Emmanuelle Courrèges: „Atemberaubende Mode aus Afrika“

Fest der selbstbewussten Inszenierung

06:56 Minuten
Emmanuelle Courrège: „Atemberaubende Mode aus Afrika“
© Gerstenberg Verlag

Emmanuelle Courrèges

Übersetzt von Kai Kilian

Atemberaubende Mode aus AfrikaGerstenberg, Hildesheim 2022

240 Seiten

45,00 Euro

Von Susanne Billig · 26.07.2022
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In den Kreationen afrikanischer Modedesignerinnen und -designer treffen traditionelle Stoffe, Texturen und Handwerk auf Social Media, urban Vintage-Look und Haute Couture. Ein Bildband zeigt Grundlinien und porträtiert Modeschaffende.
Die große Mehrheit der Menschen in den Ländern Afrikas ist jung. In der Politik, aber auch in der Musik, Kunst und Popkultur lösen sie sich von Traditionen und entdecken ihr kulturelles Erbe gleichzeitig neu – mit einer bislang nicht dagewesenen Freiheit und Kreativität.
Was das für die Modewelt bedeutet, zeigt der neue Bildband „Atemberaubende Mode aus Afrika“. Autorin ist die französische Journalistin Emmanuelle Courrèges. Sie hat die ersten 20 Jahre ihres Lebens in Westafrika verbracht, sich mit Sozialreportagen einen Namen gemacht und die Pariser Agentur LAGO54 gegründet, um mit afrikanischen Modedesignerinnen und -designern zu kooperieren, die sich auf dem französischen Markt platzieren möchten.

Pulsierende Vielfalt

Um die pulsierende Vielfalt der zahllosen Modeszenen, die länderübergreifend, aber auch regional und lokal agieren, zu erfassen, arbeitet das Buch – in den drei großen Abschnitten „Stil“, „Design“ und „Foto“ – einerseits ästhetische Grundlinien afrikanischer Mode heraus und porträtiert gleichzeitig viele einzelne Modeschaffende, aber auch die Fotografinnen und Fotografen der Kreationen.

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Wer das Buch durchblättert, wird sich der Faszination der Bilder kaum entziehen können – ein Fest der Farben, Stoffe und Schnitte, der Locations und selbstbewussten Inszenierungen. In städtischen Settings, aber auch auf Feldern und in Dörfern präsentieren Models aller Altersstufen die kühnen Entwürfe.
„Hybridität“ lautet der interpretative Schlüsselbegriff, der im Buch auf die eine oder andere Weise immer wieder fällt. Die Mehrheit der Modedesignerinnen und -designer des Kontinents zeichne aus, betont die Autorin, auf je individuelle Weise unterschiedlichste Einflüsse zusammenzuführen – traditionelle Stoffe, Texturen und handwerkliche Techniken treffen auf Social Media, urban Vintage-Look und Haute Couture.

Cartoon und Subkultur

Als eines von vielen Beispielen stellt sie die Werke der Senegalesin Selly Raby Kane vor, die von Science-Fiction, Fantasy und Cartoons ebenso beeinflusst ist wie von den Subkulturen Dakars.
Selly Raby Kane schaffe eine Kreolsprache der Mode, „indem sie einen Kimono mit Bazin-Baumwolle kombiniert oder die Kunst der Stickerei – in der senegalesischen Kleidungskultur tief verwurzelt – durch den Einsatz fantasievoller Applikationen, die Schwalben- oder Fächermotive von den bekannten Vlisco-Wachsdruckstoffen entlehnen, neu erfindet.“

Jenseits des kolonialistischen Blicks

Wichtig ist Emmanuelle Courrèges: „Es gibt keine afrikanische Mode; es gibt afrikanische Designerinnen und Designer und deren Visionen, Konzepte und Fantasien.“ Damit erteilt sie allen vorschnellen, dem kolonialistischen Blick geschuldeten Kategorisierungen eine Absage.
Es ärgere sie, sagt Emmanuelle Courrèges, wenn im Westen noch immer behauptet werde, dass es jenseits „ethnischer“ Kleidungsstücke kein originäres afrikanisches Modeschaffen gebe. Um die vielen Zitate, Überblendungen, Traditionslinien und Traditionsbrüche in der Mode des Kontinents zu erkennen, braucht es das, was dieses Buch liefert: Wissen, Neugier und Leidenschaft.
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