Der Tom Waits des Tango
Er gilt als der "Tom Waits des Tango" oder auch der "Paolo Conte der Milonga". Mit diesen Vorbildern verbindet den argentinischen Sänger Daniel Melingo nicht nur die markante, rauchig-tiefe Stimme, sondern auch eine gewisse Anarchie in der musikalischen Umsetzung seiner Songs.
Mit Rock-Bands wie "Los Twist" und den "Ramones del Tango" hat Daniel Melingo bereits in den 80er und 90er Jahren in Argentinien für Aufmerksamkeit gesorgt. Er hat Filme gedreht, in Musicals mitgespielt und eine vielbeachtete Graphic Novel veröffentlicht. In den letzten Jahren allerdings hat sich Melingo wieder verstärkt dem Tango zugewendet - der Musik, die ihn schon als kleines Kind geprägt hat. Schließlich war sein Stiefvater der Manager des berühmten Tangosängers Edmundo Rivero.
Melingo selbst bezeichnet seine Musik als "Prototango" - als Rückkehr in die Anfänge des Genres Mitte des 19. Jahrhunderts. Eine falsche Fährte, denn in Wahrheit weist das neue Album eher in die Zeit des späten 20. Jahrhunderts, zu Bands wie dem Gotan Project oder dem Bajofondo Tango Club. Melingo mischt den Tango mit elektronischen Samples, mit schrägen Bluesriffs, Bossa Nova- Rhythmen und karibischen Steeldrums. Das klingt an manchen Stellen mehr nach einem Hörspiel als nach durchgehenden Songs, ist aber nie langweilig oder gar ermüdend.
"Daniel Melingo ist der Mann, der den Tango ernsthaft cool machte" hat die englische Zeitung The Independent mal geschrieben. Dieses Zitat ist vielleicht dann doch ein bisschen übertrieben, trotzdem ist es jederzeit lohnend, sich mit dem Mann zu beschäftigen. Und wenn man des Spanischen mächtig ist, dann kann man sich auch noch an den wunderbaren Texte erfreuen, die zum Teil aus seiner eigenen Feder stammen, zum Teil aber auch von großen lateinamerikanischen Dichterinnen und Dichtern wie Violetta Parra oder Atahualpa Yapanqui.
Label: World Village/ Harmonia Mundi, EAN 3149026004504