Elternquote statt Frauenquote
Frauen sind ein bislang nur unzureichend ausgeschöpftes Potential der Wirtschaft. Mit einer 30-prozentigen Frauenquote will daher die Telekom ihren Talentpool erweitern und damit langfristig eine höhere Wertschöpfung für das Unternehmen erzielen.
Aus der Sicht des Telekommunikationskonzerns ein nachvollziehbares Ziel. Aber was ist dabei für unsere Gesellschaft so bedeutsam, dass Ministerinnen und Parteien sich die Köpfe darüber heiß reden, ob es nun eine freiwillige oder gesetzlich vorgeschriebene Frauenquote in der Wirtschaft geben soll? Schon heute schaffen es ja Frauen in die Führungsetagen der Unternehmen – ganz ohne politische Hilfe.
Wo also liegt das öffentliche Interesse daran, dass Frauen mit staatlicher Förderung das in Deutschland etablierte, männliche Karrieremodell bruchlos kopieren können? Arbeitswochen mit einer Normalarbeitszeit von 70 bis 80 Stunden? Sich im Aufbau und der Pflege beruflicher Netzwerke völlig verausgaben und darüber Partner, Familie und Freunde vergessen oder gleich ganz auf Kinder verzichten? In einer Erwartungshaltung leben, bei der nur Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wirklich zählen, die sich ihrem Betrieb vollständig verschrieben haben; und wo Fehlzeiten von Müttern und Vätern wegen kranker Kinder oder der Schuleinführung eher als lästige Störungen des Betriebsablaufs empfunden werden?
Selbst viele beruflich hoch motivierte und qualifizierte Frauen sind dazu nicht bereit, wie Personalchefs klagen. Sobald sie Kinder bekämen, würden sie nicht nur eine Berufspause einlegen, sondern wollten überwiegend nur noch Teilzeit arbeiten. Damit kommen sie dann nicht mehr für Führungsaufgaben in Frage; häufig werden sie beruflich degradiert und auf Stellen deutlich unter ihrem Qualifikationsniveau abgeschoben – sogar in Betrieben, die sich mit dem Zertifikat "Geprüfte Familienfreundlichkeit" schmücken dürfen.
Von all diesen Konflikten ist bei der Debatte um die Frauenquote jedoch selten die Rede. Dabei wäre mit Blick auf den anhaltenden Kinderschwund in Deutschland eine ganz andere Diskussion angebracht: Sollte in den Betrieben statt einer Frauen- nicht besser eine Elternquote eingeführt werden? Oft erleben selbst Mütter, die nicht in Top-Positionen arbeiten, dass sie mit Kindern an ihrem Arbeitsplatz einen schweren Stand haben.
Auch die neuen Väter, die dank des Elterngeldes häufiger für mindestens zwei Monate aussteigen, um sich persönlich um ihren Nachwuchs zu kümmern, wissen von plötzlich auftauchenden Schwierigkeiten in ihren Betrieben zu berichten. Und in der Tat sind Eltern gegenüber der stetig wachsenden Zahl von kinderlosen Frauen und Männern weniger mobil und zeitlich nicht so flexibel.
Von einer Mütter- oder Elternquote hält indes Bundesfamilienministerin Kristina Schröder jedoch nichts. Allenfalls will sie gemeinsam mit dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag in den einzelnen Kommunen für mehr Flexibilisierung der Arbeitszeit werben. Dass flexible Arbeitszeiten in der Mehrzahl der Betriebe nur die Anpassung der Beschäftigten an den Takt der Produktion bedeuten, scheint die junge Ministerin noch nicht zu wissen. Allerdings könnte sie trotzdem ein Zeichen setzen: Schon lange gibt es die Forderung nach Teilzeitarbeitsmodellen in Führungspositionen. "Das funktioniert in der Praxis nicht!", schallt es da von der Wirtschaft zurück.
Wie wäre es denn, wenn Kristina Schröder den Gegenbeweis antreten würde. Wenn sie in ihrem Ministerium, ja sogar für ihr eigenes Amt, Teilzeitmodelle entwickeln und exemplarisch vorführen würde? Damit hätte sie nicht nur ein Thema, bei dem sie sich endlich profilieren könnte. Es wäre auch ein international unübersehbares Signal für die von der Bundesregierung immer wieder proklamierte "Kinderrepublik Deutschland".
