Vor 20 Jahren ruft Ayatollah Khomeini zum Mord an Salman Rushdie auf
1989 hat Ayatollah Khomeini den Schriftsteller Salman Rushdie wegen Blasphemie zum Tode verurteilt. Der Verfasser der "Satanischen Verse", Rushdie, musste untertauchen. In vielen islamischen Ländern unterstützten Demonstranten den Mordaufruf. In Europa wertete man ihn als Beginn eines Kulturkampfes zwischen der islamischen und der westlichen Welt.
Drei Sätze genügten, um den bis dahin größten Kulturkonflikt zwischen dem Westen und dem Islam auszulösen: die berüchtigte Fatwa des Ayatollah Khomeini gegen den britisch-indischen Schriftsteller Salman Rushdie wegen seines Romans "Die Satanischen Verse". Am 14. Februar 1989 ließ der Ayatollah über Radio Teheran verkünden:
"Ich gebe den stolzen muslimischen Völkern der Welt bekannt, dass der Autor der 'Satanischen Verse', eines Buches, das sich gegen den Islam, den Propheten und den Koran richtet, sowie alle, die an der Veröffentlichung des Buches beteiligt waren, zum Tode verurteilt sind. Ich rufe alle aufrechten Muslime auf, diese Leute sofort hinzurichten, wo immer sie sie finden, so dass niemand mehr wagen wird, die Heiligkeit des Islam zu verletzen. Jeder Muslim, der dabei stirbt, wird als Märtyrer angesehen und kommt direkt ins Paradies."
Salman Rushdie, Spross einer indisch-muslimischen Familie aus Bombay, hatte schon mehrere halb realistische, halb fantastische Romane veröffentlicht, die seine west-östliche Identität widerspiegelten. In den "Satanischen Versen" beschrieb er, der inzwischen in England lebte, die Loslösung von der islamischen Tradition. Aber wie er dies tat, erregte den Ayatollah. Er nannte den Propheten Mohammed mit seinem alten christlichen Schimpfnamen Mahound, was Teufel bedeutete. Die Huren eines Bordells in Mekka verwandelten sich in Ehefrauen des Propheten. Und die göttliche Offenbarung des Korans wurde in Frage gestellt, weil er auch vom Satan eingegebene Verse enthalte.
Um sich der Vollstreckung des Todesurteils zu entziehen, tauchte Rushdie, bewacht vom britischen Geheimdienst, unter. Binnen eines Jahres wechselte er 56 Mal sein Versteck. In seinem ersten, heimlich aufgenommenen Interview mit einem englischen Radiosender beschrieb er sein neues Leben so:
"Ich verbringe mein Leben mit Lesen und Schreiben. Es ist ein einfaches Leben, aber es ist schon in Ordnung, soweit. Wenn ich morgens aufstehe, arbeite ich und tue all das, was Sie tun könnten, wenn Sie in den vier Wänden eines Hauses eingesperrt wären."
Rushdie hielt am satirischen Charakter seines Romans fest - auch als Muslime in vielen Ländern auf die Straße gingen, um dagegen zu protestieren. Und auch noch, nachdem eine iranische Stiftung eine Kopfprämie von drei Millionen Dollar auf ihn ausgesetzt hatte. Aber er begann auch über die Reaktionen auf sein Buch nachzudenken:
"Als Autor der 'Satanischen Verse' ist mir bewusst, dass sich Muslime in vielen Teilen der Welt durch die Veröffentlichung meines Romans ernstlich bedrückt fühlen. Ich bedauere es zutiefst, wenn die Veröffentlichung islamischen Gläubigen Schmerz zugefügt hat. Da wir in einer Welt mit vielen Glaubensrichtungen leben, sollte uns diese Erfahrung daran erinnern, dass wir die Empfindlichkeit anderer nicht aus dem Auge verlieren dürfen."
Im Westen empörten sich vor allem Politiker und Medien über die Fatwa. Von Anfang an war diese Empörung jedoch auch kulturalistisch eingefärbt: Es war nicht ein diktatorischer Herrscher, es war der Islam, den man kritisierte. Sogar große überregionale Blätter stießen in dieses Horn: "Die Zeit" entdeckte hinter Khomeini und seinen Anhängern…
"…den millionenfach wirklichen Typus des mordbereiten Muslims."
Die "Frankfurter Allgemeine" fand die Erklärung für die Fatwa…
"…in der ungeheuren geistigen Kluft zwischen Christentum und Islam."
Hans Magnus Enzensberger warnte in einem Interview mit der "tageszeitung":
"Und wenn dem Rushdie auch nur ein Haar gekrümmt wird, dann wird es sehr teuer für den Islam."
1995 lebte die Debatte erneut auf, als die renommierte Orientalistin Annemarie Schimmel den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten sollte. Die Crème der deutschen Schriftsteller und Verleger entfachte eine monatelange Kampagne gegen die Preisträgerin, weil sie in den "Tagesthemen" Rushdies Roman kritisiert und damit angeblich sein Todesurteil gut geheißen habe. Sie hatte gesagt:
"Eine Morddrohung ist natürlich immer etwas Grässliches, aber ich glaube auch hier, wenn man die Mentalität kennt - ich habe gesehen, wie erwachsene Männer geweint haben, als sie erfahren haben, was in den 'Satanischen Versen' steht. Und das ist nach meiner Meinung eine sehr üble Art, die Gefühle einer großen Menge von Gläubigen zu verletzen."
