Portugiesen sind Europas Fußballkönige
Es war ein emotionsreiches Finale. Ronaldo musste früh verletzt raus. In der Verlängerung hatten seine Portugiesen aber den längeren Atem und siegten 1:0 gegen Frankreich.
Liebe Schönspieler, Schönspielen allein reicht nicht, um Titel zu gewinnen. Tore sind nun mal das Salz in der Suppe, und manchmal reicht schon eins aus, um zu gewinnen. Das ist keine neue Erkenntnis. Aber bei dieser Europameisterschaft sind von 51 Partien immerhin 13 mit 1:0 ausgegangen. So auch das Finale Portugal gegen Frankreich.
Der eingewechselte Eder hat seiner Mannschaft und uns ein Elfmeterschießen erspart und die Portugiesen mit einem sehenswerten Schuss in der 109. Minute erstmals in den Fußball-Himmel befördert.
Drama um Cristiano Ronaldo
Der dreimalige Weltfußballer weint hemmungslos, als er bereits nach acht Minuten von Dimitri Payet gefoult wird. Fast die gesamte portugiesische Mannschaft rennt in diesem Moment zu Ronaldo und will wissen, wie es ihm geht. Dieser muss am linken Knie behandelt werden, spielt aber zunächst weiter. Der englische Schiedsrichter Mark Clattenburg zeigt Payet noch nicht mal die Gelbe Karte und lässt weiterspielen.
Ronaldo hält neun Minuten durch. Dann setzt er sich auf den Rasen, und wieder kümmern sich die Mannschaftsärzte um ihn. Noch einmal weitere acht Minuten schleppt er sich über das Spielfeld. Dann ist Schluss. Unter Tränen wird ein großer Sportsmann in der 25. Minute ausgewechselt und gibt die Kapitänsbinde an Nani weiter, der ebenfalls zu weinen beginnt. Ricardo Quaresma kommt für Ronaldo.
Portugal lässt Frankreich kommen
Wie im Halbfinale gegen Deutschland drängen die Franzosen schnell auf ein Tor. Bei einem Kopfball von Antoine Griezmann muss Torhüter Rui Patricio sein ganzes Können aufbieten, um nach zehn Minuten einen frühen Rückstand zu verhindern.
Trotz Feldüberlegenheit und Ballbesitzdominanz kommen Les Bleus gegen eine einmal mehr hervorragend organisierte Abwehr der Portugiesen nur zu wenigen Möglichkeiten. Eine weitere vergibt der vor allem in der ersten Hälfte sehr auffällige Moussa Sissoko, der Patricio in der 34. Minute zu einer erneuten Glanzparade zwingt.
Unverändertes Bild in Hälfte 2
Auch nach dem Seitenwechsel probiert die Équipe Tricolore das Spiel zu machen, aber richtig Schwung kommt erst in die Partie, als Didier Deschamps nach 58 Minuten Bayern-Profi Kingsley Coman für Payet bringt. Sofort ist mehr Zug im französischen Spiel. Eine Flanke von Coman verpasst Griezmann nach 66 Minuten nur knapp.
In der letzten Viertelstunde der regulären Spielzeit entwickelt sich ein offener Schlagabtausch, weil beide Mannschaften nun mehr riskieren. Erst pariert der französische Torhüter Hugo Lloris in der 80. Minute eine Nani-Flanke. Dann ist er bei einem Fallrückzieher von Quaresma auf dem Posten.
Auf der Gegenseite reagiert Patricio bei einem Sissoko-Schuss einmal mehr glänzend. In der zweiten von insgesamt drei Nachspielminuten hat die Grande Nation dann Riesenpech, als der eingewechselte Gignac Pepe aussteigen lässt, aber der Ball an den Pfosten trudelt.
Spannung und Entscheidung in der Zusatzschicht
In der Verlängerung sieht es zunächst danach aus, als ob beide nicht mehr können. Dann aber legt Portugal los und verzeichnet durch Eder einen ersten Kopfball, den Lloris hält. Inzwischen sind bereits 104 Minuten absolviert. Vier Minuten später beschert ein unberechtigter Freistoß den Portugiesen fast die Führung. Aber der Schuss von Raphael Guerreiro klatscht an die Unterkante der Latte.
Und dann ist es der eingangs erwähnte Eder der einfach mal abzieht, und der Ball saust nach 109 Minuten unhaltbar für Lloris ins Tor. Danach fällt den Spielern von Didier Deschamps kaum noch etwas ein, und so steht Portugal nach insgesamt 122 Minuten erstmals als Europameister fest.
Letztlich verdient, denn die Südeuropäer haben es beim Nachsitzen mehr erzwingen wollen. Die Motivation, erstmals einen Titel gewinnen zu können, hat schlussendlich den Ausschlag zugunsten der Iberer gegeben.
Mein Fazit
Portugal hat sich zwar von dem schönen Fußball frührerer Jahre verabschiedet. Aber wie hat Übungsleiter Fernando Santos es so treffend formuliert, damit lässt sich auch nicht unbedingt ein Titel gewinnen. Ein Turnier der Defensive geht damit zuende, bei dem deshalb auch einige sogenannte Kleine ganz groß rausgekommen sind.
Aber die Aufblähung des Teilnehmerfeldes hat der Qualität insgesamt nicht gut getan. Zuviele Spiele haben DFB-Pokal-Charakter gehabt.
Und damit schließe ich meine Aufzeichnungen zur 15. Europameisterschaft in Frankreich, und sage: Seid nicht traurig, liebe Gastgeber, man kann schließlich nicht jedes Turnier zu Hause für sich entscheiden, und freue mich, dass wir einen neuen Europameister haben. Congratulação PORTUGAL!