zu kreieren. Wir wollten auf gar keinen Fall, dass man sagt: eure Musik klingt genau so oder so. Ganz offensichtlich haben wir uns von anderen Musikern inspirieren lassen und verwenden Elemente von hier und da. Aber ich glaube, dass wir es geschafft haben, einen eigenen Sound zu entwickeln. Ganz am Anfang haben wir viel Zeit darauf verwendet, viele ganz unterschiedliche Songs zu schreiben, haben verschiedene Instrumente ausprobiert und Stimmungen."

An der Uni kennengelernt

"Der Song 'Warm on a cold night' war dann der Wendepunkt. Wir waren begeistert. Uns hat die Botschaft gefallen, die romantische Stimmung, der Klang, die Ideen bei der Produktion. Von da an war klar, das ist unsere Richtung."
Kennengelernt haben sich Andy und James an der Uni, gleich in den ersten Tagen ihres Studiums. Das ist jetzt gut zwei Jahre her. Es ist nicht schwer, die musikalischen Einflüsse von Honne herauszuhören: ein bisschen Frank Ocean, ein bisschen R 'n' B und viel James Blake. Dazu eine ordentliche Portion Gefühl, Liebe und Romantik.
Auf die Frage, ob sie sich selbst als Romantiker bezeichnen würden, antworten Sänger Andy Clutterbuck und James Hatcher, der Mann hinter'm Keyboard, mit einem Grinsen: das sollten besser unsere Freundinnen beantworten.
"Ja, ich glaube, wir sind Romantiker. Darum geht es auch in vielen Songs des Albums: Themen wie Nachtleben und Romantik. In unseren Texten geht es um unsere Gefühle und Dinge, die wir selbst erlebt haben. Da hilft es natürlich, wenn man selbst auch verliebt ist."

"Lichter bei Nacht sehen doch toll aus"

Einen einzigartigen Sound wollten Honne kreieren, sagten sie vorhin. Da haben sich die beiden Briten viel vorgenommen. Vielleicht zu viel. Ohne Frage, ihr Sound ist besonders: intim und mit Groove, warm und entspannt.
Eine leicht schummrige Bar, ein Cocktail … der perfekte Soundtrack dazu. Tatsächlich sind sowohl Andy Clutterbuck als auch James Hatcher Nachtmenschen. Nur leider sind ihre musikalischen Nächte nicht besonders abwechslungsreich. Da kann die Nacht noch so schön sein.
"Lichter bei Nacht sehen doch toll aus. Und ich finde, die aufregendsten Dinge im Leben passieren nachts. Ich kann das jetzt nicht genauer sagen. Romantische Sachen eben, Du weißt schon. Einige meiner schönsten Erinnerungen sind durchfeierte Nächte mit Freunden. Und unsere Konzerte finden in der Nacht statt. Es ist einfach eine aufregende Tageszeit."
"Und als wir mit Honne angefangen haben, haben wir den Großteil unserer Lieder nachts geschrieben. Denn tagsüber hatten wir reguläre Jobs. Erst nach Feierabend konnten wir uns hinsetzen und komponieren. Es gibt einfach so eine ganz besondere Stimmung in der Nacht. Die Lichter sind gedimmt, keine ist da, vor dem man sich rechtfertigen muss, man kann Sachen ausprobieren. Das Licht verändert alles."
Man kann Sachen ausprobieren, sagt James Hatcher. Richtig. Aber hier ist der Haken. Sie probieren leider kaum etwas aus. Irgendwann bei Track 10 von 16 stellt man fest, es fehlt etwas. Anders als bei ihrer große Inspiration James Blake, fehlen musikalische Ausbrüche, neue Ideen, überraschende Wendungen. Jeder Song für sich genommen ist gut und rund und berührend. Tolle Beats, warme Stimme, gut produziert. Was aber nach den fast 70 Minuten des Debütalbums hängen bleibt, ist eine große musikalische Masse aus einem immer ähnlich klingen Sound. Honne wollten doch ihren ganz eigenen Klang finden. Ganz offensichtlich ist ihnen das gelungen.