Smartwatch im Seniorenheim
Moderne Kommunikationstechnik soll die Abläufe in Pflegeheimen verbessern. Smartwatch und Tablet-Computer alarmieren, wenn Tabletten nicht genommen werden oder ein Heimbewohner stürzt. Besuch bei einem Projekt des Fraunhofer-Instituts.
Computerstimme: "Bitte nehmen Sie die rosa Pille ein! Bitte nehmen Sie die rosa Pille ein!"
Für Ursula Drews ist es wieder soweit. Sie muss ihre Tablette einnehmen. Eine blecherne Kunststimme erinnert sie daran. Der Hinweis schallt aus dem Tablet-Computer auf dem kleinen Tisch am Fenster. Der 78-jährigen Rentnerin gefällt das:
"Ich bin schon früher so: Technische Sachen, die haben mir immer besser gefallen. Als wenn ich da mit Puppen gespielt hätte - das mochte ich nicht."
Forscher des Fraunhofer-Instituts begleiten die Arbeit
Ursula Drews lebt in einem kleinen Seniorenheim in Lutterstorf bei Wismar. Sie nimmt teil an einem Forschungsprojekt des Fraunhofer-Instituts für Graphische Datenverarbeitung in Rostock. Der Ingenieur Gerald Bieber verfolgt die Idee, mit Hilfe moderner Kommunikationsmittel den Alltag von Senioren angenehmer zu gestalten:
Smartphone am Handgelenk, Tablet-Computer auf dem Tisch, beides über das hausinterne W-LAN-Netz miteinander verbunden - und schon öffnet sich für den Anwender ein Fenster in die Welt der modernen Technik:
"Er sieht auf diesem Tablet-PC Informationen, die für ihn interessant sind; auch Nachrichten von Angehörigen, vom Pflegedienst; er sieht die Information der Pilleneingabe; hat aber natürlich auch die Möglichkeit, diese Information sich akustisch wiedergeben zu lassen. Er sieht diese Information auf der Smartwatch an sich, auf seinem Tablet-PC; und er kann diese auch abrufen."
Regina Schmidt leitet die Kranken- und Altenpflege in Lutterstorf. Sie begrüßt die technische Neuerung:
"Ich denke mal schon, dass man mit diesem System uns die Arbeit erleichtert wird; wir haben besprochen, dass dann, wenn ein Patient oder ein Kunde unruhig wird, dass ein Signal gesendet wird. Ich erhalte dann ein Signal und kann dann direkt reagieren. Und relativ zeitnah."
Computerstimme: "Achtung! Problem im Zimmer 5 bei Frau B. erkennbar. Achtung! Problem im Zimmer 5 bei Frau B. erkennbar."
Bewegungssensoren in der Smartwatch
Die Smartwatch am Handgelenk der Bewohnerin ist über den Tablet-PC in Zimmer 5 mit dem hausinternen W-LAN-Netz verbunden. Die Warnmeldung ertönt am Computer im Aufenthaltsraum der Tagesschwester.
In handelsüblichen Smartwatches sind Bewegungssensoren integriert, die bei entsprechender Konfiguration zum Beispiel anzeigen können, wenn der Uhrenträger gestürzt ist.
Besser ist aber noch der präventive Charakter: Die Smartwatch kann auch signalisieren, wenn der Uhrenträger im Haus umher irrt:
"Wir sollten eigentlich den Sturz vermeiden. Und für diesen Bereich könnte ich mir dieses System auch recht gut vorstellen; weil wir haben Kunden, auch gerade im dementen Bereich, die dann doch sehr bewegungsaktiv sind und unkontrolliert aufstehen; und wir wissen ganz genau, wenn der Herr aufsteht, der fällt dann halt. Und wenn wir so eine Information dann vorher haben, dann ist man anders achtsam und dann geht man hin und begleitet. Wir wollen sie ja nicht einschränken, wir wollen sie begleiten. Sie sollen ruhig ihre Bewegung ausüben, die sie möchten; aber in Begleitung und damit vermeiden wir dann auch die Stürze."
Und somit auch die Knochenbrüche, die häufig mit einem Sturz verbunden sind.
Nicht nur im Seniorenheim können Smartphone und Tablet-Computer helfen, den Alltag zu bewältigen, sondern auch in der häuslichen Pflege. Ideal wäre es, wenn dank der modernen Technik pflegebedürftige Menschen länger zu Hause bleiben können, im gewohnten Umfeld.
Technik nähert sich den Menschen an
Dem Einwand, dass für ältere Menschen der Umgang mit Smartwatch und Tablet-Computer zu kompliziert sei, kann Gerald Bieber nur bedingt folgen:
"Das Interessante ist, dass durch die neuen Technologien der Spracherkennung, Sprachausgabe sich die Technik wieder an den Menschen annähert und sich nicht der Mensch zu stark an der Technik orientieren muss."
Anders als beim klassischen PC ist beim modernen Tablet-PC die Benutzeroberfläche intuitiv genug gestaltet, damit viele Senioren nach einer Anlernphase damit klarkommen können.
Auch Ursula Drews hatte zu Beginn ein Problem: Ihr war die Schrift auf dem Display des Tablet-PC viel zu klein. Aber auch das war kein Hindernis:
"Mein jüngster Enkel, der ist ja firm da drin. Und da sage ich: Du, Max, wie wird das und das gemacht? Und dann erklärt er mir das. Er sieht ja auch: Seine Oma hat Interesse daran."
Und die Oma freut sich dann auch, wenn der Tablet-PC auf dem kleinen Tisch noch einmal an die Veranstaltung erinnert, der sie schon seit Tagen entgegen fiebert:
Computerstimme: "Heute ist der Bingo-Abend! Heute ist der Bingo-Abend"