Empfindsames Porträt und süchtige Kidnapperin

Vorgestellt von Jörg Taszman |
Im Osten war sie ein Star, im Westen geriet sie durch Stasi-Vorwürfe in die Schlagzeilen: die Schauspielerin Jenny Gröllman. Regisseurin Petra Weisenburger hat ihr mit "Ich will da sein" ein sensibles Denkmal gesetzt. In "Julia" spielt Oscar-Preisträgerin Tilda Swinton eine Alkoholikerin, die einen Jungen kidnappt.
Ich will da sein - Jenny Gröllmann
Deutschland 2008, Regie: Petra Weisenburger, Darsteller: Jenny Gröllmann, Michael Gwisdek, Henry Hübchen, Dokumentarfilm, FSK: ab 12 Jahren, Länge: 99 Minuten

Ein berührender Film über Jenny Gröllmann, die im Osten eine große, populäre Schauspielerin war, im Westen jedoch nur durch "Liebling Kreuzberg" bekannt wurde. In die Schlagzeilen geriet Jenny Gröllmann vor allem durch Stasi-Vorwürfe, die auch ihr Ex-Mann Ulrich Mühe kurz vor ihrem Tod erhob.

Der aus dem Westen stammenden Filmemacherin und Freundin Petra Weisenburger gelingt ein berührendes Porträt, wobei sie Jenny Gröllmann die letzten zwei Jahre ihres Lebens begleitete und gleichzeitig mit Kollegen und Freunden Interviews führte. Dabei nähert sie sich den sensiblen Themen wie Stasi und Tod behutsam.

Durch eine sehr überzeugende Auswahl von Archivmaterial lebt vor allem die Schauspielerin Jenny Gröllmann in ihren frühen DEFA Filmen wieder auf. Der Dokumentarfilm ist jedoch auch ein interessanter Beweis dafür, wie sich Ost und West (Deutschland) immer noch unterscheiden. Es ist auch ein Film über das Künstlersein im untergegangenen zweiten deutschen Staat, ein Film über Idealismus, Freiheit, Kommunismus und Anders-Sein.


Julia
Frankreich 2007, Regie: Erick Zoncka, Darsteller: Tilda Swinton, Saul Rubinek
FSK: ab 16 Jahre, Länge: 144 Minuten


"Julia" ist der überlange neue Film des Franzosen Erick Zoncka, der mit "Liebe das Leben/La vie revée des anges" seinen Durchbruch feierte und fast zehn Jahre lang keinen Film mehr drehte. In "Julia" geht es um eine Alkoholikerin, überragend gespielt von Tilda Swinton, die einen Jungen kidnappt, um endlich das große Geld zu machen. Anfangs brutal und fast emotionslos, fängt sie an, um den Jungen zu kämpfen, nachdem sich auch andere Gangster für das vermeintlich große Geld interessieren. Anfangs holprig und konstruiert findet der Film im letzten Drittel, wenn er in Mexiko spielt, zu großer Kraft.
Tilda Swinton, Oscar-Preisträgerin
Tilda Swinton, Oscar-Preisträgerin, spielt Julia.© AP