Energiesparen – aber wie?

Moderation: Gisela Steinhauer |
Derzeit wird heftig über die steigenden Energiepreise diskutiert. Umweltminister Altmeier rät den Verbrauchern lapidar, Energie zu sparen. Aber wie? Ein Gespräch mit Umwelt-Kolumnist Martin Unfried und Klaus Müschen vom Umweltbundesamt.
Bis zum Jahr 2020 – so eine Prognose der Verbraucherzentrale NRW – werden sich auch die Preise für Heizöl, Gas und Fernwärme im Schnitt verdoppeln. "Es geht nicht um Verzicht, es geht um intelligente Geräte", sagt Martin Unfried. "Wir sind ein ganz normaler Haushalt und haben unseren Stromverbrauch halbiert."

Unfried ist gebürtiger Schwabe und lebt im holländischen Maastricht. Er ist Dozent für europäische Umweltpolitik am dortigen Europäischen Institut für öffentliche Verwaltung. Mit seiner Familie hat er vieles von dem, was derzeit diskutiert wird, längst umgesetzt: Er hat sein Reihenhaus aus den 50er-Jahren gedämmt.

Eine Solaranlage auf dem Dach sorgt nicht nur für warmes Wasser beim Duschen, sondern versorgt auch die Wasch- und Spülmaschine, beide mit der höchsten Effizienzklasse. Wenn er nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sein kann, fährt Unfried ein Dreiliter-Auto, das mit Pflanzenöl betrieben wird. Außerdem ist er an einer Bürger-Windkraftanlage beteiligt.

Bekannt wurde Unfried durch seine taz-Kolumne Ökosex, in der er die Umweltpolitik und Öko-Themen spitz und hintergründig aufgreift. Seine Überzeugung: "Energiesparen muss sexy werden".

Dazu gehöre auch, dass man nicht so verbissen diskutiert, sondern mit Lust und Esprit, so wie in seinen Liedern wie "Ich fahr' mit Pflanzenöl, aber nur kalt gepresst". Und dass man einfach mal die Erfahrung machen müsse, wie gut es tue, seinen eigenen Strom zu produzieren und dabei auch noch Geld zu sparen.

Deshalb veranstaltet Unfried regelmäßig "Tupperparties" in Sachen Energie. Seine Faustregel: "Einfach soviel Strom selber produzieren wie man zuhause verbraucht."

Energieexperte Dr. Klaus Müschen, Abteilungsleiter für Klimaschutz und Energie am Umweltbundesamt, versucht die steigenden Kosten zu relativieren:

"Sie würden auch weiter steigen, wenn wir weiter auf fossile Energien setzen. Wir haben jetzt den Peak erreicht und werden in Zukunft weniger Energiekosten haben. Wenn wir jetzt nicht schon die Photovoltaik hätten, dann hätten wir teure Gaskraftwerke bauen müssen."

"Es geht nicht darum, dass sich die Menschen alle paar Jahre neue Geräte kaufen", betont Müschen. "Das muss nicht sein, auch vom Ressourcengesichtspunkt her. Es geht auch darum, dass man die Geräte optimal nutzt, ebenso den Wohnraum."

Seine Mahnung: "Wir müssen über die Zukunft unseres Lebensstils diskutieren. Das Dilemma ist doch, dass wir zwar die Erneuerbaren fördern: Wir haben gedämmte Häuser, aber wohnen auf immer mehr Quadratmetern. Wir fahren Sprit sparende Autos, aber wir fahren auch immer mehr damit. Wir kaufen energiesparende Geräte, haben aber auch immer mehr davon."

So werde der eigentlich positive Effekt des Energiesparens konterkariert.

"Energiesparen – aber wie?" Darüber diskutiert Gisela Steinhauer gemeinsam mit Martin Unfried und Klaus Müschen. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter 00800 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.


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