Hymne eines diversen Englands
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Die Rapper Krept und Konan haben die Hymne für das englische Team zur Fußball-EM geschrieben. "Dabei kristallisiert sich eine sehr politische Botschaft heraus", sagt Journalist Robert Rotifer. Einziges Problem: Der Song lässt sich nicht mitgrölen.
Am 11. Juni beginnt die Fußball-Europameisterschaft. Und neben der offiziellen Hymne gibt es – wie immer – auch einen eigenen englischen Turnier-Song. Diesmal sind die beiden Rapper Krept und Konan damit beauftragt worden. Eine am 9. Juni gesendete BBC-Dokumentation erzählt die Geschichte hinter dem Projekt.
Der Film zeigt die beiden Rapper bei der Reise, die zur aktuellen Hymne für das englische Team führt. Wie Krept und Konan durch das Land fahren und mit jungen Fußballern darüber reden, wo sie herkommen – und was sie im Jahr 2021 von ihrer Hymne erwarten.
Kampf gegen Rassismus als Thema
"Dabei kristallisiert sich eine sehr politische Botschaft heraus", sagt der Journalist Robert Rotifer, der die Dokumentation bereits sehen konnte. Es gehe unter anderem um den Kampf gegen Rassismus im Sport. "Ganz ausführlich und konkret", so Rotifer.
Zum Beispiel im Gespräch mit dem Spieler Tyrone Mings, der in einem Spiel gegen Bulgarien von rassistischen Rufen betroffen war. Das "Taking the Knee" vor den Partien, dem Niederknien in Anlehnung an den US-Footballer Colin Kaepernick und als Zeichen für "Black Lives Matter", wird auf der Insel gerade angefeindet. "Das englische Team wurde genau dafür jetzt in den Vorbereitungsspielen sogar von seinen eigenen Fans teilweise ausgebuht", so Rotifer. "Das ist ein sehr aktueller, hochpolitischer Bezug."
Aber Krept und Konan sehen sich aber auch mit den Sportlern und Musikerkollegen alte England-Songs an – und einen Sketch der beiden Komiker Frank Skinner und David Baddiel, die 1996 mit den Lightning Seeds den legendären "Three Lions"-Hit geschrieben hatten. Einer der beiden tritt in dem Sketch als schwarzer Fußballer mit Blackface und einer Ananas auf dem Kopf auf. "Und man sieht auch, wie schockiert diese jungen schwarzen Briten heute davon sind, dass das vor so kurzer Zeit noch Mainstream war."
Eine passende Repräsentation des Fußballteams
Aber was kann eine Fußball-Hymne in Bezug auf Rassismus wirklich bewegen? Dazu nimmt in der Dokumentation der britisch-nigerianische Ex-England-Spieler und Rekord-Torschütze Eniola Aluko Stellung: "Ich denke, wirklich cool wäre es, zu reflektieren, wo wir jetzt mit unserem multikulturellen, diversen Eindruck von England stehen. Das Großartige ist, dass einer wie Raheem Stirling sich auch an Leuten wie euch orientiert. Er hört wahrscheinlich eure Musik. Er erkennt sich in euch wieder und umgekehrt. Es gibt jetzt eine wirklich starke, wachsende Verbindung zwischen Sport, Musik und Lifestyle."
Allein schon die Tatsache, dass Krept und Konan diese Hymne für ihr Team komponieren, ist laut Rotifer "auch popkulturell genau da, wo die Spieler des Teams selbst zu Hause sind. Es ist wirklich eine passende Repräsentation des Teams." Einziger Wermutstropfen: Manche der Fußballfans werden wohl Schwierigkeiten haben, den Rapsong laut mitzugrölen.
(Robert Rotifer / lkn)