Energiewende

Achtung, die Windräder kommen!

Von Thomas Klug |
Süpplingen liegt zwischen Braunschweig und Helmstedt - 19 Windräder sollen hier aufgestellt werden. Allerdings missfällt der geplante Windpark dem einen oder anderen Dorfbewohner, sie sehen ihre Häuserpreise in den Keller gehen. Die Gegner haben eine Initiative gegründet. Nicht alle in Süpplingen stehen dem Windpark so kritisch gegenüber. Der Windpark entzweit Süpplingen.
Der Dom ist in Gefahr. Und die Gefahr ist gut für ihn. Es ist paradox.
Vor dem "Frisurensalon Heidi" ist ein Hinweisschild angebracht: Kein Hundeklo. Die entsprechenden Haufen liegen vor dem Nachbarhaus. Der Dom befindet sich gleich neben den Psychiatriezentrum. Ein paar Meter weiter trägt eine Gasse den Namen "Sack". Und Säcke sind überall in Königslutter zu sehen, als wären gerade die Tage des gelben Sacks. Überall an den Rändern der schmalen Straßen liegen sie, vollgestopft, und warten auf Abholung. Sie liegen auch auf der leicht ansteigenden Straße zum Kaiserdom. Der Dom ist aus der Ferne zu sehen. Auch von Süpplingen aus. Doch – es droht Gefahr.
"Diese Sichtachse zum Königslutteraner Dom ist zerstört. Die ganze Kulturlandschaft, die hier seit achthundert Jahren existiert, wird durch eine hochmoderne, aber leider auch sehr dominante und nicht besonders schöne Industrieanlage völlig zerschlagen. Alles das sind Dinge, die diejenigen, die unmittelbar hier leben, natürlich unmittelbar in ihrer Lebenszufriedenheit, in ihrer Lebensqualität massivst einschränken werden."
Es könnte laut werden
Professor Joachim Weimann ist wütend, besonders, wenn er von seinem Haus in Süpplingen Richtung Königslutter schaut. Mit seiner Wut ist er nicht allein.
"Wir gehen jetzt auf der Zufahrtsstraße nach Hagenhof, Richtung B1."
Ein Zug rauscht vorbei.
"Hier rechter Hand sind die vier Häuser, also die vier Parteien, die hier leben. Wir gehen jetzt da hoch, Richtung Feldweg und dann die fünfhundert Meter, wo das erste Rad stehen könnte."
Der Wind weht. Felicitas Naundorf macht sich Sorgen. Vielleicht ist es bald aus mit der - Stille. Es könnte laut werden, fürchtet sie, also lauter, anders laut.
"Das denke ich schon, zumal diese Geräusche ja 24 Stunden, sieben Tage die Woche da sind. Der Zug fährt vorbei, dann ist auch wieder Stille. Da ist ein Kommen und Gehen. Es ist ein anderes Geräusch und eine andere Einfluss auf das menschliche Gehör, als wenn das ein permanentes, immer wiederkehrendes, ständig da seiendes Geräusch ist."
Das Geräusch, was Felicitias Naundorf fürchtet, könnte das eines Windrades sein. Es könnte 500 Meter von ihrem Anwesen stehen, mitten auf dem von ihr gepachteten Land. Und es könnte nicht nur ein Windrad sein, sondern mehrere. Es sind die Windräder, die den Blick auf den Dom von Königslutter verstellen könnten. Und mehr noch: Sie könnten die Gesundheit gefährden, die von Felicitas Naundorf und ihrer fünf Kinder. Bis jetzt ist sie glücklich, sagt sie. Das "bis jetzt" bedeutet, da sei ein Ende absehbar.
"Es ist nach wie vor ein Traum, so zu leben, wie wir das hier tun. Dass ich selbständig arbeiten kann, dass ich produktiv bin, dass ich sehe, was ich mit meinen Händen, mit meiner Arbeit schaffe, das ist für mich zutiefst befriedigend."
Felicitas Naundorf ist studierte Landwirtin und Pächterin des Gutes Hagenhof.
"Meine Arbeit zeichnet sich ehrlich gesagt dadurch aus, dass ich sehr viel im Büro sitze. Das ist nicht diese typische landwirtschaftliche Tätigkeit, die man sich vorstellt, dass ich auf dem Trecker sitze den ganzen Tag oder mit meinen Händen in der Erde wühle. Mein Bruder und ich haben uns diese Arbeit etwas aufgeteilt und er macht eben mehr die Außenwirtschaft und ich mehr die Innenwirtschaft, d.h., ich vermarkte unsere Produkte, unser Getreide, ich kaufe ein, ich mache die Buchhaltung, ich rechne das Personal ab und bewirtschafte Garten und Hof sozusagen."
Der Ärger kommt mit den Windrädern
Felicitas Naundorf ist in der Gegend aufgewachsen. Die Gegend könnte sich nun ändern, dramatisch wie sie findet.
