EM-Tagebuch (18)

Po-Po-Portugal!!!

Portugals Stürmerstar Cristiano Ronaldo im Zweikampf mit Artur Jedrzejczyk
Packende Zweikämpfe im Viertelfinale Polen - Portugal © picture alliance / dpa / Peter Powell
Von Thomas Wheeler |
Ein Popo-Spiel war das 1. Viertelfinale nicht. Darauf war Polen - Portugal vielfach reduziert worden. Es war spannend, und die Portugiesen siegten im Elfmeterschießen.
Zwei Tage Schreibpause, ach war das angenehm. 48 Stunden mal nicht bis mitten in die Nacht auf sein, um nach dem Abpfiff in die Tasten zu hauen, was gerade wieder so abgegangen ist bei dieser Euro. Aber jetzt geht´s ja wieder rund. Gleich zum Auftakt der Viertelfinals mit allem Zipp und Zapp. 23.45 Uhr war Spielende bei Polen-Portugal, aber noch lange nicht Dienstende. Auch bei den einzigen Turnierspielen dieser Länder war ich lange wach bzw. früh auf, denn diese fanden 1986 bei der Weltmeisterschaft in Mexiko und 2002 bei der WM in Japan und Südkorea zu unmöglichen Fußballfernsehzeiten statt. Bei einer EM standen sich Beide erstmals in einer Endrunde gegenüber. Und für Einen, der vor allem in seiner Heimat ob seiner bisherigen Auftritte heftig kritisiert wurde, ging diese Partie gleich richtig los. Robert Lewandowski löste bei den Weiß-Roten bereits nach 100 Sekunden Glücksgefühle aus. Das 1:0 spielte der polnischen Mannschaft in die Karten, denn nun konnte sie ihr Spiel aus einer gewohnt dicht gestaffelten und sicher stehenden Abwehr aufziehen. Die Portugiesen brauchten eine knappe halbe Stunde, um sich von diesem Tiefschlag zu erholen. Dann kann mehr Tempo in ihre Aktionen. Vor allem, weil der erst 18-jährige Renato Sanches, der erstmals bei diesem Turnier von Beginn an spielte, einen starken Abend hatte. Der Neue vom FC Bayern wirbelte, dass es eine Freude war und wuchtete den Ball nach Doppelpass mit Nani in der 33. Minute ins Netz. In der zweiten Hälfte war Portugal dann noch stärker. Extrem ballsicher und nun auch mit z. T. feinen Kombinationen erarbeitete sich der EM-Zweite von 2004 aufgrund einer nun auch überzeugenden Kollektivleistung zahlreiche sehr gute Möglichkeiten, von denen Cristiano Ronaldo die besten allerdings liegenließ. Er wirkt nach einer langen Saison erschöpft und überspielt. In der Verlängerung riskierten Beide nicht mehr viel, und so ging es für Polen zum zweiten Mal innerhalb von sechs Tagen ins Elfmeterschießen. Ich dachte schon, das geht ja nie vorbei, so sicher verwandelten die Spieler ihre Strafstöße, bis sich Jakub Blaszczykowski alias Kuba die Pille zurecht legte und so schoss, das der portugiesische Torhüter Rui Patricio den Elfer abwehren konnte. Als danach Ricardo Quaresma wie alle seine Landsleute sicher verwandelte, war klar, Ronaldo und Co haben ihr Land zum fünften Mal in ein Europameisterschafts-Halbfinale geballert. Dank ihrer Nervenstärke und Sicherheit vom Punkt. Es hätte aber auch genauso gut Polen sein können. Das Elfmeterschießen war eines der Besten in den letzten Jahren. Die Profis von Adam Nawalka haben in Frankreich kein Spiel verloren, nur zwei Tore in fünf Partien kassiert und sind trotzdem ausgeschieden. So ungerecht kann Fußball sein, aber Polen sollte seinen Weg nach der ersten Viertelfinal-Teilnahme bei einer EM konsequent weitergehen, dann kann ich mir gut vorstellen, dass sie auch bei der Weltmeisterschaft in zwei Jahren eine ansprechende Rolle spielen können. Wer nun der Gegner Portugals im Halbfinale von Lyon wird, entscheidet sich in Lille. Nur wenige Kilometer von der Grenze entfernt, quasi zu Hause, will Belgien den "Heimvorteil" nutzen und die Euphorie der Waliser stoppen. Aber Vorsicht, vor fast genau einem Jahr haben die Briten die Roten Teufel in der EM-Qualifikation 1:0 bezwungen. Dazu dann mehr, wenn auch Viertelfinale Nummer 2 Geschichte ist.