Ein paar Milliarden als schöner Nebeneffekt
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Reich, reicher, Elon Musk: Der Chef von Tesla ist jetzt Spitzenreiter im Ranking der Milliardäre. Extrem reich zu werden sei oft ein Beiprodukt, wenn Menschen für ihre Firma oder ihr Produkt brennen würden, sagt der Sozialpsychologe Kai Jonas.
Er gilt als exzentrisch, charismatisch und ist ein Visionär: Elon Musk ist jetzt der reichste Mensch der Welt. Damit hat er Amazon-Chef Jeff Bezos nach vier Jahren vom Thron des "Billionaires Index" der Finanzagentur Bloomberg gestoßen.
Der Grund: seine Tesla-Aktien. Anfang 2020 lag der Börsenwert des Unternehmens bei rund 85 US-Dollar. Bis zum Jahresende mussten Anleger für die Aktie bereits 705 US-Dollar zahlen. Ein astronomischer Anstieg, zumal Tesla erst 500.000 Autos ausgeliefert hat.
Vorreiter bei Elektroautos
Aber an der Börse wird die Zukunft gehandelt. Und im Fall von Tesla sieht man eine glänzende. Börsenexperten erklären sich diesen Höhenflug mit dem Klimawandel. Er spielt Elon Musk in die Karten. Bei der Produktion von E-Autos gilt er als der absolute Vorreiter.
Aber: Noch ist der Wert der Tesla-Aktien eine Wette auf Gewinne. Sollten andere Konzerne wie Daimler, BMW und Co. nachziehen, sollte es zu Produktionsschwierigkeiten bei Tesla kommen, dann könnte die Luft auch schnell wieder raus sein.
Doch noch baut Elon Musk rasend schnell. Zum Beispiel die Gigafactory in Grünheide in Brandenburg. Auch wenn er dafür noch keine abschließende Baugenehmigung hat. Ist das vielleicht ein Hinweis darauf, dass man, um innovativ zu sein, sich über Grenzen hinwegsetzen muss? Macht einen das zum reichsten Menschen der Welt?
Wichtig: eine große Portion Glück
Und kann jeder so reich werden? "Prinzipiell kann jeder erfolgreich werden", meint Kai Jonas, Professor für angewandte Sozialpsychologie an der Universität Maastricht. Doch wenn Erfolg bedeute, Milliardär zu sein, dann müsse man sich vermutlich sehr anstrengen und auch eine ganz große Portion Glück haben – so wie Elon Musk. Es gebe insgesamt zu wenige Milliardäre, um erforschen zu können, ob es so etwas wie einen charakterlichen "Milliardärstyp" gebe, betont Jonas.
Um erfolgreich zu sein, müsse man Hartnäckigkeit, Leidenschaft sowie neue Fertigkeiten und Kenntnisse, die in die Zeit passen, mitbringen. Auch Risikobereitschaft und eine gewisse Portion Narzissmus seien dazu passende Charaktereigenschaften, so Jonas:
"Sie sehen auch bei superreichen Menschen häufig, dass auch ein Projekt gescheitert ist. Aber das ist eben auch etwas, das man sich leisten kann, wenn genügend Milliarden auf dem Konto liegen."
Reichtum verderbe nicht automatisch den Charakter, meint der Experte. Bei der "The Giving Pledge"-Initiative hätten sich mehr als 200 Milliardäre zusammengeschlossen, die einen Großteil ihres Vermögens spenden wollten oder bereits gespendet hätten.
Ein überfülltes Konto als Nebeneffekt
Wäre Elon Musk im Ölgeschäft, dann wäre er - auch mit den gleichen Charaktereigenschaften - vermutlich weder Milliardär noch so erfolgreich, sagt Jonas. Denn Öl sei eine Branche auf dem absteigenden Ast: Bei Elektroautos dagegen gebe es gerade Dynamik.
Extrem reich zu werden sei oft ein Beiprodukt, wenn Menschen vor allem für die Sache, also ihre Firma, ein Produkt oder eine Innovation brennen würden, berichtet Jonas. "Dass dann auch noch genügend Geld auf dem Konto landet, ist ein schöner Nebeneffekt."
(jfr)