Die Machtkonzentration beunruhigt auch die Schriftstellerin Jagoda Marinić . Als "Mega-Maniacs" sieht sie dabei neben Musk den Besitzer des Meta-Konzerns, Mark Zuckerberg, und den Amazon-Gründer Jeff Bezos. "Wir haben die komplette demokratische Debatte im Internet diesen Einzelpersonen in die Hände gelegt", kritisiert Marinić. "Ich frage mich, wie kaufbar die Demokratie ist." Die Autorin vermisst eine Kartellbehörde für das Internet und wünscht sich eine Vergesellschaftung von Twitter.
Elon Musk kauft Twitter
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Alleinherrscher über eine Kommunikationsplattform
08:53 Minuten
Elon Musk hat sich durchgesetzt: Für 44 Milliarden Dollar wird er alleiniger Besitzer von Twitter. Die Community sorge sich nun um digitale Grundrechte: Musks Verständnis von freier Rede sei eigenartig, sagt der Journalist Moritz Metz.
Nachdem der reichste Mann der Welt sich in den vergangenen Wochen zuerst mehr Anteile an Twitter sicherte, kam nun die komplette Übernahme. Zuerst gaben Verwaltungsrat und Management ihren Widerstand auf, dann stimmten die Aktionäre zu. Elon Musk hat 44 Milliarden Dollar auf den Tisch gelegt.
Ohnmacht und Kritik auf Twitter
Es sei keine Überraschung, dass es als Reaktion teilweise Ohnmacht und Kritik gegeben habe, sagt der Journalist Moritz Metz. "Viele haben den Eindruck, dass Twitter das Spielzeug eines Mannes in der Midlife Crisis wird." Außerdem sei es grundsätzlich ein Problem, wenn Medien in der Hand weniger Konzerne oder einzelner Menschen liegen.
Marinić vermisst eine Kartellbehörde für das Internet
Musk, der selbst ein sehr aktiver Twitter-Nutzer ist, hat geschrieben, dass er hofft, dass auch seine größten Kritiker auf Twitter bleiben würden, denn das sei, was freie Rede bedeutet. Diese Haltung Musks stößt bei Metz auf Skepsis. Musk habe ein eigenartiges Verständnis von freier Rede. Das sei einerseits seine sehr libertäre Herangehensweise, dass jeder einfach alles sagen kann. Dabei missachte er, dass es auf Twitter ein großes Problem mit Trollen und Hassrede gebe. Andererseits habe Musk Journalisten, die kritisch über ihn berichtet hatten, etwa keinen Zugang zur Pressekonferenz bei der Eröffnung seines Tesla-Werks in Grünheide gewährt.
Versäumnisse der Politik
Auf Twitter gebe es nun besorgte Stimmen um digitale Grundrechte, weil Musk mit dem Kauf zum Alleinherrscher einer zentralen Kommunikationsplattform geworden ist. Dort werde auch kritisiert, dass die Politik versäumt habe, vergesellschaftete Plattformen als Alternativen zu entwickeln. Auch gebe es die Befürchtung, dass Musk die Sperrung von Donald Trump aufhebt, schließlich hatte er sich gegen verschiedene Grundsätze ausgesprochen, als diese dazu führten, dass Trumps Account gesperrt wurde.
Es sei nun die Frage wieviele User bleiben werden oder die Plattform womöglich verließen und auf die dezentrale Alternative Mastodon ausweichen, so Metz: "Twitter ist eine öffentliche Infrastruktur für gesellschaftliche Diskurse, und Musk wird daraus wahrscheinlich keinen 'Town Square' machen, sondern eher eine Mall, weil er das Geld, das er ausgegeben hat, vielleicht auch wieder reinholen will. Schließlich ist er ja ein Geschäftsmann", sagt Metz.
(rja)