Emmi die Bunte
Emmy Hennings war eine schillernde Figur der Bohème in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Poeten waren ihr verfallen, Else Lasker-Schüler hasste sie, Hugo Ball nahm sie unter seinen väterlichen Schutz und heiratete sie, die Kabarettsängerin, Hure, ernsthafte Schriftstellerin und Katholikin.
Emmy Ball-Hennings, Schauspielerin, Kabarettsängerin und Muse vieler Bohemiens, hat einige der schönsten Gedichte des Expressionismus hinterlassen. Bis heute vermögen sie Künstler zu inspirieren, so den niederländischen Komponisten Joris Schicks, der eines ihrer Traumgedichte vertont hat:
"Ich bin so vielfach in den Nächten.
Ich steige aus den dunklen Schächten.
Wie bunt entfaltet sich mein Anderssein.
"Wie bunt entfaltet sich mein Anderssein!" Schon als Kind fiel Emmy Cordsen, die am 17. Januar 1885 in Flensburg zur Welt kam, durch ihre ausgefallenen Ideen auf: Der Vater arbeitete auf einer Schiffswerft, aber das Mädchen dichtete ihm wundersame Seefahrergeschichten an, es verliebte sich in Heiligenbildchen und sparte jeden Pfennig, um das Stadttheater zu besuchen. Nach einiger Zeit als Dienstmädchen heiratete Emmy den Schriftsetzer Joseph Hennings. Sie brachte einen Sohn zur Welt, den sie bei ihrer Mutter ließ, als sie sich bald darauf mit ihrem Mann einer Wanderbühne anschloss.
Damit begann das unstete Leben der Emmy Hennings, das sie durch ganz Deutschland und bis nach Russland führte und zuweilen an den Abgrund der Existenz.
"So selbstverloren in dem Grunde,
Nachtwache ich, bin Traumesrunde
Und Wunder aus dem Heiligenschrein."
In Köln arbeitete sie als Hausiererin, Animiermädchen und gelegentlich auch als Prostituierte. Ab 1910 trat Emmy Hennings als Sängerin und Diseuse in Berliner und Münchner Kabaretts auf. Sie wurde eine bekannte Figur in der Boheme, Gefährtin vieler Künstler, wie Johannes R. Becher und Jakob van Hoddis, die ihr Gedichte widmeten, während Maler sie porträtierten.
Wegen ihres Liebeslebens nannte Klabund sie: "Kabarett-Divan" und ihr Freund Erich Mühsam äußerte sich in den Tagebüchern leicht herablassend – oder eifersüchtig:
"Ich musste über Emmys unbefangene Selbstverständlichkeit sehr lachen. Sie ist schon ein erotisches Genie. Sie will immer und jeden Mann, und jede Situation ist ihr recht."
Aber so ganz ging Emmy Hennings in der Rolle der leichtlebigen Muse der Boheme, zu der selbstverständlich auch der Drogenkonsum gehörte, nicht auf. 1911 trat sie zum Katholizismus über, auf der Suche nach einer Geborgenheit, die ihr im Leben fehlte. "Nur einmal noch behütet sein" wünschte sie sich in einem ihrer Gedichte. 1913 erschien im Kurt-Wolff-Verlag ihr erster Lyrikband "Die letzte Freude" – in einer Reihe mit Werfel und Kafka. Darin findet sich auch das Gedicht "Nach dem Kabarett":
"Ich gehe morgens früh nach Haus.
Die Uhr schlägt fünf, es wird schon hell,
Doch brennt das Licht noch im Hotel.
Das Kabarett ist endlich aus.
In einer Ecke Kinder kauern,
Zum Markte fahren schon die Bauern,
Zur Kirche geht man still und alt.
Vom Turme läuten ernst die Glocken,
Und eine Dirne mit wilden Locken
Irrt noch umher, übernächtigt und kalt."
Auch mit ihren Prosabänden "Gefängnis" und "Das Brandmal", fand Emmy Hennings große Anerkennung. Sie erschienen 1919 und 1920, da war die Autorin bereits mit Hugo Ball verheiratet. Die Zeit, in der die beiden in Zürich die Dada-Bewegung in Schwung brachten, war nur eine kurze Episode, wenn sie sich auch dem Gedächtnis der Nachwelt am meisten eingeprägt hat.
Seit 1917 lebten die beiden Schriftsteller im schweizerischen Tessin. Oft waren sie auf die finanzielle Unterstützung angewiesen, die ihnen ihr berühmter Freund Hermann Hesse vermitteln konnte. Nach dem Tod ihres Mannes schlüpfte Emmy Ball-Hennings in die Rolle der Künstlerwitwe und schrieb vor allem Erinnerungsbücher. Sie starb am 10. August 1948. Schon Jahre zuvor hatte sie in einem Gedicht ihren Todesahnungen Ausdruck gegeben:
"Mein Herz hat einen kranken Schlag
Und schwächer wird's mit jedem Tag.
