EM-Aus gegen Frankreich

Isländer feiern Niederlage wie einen Sieg

Isländische Fußballfans feiern in Reykjavík.
Isländische Fußballfans feiern in Reykjavík. © dpa / picture alliance / EPA / Eythor Arnason
Von Carsten Schmiester · 04.07.2016
Gegen Frankreich hat es nicht gereicht: Für die meisten Isländer war das Erreichen des Viertelfinales trotzdem wie ein EM-Sieg. Und so feierten sie zu Hause ihre Nationalmannschaft - ein bisschen wehmütig, aber auch besonders stolz.
Eins haben die Isländer gestern gelernt: Fußball macht immer dann am meisten Spaß, wenn man gewinnt. Das hatten sie im Spiel gegen England erlebt und klammheimlich auch fürs Frankreich-Spiel erhofft. Geschätzt allein etwa 20.000 Fans waren bei sonnigem Himmel und um die 15 Grad, also bei für hiesige Verhältnisse hochsommerlichem Superwetter, optimistisch zum Arnaholl-Hügel in der Hauptstadt gekommen, viele Familien darunter und viele in den Farben der Insel: Blau-Rot-Weiß.
Und es dauerte gar nicht lange, da gab es das erste Wikinger-"Huh" - aber es dauerte eben kaum länger, da lagen die Franzosen mit 1:0 vorn, und das ging in der ersten Hälfte dann so weiter.
Schnell war klar: Das wird nicht nur kein England-Spiel, schlimmer, das wird eine richtige Klatsche. Der Traum vom Halbfinale war schnell vorbei, und nach dem Halbzeitpfiff gingen die ersten Fans, vielleicht nicht gleich nach Hause, aber doch in die nächste Bar.

"Ins Viertelfinale gekommen - für uns wie ein Sieg"

Die, die blieben, und das war die große Mehrheit, wurden dann aber doch noch mit zwei Toren fürs Durchhalten belohnt. Na bitte, ging doch, auch wenn es nicht gereicht hat. Dieser Fan sprach wohl für alle an diesem trotz der Niederlage für Island historischen Fußballabend. Er fühlte sich nicht als Verlierer:
"Nein, überhaupt nicht! Bis ins Viertelfinale zu kommen, das ist für uns doch immer wie ein Sieg."
Naja, immer - streng genommen war es das erste Mal, dass die Mannschaft so weit gekommen ist. Umso größer der "Sieg" und die Zufriedenheit der Fans:
"Sie haben ihre Sache großartig gemacht, haben das ganze Land hinter sich gebracht. War bisher eine fantastische Europameisterschaft. Schade, dass sie für uns jetzt so zu Ende geht!"

Nicht nur Herzen zählen

Wie gesagt, Fußball macht halt am meisten Spaß, wenn man gewinnt. Also auch nach Toren und eben nicht nur nach Herzen. Aber zumindest das haben die Isländer geschafft. Sie wissen das auch und es macht sie stolz:
"Für mich ist es eine Ehre, Isländerin zu sein. Diese EM war eine Riesenwerbung für Island."
Dann gingen sie weg, aber nicht nach Hause: "Nein, wir feiern die Jungs, sie waren spitze und wir sind stolz auf sie!"
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