Ein aufregendes musikalisches Abenteuer
06:13 Minuten
Die englische Jazzszene hat sich in den letzten Jahren ein wachsendes und begeistertes Publikum erspielt. Star dieser Szene ist der 28-jährige Jazzpianist Elliot Galvin. Unser Musikredakteur Matthias Wegner hat ihn getroffen.
"Es ist wirklich lustig. Wenn du in London lebst, weißt du natürlich, dass es hier großartige Musiker gibt. Aber wenn jetzt immer von einer "Bewegung" gesprochen wird, muss ich ein wenig schmunzeln. Denn tolle Musikerinnen und Musiker hat es hier schon sehr viel länger gegeben. Für mich fühlt sich das gar nicht so an, als würde hier genau jetzt eine musikalische Explosion stattfinden. Aber klar, es gibt tolle Musiker in London und in Großbritannien."
Elliot Galvin ist nicht der einzige britische Musiker, der den Hype um die aktuelle Jazzszene seiner Heimat nicht so ganz nachvollziehen kann. Aber na klar, auch er profitiert davon und wird mittlerweile auch auf dem europäischen Festland ordentlich herumgereicht. Als Mitglied der Band Dinosaur, als Trio-Spezialist oder auch in jüngerer Zeit verstärkt als Solo-Pianist. Diese Königsdisziplin im Jazz hat Galvin erst vor knapp zwei Jahren für sich wiederentdeckt:
"Es gibt kein Sicherheitsnetz durch andere Musiker", sagt Galvin. "Auf eine merkwürdige Art und Weise fühle ich mich beim Solo-Klavier am meisten zu Hause. Im Grunde habe ich ja vor 20 Jahren mit Solo-Improvisation begonnen, als ich anfing, Töne am Klavier zu erzeugen. Und das fühlt sich noch immer sehr vertraut an. Ich mag das. Es ist der direkteste, klarste Ausdruck, den es von meiner Musik gibt."
"Craig Taborn hat einen Ansatz, der mich auf alle Fälle beeinflusst hat und auch Jason Moran, den ich einige Male solo erlebt habe. Das war verblüffend. Von ihm habe ich gelernt, wirklich eine Geschichte zu erzählen und dass jeder Aspekt in einem Live-Konzert in erster Linie dazu da ist, wirklich der Musik zu dienen. In dieser Hinsicht ist er ein absoluter Meister. Das hat mich sehr beeinflusst."
Beeindruckende Ausgebufftheit
Elliot Galvin hat die komplette Jazztradition verinnerlicht. Diese dient ihm jedoch nur als Ausgangspunkt seines aufregenden musikalischen Abenteuers. Seine Solo-Konzerte am Klavier versucht er möglichst frei zu improvisieren und er wählt dabei die kleinere, übersichtliche Form. Spielt also keine ausufernden Stücke.
"Mein Programm ist unterteilt in einzelne, kleinere Stücke. Das hilft enorm, wenn man eine grobe Idee hat und darüber kreist. Wenn ein Stück kürzer ist, kann man sich viel besser auf einen Aspekt fokussieren."
Beim Pariser Solokonzert aus dem Jahr 2018, das nun als Live-Mitschnitt vorliegt, bewegt sich Eliott Galvin stilsicher durch einen riesigen Kosmos der Ausdrucksmöglichkeiten. Seine großen handwerklichen Fähigkeiten und sein Erfindungsreichtum sind vom Komponieren bzw. vom Instant Composing, also dem Komponieren durch Improvisation, nicht zu trennen. Kaum zu glauben, dass Galvin gerade mal 28 Jahre alt ist. Er spielt mit einer beeindruckenden Ausgebufftheit und verfügt schon jetzt über eine markante Handschrift. Toll!
Beim Pariser Solokonzert aus dem Jahr 2018, das nun als Live-Mitschnitt vorliegt, bewegt sich Eliott Galvin stilsicher durch einen riesigen Kosmos der Ausdrucksmöglichkeiten. Seine großen handwerklichen Fähigkeiten und sein Erfindungsreichtum sind vom Komponieren bzw. vom Instant Composing, also dem Komponieren durch Improvisation, nicht zu trennen. Kaum zu glauben, dass Galvin gerade mal 28 Jahre alt ist. Er spielt mit einer beeindruckenden Ausgebufftheit und verfügt schon jetzt über eine markante Handschrift. Toll!