Die iranische Regierung hat sich inzwischen von der Fatwa distanziert. Salman Rushdie lebt heute unbehelligt in den USA.
"Ich gebe den stolzen muslimischen Völkern der Welt bekannt, dass der Autor der 'Satanischen Verse', eines Buches, das sich gegen den Islam, den Propheten und den Koran richtet, sowie alle, die an der Veröffentlichung des Buches beteiligt waren, zum Tode verurteilt sind. Ich rufe alle aufrechten Muslime auf, diese Leute sofort hinzurichten, wo immer sie sie finden, so dass niemand mehr wagen wird, die Heiligkeit des Islam zu verletzen. Jeder Muslim, der dabei stirbt, wird als Märtyrer angesehen und kommt direkt ins Paradies."
Salman Rushdie, Spross einer indisch-muslimischen Familie aus Bombay, hatte schon mehrere halb realistische, halb fantastische Romane veröffentlicht, die seine west-östliche Identität widerspiegelten. In den "Satanischen Versen" beschrieb er, der inzwischen in England lebte, die Loslösung von der islamischen Tradition. Aber wie er dies tat, erregte den Ayatollah. Er nannte den Propheten Mohammed mit seinem alten christlichen Schimpfnamen Mahound, was Teufel bedeutete. Die Huren eines Bordells in Mekka verwandelten sich in Ehefrauen des Propheten. Und die göttliche Offenbarung des Korans wurde in Frage gestellt, weil er auch vom Satan eingegebene Verse enthalte.
Um sich der Vollstreckung des Todesurteils zu entziehen, tauchte Rushdie, bewacht vom britischen Geheimdienst, unter. Binnen eines Jahres wechselte er 56 Mal sein Versteck. In seinem ersten, heimlich aufgenommenen Interview mit einem englischen Radiosender beschrieb er sein neues Leben so:
"Ich verbringe mein Leben mit Lesen und Schreiben. Es ist ein einfaches Leben, aber es ist schon in Ordnung, soweit. Wenn ich morgens aufstehe, arbeite ich und tue all das, was Sie tun könnten, wenn Sie in den vier Wänden eines Hauses eingesperrt wären."
Rushdie hielt am satirischen Charakter seines Romans fest - auch als Muslime in vielen Ländern auf die Straße gingen, um dagegen zu protestieren. Und auch noch, nachdem eine iranische Stiftung eine Kopfprämie von drei Millionen Dollar auf ihn ausgesetzt hatte. Aber er begann auch über die Reaktionen auf sein Buch nachzudenken:
"Als Autor der 'Satanischen Verse' ist mir bewusst, dass sich Muslime in vielen Teilen der Welt durch die Veröffentlichung meines Romans ernstlich bedrückt fühlen. Ich bedauere es zutiefst, wenn die Veröffentlichung islamischen Gläubigen Schmerz zugefügt hat. Da wir in einer Welt mit vielen Glaubensrichtungen leben, sollte uns diese Erfahrung daran erinnern, dass wir die Empfindlichkeit anderer nicht aus dem Auge verlieren dürfen."
Im Westen empörten sich vor allem Politiker und Medien über die Fatwa. Von Anfang an war diese Empörung jedoch auch kulturalistisch eingefärbt: Es war nicht ein diktatorischer Herrscher, es war der Islam, den man kritisierte. Sogar große überregionale Blätter stießen in dieses Horn: "Die Zeit" entdeckte hinter Khomeini und seinen Anhängern…
"…den millionenfach wirklichen Typus des mordbereiten Muslims."
Die "Frankfurter Allgemeine" fand die Erklärung für die Fatwa…
"…in der ungeheuren geistigen Kluft zwischen Christentum und Islam."
Hans Magnus Enzensberger warnte in einem Interview mit der "tageszeitung":
"Und wenn dem Rushdie auch nur ein Haar gekrümmt wird, dann wird es sehr teuer für den Islam."
1995 lebte die Debatte erneut auf, als die renommierte Orientalistin Annemarie Schimmel den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten sollte. Die Crème der deutschen Schriftsteller und Verleger entfachte eine monatelange Kampagne gegen die Preisträgerin, weil sie in den "Tagesthemen" Rushdies Roman kritisiert und damit angeblich sein Todesurteil gut geheißen habe. Sie hatte gesagt:
"Eine Morddrohung ist natürlich immer etwas Grässliches, aber ich glaube auch hier, wenn man die Mentalität kennt - ich habe gesehen, wie erwachsene Männer geweint haben, als sie erfahren haben, was in den 'Satanischen Versen' steht. Und das ist nach meiner Meinung eine sehr üble Art, die Gefühle einer großen Menge von Gläubigen zu verletzen."
Die iranische Regierung hat sich inzwischen von der Fatwa distanziert. Salman Rushdie lebt heute unbehelligt in den USA.