Ein Todesengel steht in meines Zimmers Mitte.
Doch tanz ich bis zur Atemnot ... "
"Ich bin so vielfach in den Nächten.
Ich steige aus den dunklen Schächten.
Wie bunt entfaltet sich mein Anderssein.
"Wie bunt entfaltet sich mein Anderssein!" Schon als Kind fiel Emmy Cordsen, die am 17. Januar 1885 in Flensburg zur Welt kam, durch ihre ausgefallenen Ideen auf: Der Vater arbeitete auf einer Schiffswerft, aber das Mädchen dichtete ihm wundersame Seefahrergeschichten an, es verliebte sich in Heiligenbildchen und sparte jeden Pfennig, um das Stadttheater zu besuchen. Nach einiger Zeit als Dienstmädchen heiratete Emmy den Schriftsetzer Joseph Hennings. Sie brachte einen Sohn zur Welt, den sie bei ihrer Mutter ließ, als sie sich bald darauf mit ihrem Mann einer Wanderbühne anschloss.
Damit begann das unstete Leben der Emmy Hennings, das sie durch ganz Deutschland und bis nach Russland führte und zuweilen an den Abgrund der Existenz.
"So selbstverloren in dem Grunde,
Nachtwache ich, bin Traumesrunde
Und Wunder aus dem Heiligenschrein."
In Köln arbeitete sie als Hausiererin, Animiermädchen und gelegentlich auch als Prostituierte. Ab 1910 trat Emmy Hennings als Sängerin und Diseuse in Berliner und Münchner Kabaretts auf. Sie wurde eine bekannte Figur in der Boheme, Gefährtin vieler Künstler, wie Johannes R. Becher und Jakob van Hoddis, die ihr Gedichte widmeten, während Maler sie porträtierten.
Wegen ihres Liebeslebens nannte Klabund sie: "Kabarett-Divan" und ihr Freund Erich Mühsam äußerte sich in den Tagebüchern leicht herablassend – oder eifersüchtig:
"Ich musste über Emmys unbefangene Selbstverständlichkeit sehr lachen. Sie ist schon ein erotisches Genie. Sie will immer und jeden Mann, und jede Situation ist ihr recht."
Aber so ganz ging Emmy Hennings in der Rolle der leichtlebigen Muse der Boheme, zu der selbstverständlich auch der Drogenkonsum gehörte, nicht auf. 1911 trat sie zum Katholizismus über, auf der Suche nach einer Geborgenheit, die ihr im Leben fehlte. "Nur einmal noch behütet sein" wünschte sie sich in einem ihrer Gedichte. 1913 erschien im Kurt-Wolff-Verlag ihr erster Lyrikband "Die letzte Freude" – in einer Reihe mit Werfel und Kafka. Darin findet sich auch das Gedicht "Nach dem Kabarett":
"Ich gehe morgens früh nach Haus.
Die Uhr schlägt fünf, es wird schon hell,
Doch brennt das Licht noch im Hotel.
Das Kabarett ist endlich aus.
In einer Ecke Kinder kauern,
Zum Markte fahren schon die Bauern,
Zur Kirche geht man still und alt.
Vom Turme läuten ernst die Glocken,
Und eine Dirne mit wilden Locken
Irrt noch umher, übernächtigt und kalt."
Auch mit ihren Prosabänden "Gefängnis" und "Das Brandmal", fand Emmy Hennings große Anerkennung. Sie erschienen 1919 und 1920, da war die Autorin bereits mit Hugo Ball verheiratet. Die Zeit, in der die beiden in Zürich die Dada-Bewegung in Schwung brachten, war nur eine kurze Episode, wenn sie sich auch dem Gedächtnis der Nachwelt am meisten eingeprägt hat.
Seit 1917 lebten die beiden Schriftsteller im schweizerischen Tessin. Oft waren sie auf die finanzielle Unterstützung angewiesen, die ihnen ihr berühmter Freund Hermann Hesse vermitteln konnte. Nach dem Tod ihres Mannes schlüpfte Emmy Ball-Hennings in die Rolle der Künstlerwitwe und schrieb vor allem Erinnerungsbücher. Sie starb am 10. August 1948. Schon Jahre zuvor hatte sie in einem Gedicht ihren Todesahnungen Ausdruck gegeben:
"Mein Herz hat einen kranken Schlag
Und schwächer wird's mit jedem Tag.
Ein Todesengel steht in meines Zimmers Mitte.
Doch tanz ich bis zur Atemnot ... "