"Elvis", der neue Film von Baz Luhrmann, polarisiert. Doch wer dessen Filme "Moulin Rouge" oder "Der große Gatsby" kennt, weiß, was von dem Australier zu erwarten ist. Neben überbordenden Bühnenauftritten bekomme man einen wilden Ritt durch die US-Kulturindustrie geboten, meint Kritiker Patrick Wellinski .
"Elvis"-Soundtrack
Im Soundtrack zu Baz Luhrmanns Biopic "Elvis" werden die alten Elvissongs ordentlich aufgemischt. Hauptdarsteller Austin Butler dagegen singt die Songs eher konventionell. © imago / ZUMA Press / Roadshow Entertainment
Ein Update für die "Generation TikTok"
09:20 Minuten
Im Biopic "Elvis" verpasst Baz Luhrmann der Musik des "King of Rock ‘n‘ Roll" ein neues Outfit: Der Soundtrack remixt seine bekannten Songs. Alte Fans werden ihn nicht kaufen, doch bei der jungen Generation könnte sich Geld damit verdienen lassen.
Echten, alten, eingefleischten Elvis-Fans wird der eigenwillige Soundtrack von Baz Luhrmanns neuem Film über den "King of Rock ‘n‘ Roll" vermutlich Magenschmerzen bereiten oder allenfalls ein desinteressiertes Schulterzucken entlocken.
"Elvis" – halb Biopic, halb typisches Luhrmann-Spektakel – könnte aber gerade durch den Soundtrack auch die "Generation TikTok" für den Mann aus Memphis einnehmen, meint Musikjournalist Martin Böttcher. Bekannte Songs wie "Hound Dog" sind als zeitgemäße Remixe zu hören, teils bis zur Unkenntlichkeit in Einzelteile zerlegt.
Auch der tote Elvis ist noch eine Cashcow
Schön finden muss man das nicht, so Böttcher. Aber: Die "50, 60, 70 Jahre alten Songs sind entstaubt und modernisiert worden", und diese "TikTokisierung" könne durchaus aufgehen.
"Man darf dabei nicht vergessen: Elvis taucht ja regelmäßig in dieser Forbes-Liste der meist verdienenden toten Musiker auf", erläutert Böttcher. "2021 sollen 30 Millionen Dollar mit dem toten Elvis eingenommen worden sein. Und eine solche Cashcow muss natürlich immer wieder mit neuen Ideen am Laufen gehalten werden."
Alte Fans spielen keine große Rolle mehr
Dafür sorge der Film mit seinem Soundtrack, "aber auch für die kreative – ich will es mal so nennen – Neubearbeitung der Musik". Die Frage, ob man den "King" denn so rücksichtslos remixen und verhackstücken dürfe, erübrige sich, denn: Die alten Fans hätten zu Hause ihre eigenen großen Elvis-Sammlungen liegen, somit spielten sie als Zielgruppe keine Rolle mehr.
Die ersten Elvis-Remixe gab es vor etwa 20 Jahren – die hätten im Prinzip den Grundstein für die Musik des Soundtracks gelegt, sagt Böttcher.
Diese Musik soll ab Ende Juli auch auf CD erhältlich sein und gegen Weihnachten dann auf Vinyl, für das Weihnachtsgeschäft. Der Musikjournalist vermutet: Die (Geschäfts-)Idee, Elvis für die "Generation TikTok" aufzubereiten, wird wohl aufgehen.
(mkn)