Eleonore Büning: Sprechen wir über Beethoven
Benevento Books, Elsbethen 2018
352 Seiten, 24 Euro
"Ein Kopf-Komponist"
29:06 Minuten
Ludwig van Beethoven lebte in einer Zeit des Umbruchs, der seine Musik stark geprägt hat, sagt Eleonore Büning. Mit "Sprechen wir über Beethoven" hat die Musikkritikerin eine leicht zugängliche Hommage an den Komponisten geschrieben.
An Klischees über Beethoven herrscht kein Mangel: In vielen davon liege zwar ein wahrer Kern, sagt die Musikkritikerin Eleonore Büning. Doch Beethoven sei mehr als das – weshalb es ihr mit ihrem Buch "Sprechen wir über Beethoven" auch darum gegangen sei, über die gängigen Klischees hinaus Wissenswertes zu Beethoven zu versammeln: "Ich möchte gerne die Menschen bekannt machen mit einem Menschen, den sie noch nicht kennen." Das Buch geht auf eine Radioreihe zurück, die Büning im Auftrag des RBB betreut hat.
Zu den Klischees zählt, dass der rätselhafte, zuweilen unzugängliche Charakter von Beethovens Spätwerk mit seiner Alterstaubheit zu tun habe. "Ich bin ziemlich sicher", sagt Büning dazu, "dass Ludwig van Beethoven nicht anders komponiert hat, weil er taub war. Er hat natürlich ungeheuer gelitten unter der Einsamkeit, die das bedeutet. Aber dass sich das in seiner Musik niedergeschlagen hat, das glaube ich nicht. Beethoven war, wie Mozart auch, ein Kopf-Komponist. Das zeigen seine Skizzenbücher, von denen viele erhalten sind. Er hat gefeilt, mit sich selbst einen Diskurs geführt. Dinge entworfen und wieder verworfen. Das hat sich alles im Kopf abgespielt."
Die Welt verbessern mit Musik
Immer wieder ist Beethoven politisch vereinnahmt worden. Das liege auch daran, dass Beethoven von Kindesbeinen an mit den Idealen der Aufklärung aufgewachsen sei, erklärt Büning. "Das transportiert er auch in seiner Musik." Beethoven verfolge mit seiner Musik einen "Humanisierungsanspruch – den er selbst hatte, an sich, aber auch an die Werke anderer Komponisten."
Der Komponist habe "relativ früh Parameter der Musik der Französischen Revolution in seine Musik hineingenommen". Und weiter: "In Beethovens Musik - in vielen seiner Werke explizit, in vielen subkutan – steckt tatsächlich so etwas wie eine Weltverbesserungsidee drin – ich sage das ohne Häme. Diese Vision des besseren Lebens. Vielleicht hat ihn das besonders anfällig gemacht, von allen –Ismen instrumentalisiert zu werden: Vom Stalinismus genauso wie vom Nationalsozialismus." Für Büning ein glatter "Missbrauch".
Dass Beethoven bis heute in einem völlig anderen historischen und medialen Kontext immer noch ein großes Publikum findet, liegt für Büning im "Evergreen"-Charakter zahlreicher seiner Werke begründet: "Er war wirklich ein hochbegabter, aber auch hochgebildeter Mensch."
Ein Genie also? "Ja, durchaus."