Kostas Petropulos, 1960 in Dresden geboren, studierte Deutsch und Geschichte in Tübingen. Seit 1987 als freier Journalist vor allem als Autor von wirtschafts- und familienpolitischen Themen hervorgetreten. 1995 Mitbegründer des Heidelberger Büros für Familienfragen und soziale Sicherheit, das er seit Ende 1996 leitet.
Wo also liegt das öffentliche Interesse daran, dass Frauen mit staatlicher Förderung das in Deutschland etablierte, männliche Karrieremodell bruchlos kopieren können? Arbeitswochen mit einer Normalarbeitszeit von 70 bis 80 Stunden? Sich im Aufbau und der Pflege beruflicher Netzwerke völlig verausgaben und darüber Partner, Familie und Freunde vergessen oder gleich ganz auf Kinder verzichten? In einer Erwartungshaltung leben, bei der nur Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wirklich zählen, die sich ihrem Betrieb vollständig verschrieben haben; und wo Fehlzeiten von Müttern und Vätern wegen kranker Kinder oder der Schuleinführung eher als lästige Störungen des Betriebsablaufs empfunden werden?
Selbst viele beruflich hoch motivierte und qualifizierte Frauen sind dazu nicht bereit, wie Personalchefs klagen. Sobald sie Kinder bekämen, würden sie nicht nur eine Berufspause einlegen, sondern wollten überwiegend nur noch Teilzeit arbeiten. Damit kommen sie dann nicht mehr für Führungsaufgaben in Frage; häufig werden sie beruflich degradiert und auf Stellen deutlich unter ihrem Qualifikationsniveau abgeschoben – sogar in Betrieben, die sich mit dem Zertifikat "Geprüfte Familienfreundlichkeit" schmücken dürfen.
Von all diesen Konflikten ist bei der Debatte um die Frauenquote jedoch selten die Rede. Dabei wäre mit Blick auf den anhaltenden Kinderschwund in Deutschland eine ganz andere Diskussion angebracht: Sollte in den Betrieben statt einer Frauen- nicht besser eine Elternquote eingeführt werden? Oft erleben selbst Mütter, die nicht in Top-Positionen arbeiten, dass sie mit Kindern an ihrem Arbeitsplatz einen schweren Stand haben.
Auch die neuen Väter, die dank des Elterngeldes häufiger für mindestens zwei Monate aussteigen, um sich persönlich um ihren Nachwuchs zu kümmern, wissen von plötzlich auftauchenden Schwierigkeiten in ihren Betrieben zu berichten. Und in der Tat sind Eltern gegenüber der stetig wachsenden Zahl von kinderlosen Frauen und Männern weniger mobil und zeitlich nicht so flexibel.
Von einer Mütter- oder Elternquote hält indes Bundesfamilienministerin Kristina Schröder jedoch nichts. Allenfalls will sie gemeinsam mit dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag in den einzelnen Kommunen für mehr Flexibilisierung der Arbeitszeit werben. Dass flexible Arbeitszeiten in der Mehrzahl der Betriebe nur die Anpassung der Beschäftigten an den Takt der Produktion bedeuten, scheint die junge Ministerin noch nicht zu wissen. Allerdings könnte sie trotzdem ein Zeichen setzen: Schon lange gibt es die Forderung nach Teilzeitarbeitsmodellen in Führungspositionen. "Das funktioniert in der Praxis nicht!", schallt es da von der Wirtschaft zurück.
Wie wäre es denn, wenn Kristina Schröder den Gegenbeweis antreten würde. Wenn sie in ihrem Ministerium, ja sogar für ihr eigenes Amt, Teilzeitmodelle entwickeln und exemplarisch vorführen würde? Damit hätte sie nicht nur ein Thema, bei dem sie sich endlich profilieren könnte. Es wäre auch ein international unübersehbares Signal für die von der Bundesregierung immer wieder proklamierte "Kinderrepublik Deutschland".
Kostas Petropulos, 1960 in Dresden geboren, studierte Deutsch und Geschichte in Tübingen. Seit 1987 als freier Journalist vor allem als Autor von wirtschafts- und familienpolitischen Themen hervorgetreten. 1995 Mitbegründer des Heidelberger Büros für Familienfragen und soziale Sicherheit, das er seit Ende 1996 leitet.