Twitter

Und nun, Mr. Musk?

Der US-Unternehmer Elon Musk neben dem Twitterlogo. Er hat das Gesicht in die Hand gestützt.
Auf Zickzackkurs mit Twitter: Elon Musk, der erst rund die Hälfte der Belegschaft feuerte – und nun merkt, dass die Beschäftigten wichtige Arbeit geleistet haben. © Getty Images / Anadolu Agency / Muhammed Selim Korkutata
Felix Kartte im Gespräch mit Ramona Westhof |
Twitter-Besitzer Elon Musk weiß offenbar nicht so recht, wohin. Twitter zur Bezahlplattform zu machen, sei nicht grundsätzlich schlecht, meint Digitalpolitik-Experte Felix Kartte. Doch dem offenen Diskurs werde der Kanal dann kaum noch dienen können.
Wenn man sich die Meldungen über Twitter der letzten Tage ansieht, drängt sich der Verdacht auf: Elon Musk, neuer Besitzer des Social Media-Kanals, hatte bislang keinen Schimmer davon, was man für eine solche Plattform wirklich braucht, um langfristig erfolgreich zu bleiben: Nämlich gute Content Moderation, die die Userinnen und User bindet, Trolle und extreme Shitstormer in ihre Schranken weist und der Plattform dazu verhilft, Geld zu verdienen.
Nur so ist zu verstehen, dass Musk einen Großteil der Twitter-Belegschaft entlassen hat. Nur um sie dann – oh, die brauchen wir ja doch noch – wieder einzustellen. Jetzt soll es sogar einen "Rat für Inhaltemoderationen" geben.

Wird Twitter ein neues OnlyFans?

Musk denkt darüber nach, aus Twitter eine Bezahlplattform à la OnlyFans zu machen, wo Content wie Videos und Streamings nur für zahlende Mitglieder nutzbar ist. Bei OnlyFans schließt das auch Sex-Inhalte mit ein.
Was für ein Twitter will Elon Musk hinter einer Bezahlschranke? Felix Kartte, Digitalpolitikexperte und Senior Advisor Germany bei der Initiative Reset.Tech, sagt: "Wir sollten uns zunächst einmal bewusst machen, dass wir eigentlich schon längst für Inhalte zahlen – bislang zwar nicht mit Geld, aber mit unseren Daten."
Die Quittung dafür bekommt man, äußerlich sichtbar, in Form von haufenweise personalisierter Werbung, die bei allen Gelegenheiten im Netz aufpoppt, wenn wir bestimmte Seiten besuchen.
Die heftige Diskussion darüber, ob dieser Preis – die Freigabe unserer Daten – gewollt oder aber am Ende sogar schädlich für eine Demokratie sei, gebe es schon lange, sagte Kartte. Denn gezielte, personalisierte Ansprache könne auch zu gesellschaftlichen Polarisierungen führen.

Ohne Moderation funktioniert es nicht

Deshalb findet er die Monetarisierung von Inhalten hinter einer Bezahlschranke an sich nicht schlecht. Zumindest habe Elon Musk nun offenbar verstanden, dass eine Plattform "ohne Moderation des Inhalts nicht funktioniert", so Kartte.
Dennoch müsse Musk sich gut überlegen, ob Twitter künftig tatsächlich nur noch für Bezahlkunden im vollen Umfang nutzbar sein solle.
"Ich denke nicht, dass eine Plattform, die, wie Twitter, für die demokratische Willensbildung genutzt wird, eine Bezahlschranke bekommen sollte", sagt Kartte. "Weil das dazu führen würde, dass ohnehin schon dominante Stimmen den Diskurs bestimmen; und dass umgekehrt Menschen, die ohnehin schon Beteiligungsschwierigkeiten haben, sich weiter entfernen von kritischen Diskursen."
Für einen offenen Diskurs und Austausch würde sich die Community dann künftig neue Plattformen suchen müssen.
(mkn)
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