Endzeit-Szenarien

Vorgestellt von Hannelore Heider |
In "Spuren eines Lebens" legt eine alte Frau auf dem Totenbett eine Lebensbeichte vor ihren Töchtern ab. Der Film bietet Stars wie Vanessa Redgrave und Meryl Streep. Will Smith streift in "I am Legend" als letzter überlebender Biologe durch ein entvölkertes New York und hofft, ein Mittel gegen einen tödlichen Virus zu finden.
"Spuren eines Lebens"
USA 2007, Regie: Lajos Koltai, Hauptdarsteller: Vanessa Redgrave, Meryl Streep, Glenn Close, ab sechs Jahren

Die Verfilmung des Bestsellers "Hochzeitsnacht" von Susan Minot besticht durch eine Liste exzellenter Darstellerinnen, die von Vanessa Redgrave angeführt wird. Sie ist Ann, die als alte Frau, die auf dem Totenbett vor ihren zwei Töchtern (Natasha Richardson und Toni Collette) eine Lebensbeichte ablegt.

Dabei spricht sie zum ersten Mal über ihren "ersten Fehler", eine große Liebe, der nur eine leidenschaftliche Nacht beschert war. Dann geschah ein Unglück, an dem sich Ann lebenslang Schuld gegeben hat. Dieses dramatische Geschehen wird in schwelgerischen Rückblenden erzählt. Regisseur Lajos Koltai malt darin ein Bilderbuch-Amerika der 50er Jahre.

In der malerischen Villa reicher Ostküstenamerikaner wird die Tochter (Mamie Gummer) an einen ungeliebten Mann verheiratet. Ann ist die Freundin der traurigen Braut, die auch noch von der schwärmerischen Liebe ihres Bruders verfolgt wird. Doch die Fremde in dieser Hochzeitsgesellschaft verliebt sich in den schweigsamen Arzt Harris (Patrick Wilson), der die heimliche Liebe der Braut ist. Claire Danes spielt die junge Ann als spröde, unangepasste Außenseiterin, deren Leidenschaft für den schweigsamen, sich geheimnisvoll gebenden Harris trotz der idyllisch gemalten Atmosphäre freilich nie glaubwürdig wird.

Genauso wenig tiefgründig und damit für den Zuschauer nachvollziehbar sind die Auseinandersetzungen auf der Gegenwartsebene, die die unterschiedlichen Töchter untereinander und mit ihrer Mutter austragen. Trotz guter Darstellerleistungen verstellt der ständige Wechsel der Erzählebenen und das nostalgische Ausmalen der Vergangenheit für den Zuschauer den emotionalen Zugang.

Das "Protzen" mit Stars (Glenn Close hat als dominierende Hausherrin der Hochzeitsgesellschaft nur wenige Auftritte) zahlt sich nicht aus, sodass am Ende gepflegte Langeweile bleibt.

Zwei Entdeckungen sind dann doch zu machen: Meryl Streep setzt am Totenbett in nur wenigen Minuten einen wirklich berührenden Höhepunkt und Mami Gummer als "junge Meryl Streep" überrascht als anrührendes, neues Gesicht unter den junger Blondinen in Hollywood.

"I am Legend"
USA 2007, Regie: Francis Lawrence, Hauptdarsteller: Darsteller: Will Smith, Alice Braga, Dash Mihok

Die Neuverfilmung von Richard Mathesons pessimistischem Sci-Fi-Klassiker "Ich, der letzte Mensch" ist mehr Charakterstudie, denn Actionfilm und damit auch für Zuschauer interessant, die dem Actiongenre sonst nicht zugeneigt sind.

In der ersten Hälfte des Filmes sieht man einen Mann allein im menschenleeren New York, der sich fast wie ein Urzeitmensch um sein Überleben kümmern muss. Genial werden am Computer die bekannten New Yorker Schauplätze "verwildert", leere Straßenzüge mit parkenden Autos, zwischen denen das Unkraut wuchert, Herden von Rehen, um die als Nahrungsquelle der einzig übrig gebliebene Mensch und wilde Tiere kämpfen.

Das sind wirklich beeindruckende Bilder und Will Smith, der nur noch seinen Hund zur Seite hat, überzeugt in einer feinen Balance zwischen modernem Wissenschaftler, der die verbliebenen Utensilien der Zivilisation nutzt, um aus dieser Situation wieder herauszukommen und einer unübersehbaren Paranoia, der der Hoffnungslose langsam verfällt. Dass sich das alles im hellen Sonnenlicht abspielt, lässt diesen Film so anders wirken, als gewöhnliche Endzeitszenarien. Denn wenn das Licht geht, kommen die Monster, die Jagt auf die letzte Menschenbeute machen mit einer Aggressivität, die immer wieder explosionsartig ausbricht. Auch die Ursache der Katastrophe wirkt nachvollziehbar.

Drei Jahre, nachdem ein tödlicher Virus als Folge von Genmanipulationen fast alles Leben auslöschte, ist nur der Biologe Robert Neville übrig geblieben: In seinem hoch gesicherten Labor experimentiert er mit den Mutanten und hofft immer noch, das Gegenmittel gegen den Virus zu finden. Alle nicht infizierten New Yorker wurden evakuiert, was aus der Welt da draußen geworden ist, weiß er nicht, nur dass seine Familie in dem Chaos den Tod fand, was er in seinen Alpträumen immer wieder erinnert.

Aber auch in diesem ungewöhnlichen Actionfilm muss etwas passieren. Und so trifft Neville auf eine Frau und ein Kind, die angeblich auf dem Weg zu den Überlebenden sind. Und wirklich – am Ende erscheint die Vision einer Art mittelalterlichen Wagenburg. Natürlich ist dieses Happy End unbefriedigend, nichtsdestotrotz bleiben die eindrucksvollen Bilder einer durch menschliche Überhebung entvölkerten Metropole und die subtile Darstellungskunst Will Smiths.