"Unser Haus ist jetzt vielleicht 25 Meter hoch oder so. Und ein Windrad ist 200 Meter hoch, es ist also zehnmal so groß, da fühle ich mich, wenn ich danebenstehe, mich schon sehr verloren, muss ich sagen. Und dann ist das eben so ein Schlagen dieser Rotoren, das macht Geräusche. Das ist vielleicht auch eine gewisse Eintönigkeit. Aber ich finde, dass ist eine viel größere Bedrohung als zum Beispiel eine Biogasanlage oder Photovoltaik, die auf den Dächern implementiert ist."
Felicitas Naundorf hat einen Bruder. Gemeinsam mit ihm bewirtschaftet sie das Gelände. Doch ihr Land pachtet sie von einer Stiftung. Ihr Bruder, Kaspar Haller, ist Eigentümer seines Landes. Wenn die Windräder kommen, verdient er daran. Felicitas Naundorf nicht, sie hat die Nachteile. Kaspar Haller muss erst einmal überlegen, ob er reden möchte. Er muss länger darüber nachdenken. Er will sich später melden.
Das Gut Hagenhof liegt bei Süpplingen. Süpplingen liegt bei Königslutter am Elm. Es ist nicht weit bis Helmstedt. Es ist nicht weit bis Braunschweig. Dieses "es ist nicht weit bis", ist auch der Grund, weshalb man heute nach Süpplingen zieht. Die Nähe von Städten, in denen das Leben so brummt – aus der Sicht von Süpplingen oder Königslutter. Es ist Provinz und die Einwohner wissen, das muss nichts Schlimmes sein. "Nicht weit weg" heißt nämlich auch: weit genug, um Ruhe vor den Zumutungen der Städte zu haben. Doch wie lange noch? Die weite Welt hat sich angekündigt. Denn bevor die Windräder kommen, kommt etwas anderes: Ärger. Jede Menge davon. Und den Ärger sollen die spüren, die die falschen Worte wählen:
"Ich prophezeie jedem Politiker hier im Landkreis, der sich für die Windkraft ausspricht, dass er das bei der nächsten Wahl dann spüren wird."
Joachim Weimann hat sich noch eine griffige Formulierung zurecht gelegt, so eine, wie sie die Medien lieben. "Süpplingen soll das Wackersdorf der Windräder werden". Wackersdorf in Bayern ist bekannt durch den geplanten Bau einer Wiederaufbereitungsanlage für Brennstäbe aus Atomkraftwerken - jahrelange Proteste und dramatische Auseinandersetzungen zwischen Atomkraftgegnern und der Polizei waren die Folge. In Süpplingen soll es den Windrädern an den Kragen gehen. Allerdings: In Süpplingen steht noch kein Windrad. Es ist nicht einmal sicher, ob dort je eines errichtet wird. Es gibt bisland nur eine vage Möglichkeit. Doch Widerstand muss frühzeitig beginnen, findet Joachim Weimann. Deshalb hat er schon einmal etwas vorbereitet: Zahlen, Fakten, Forschungsergebnisse, Diagramme.
"Vielleicht funktioniert meine Grafik ja jetzt."
"Windkraft ist auf Dauer sowieso völlig illussorisch"
Der Laptop klemmt.
"Also wie es aussieht, irgendetwas stimmt da nicht."
Wenn es um Windräder geht, geht es nicht nur um Süpplingen, es geht um den ganz großen Wahnsinn. Nichts anderes ist Windkraft in den Augen von Joachim Weimann:
"Windkraft ist auf Dauer sowieso völlig illussorisch. Wenn Sie sich überlegen, wir haben jetzt 25 000 Windräder in Deutschland stehen. Und wir decken damit gerade mal 1,8 Prozent unseres Primärenergiebedarfs. Stellen Sie sich vor, wir wollten nur auf zehn Prozent kommen, dann müssten wir das mindestens verfünfachen. Da sind Sie schon bei 125 000 Windrädern. Wir haben in Deutschland 100 000 Strommasten stehen. Ich glaube, man kann sich kaum vorstellen, wie unser Land aussehen würde, wenn wir das machen würden. Und dann wären wir bei zehn Prozent. D.h., die Idee, die gesamte Energieversorgung auf Erneuerbare umzustellen, ist bei dem gegenwärtigen Stand der Technik völlig aus der Welt. Das wird nicht sein. Von daher ist völlig klar, dass sich die Windkraft von alleine erledigen wird. Irgendwann schlägt die normative Kraft des Faktischen einfach zu, weil dann klar wird, so geht es nicht."
Joachim Weimann ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.
"Es ist ja jetzt bereits so, dass die Bürgerinitiativen gegen Windkraft aus dem Boden schießen, dass es immer mehr Menschen gibt, die sich furchtbar darüber aufregen. Selbst Oskar Lafontaine hat einen glühenden Artikel gegen diese Form der Stromgewinnung in der FAS geschrieben. Die Landschaftszerstörung geht mittlerweile soweit, dass die Menschen aufwachen, dass ihnen klar wird, das kann nicht die Alternative sein. Und das passiert, wo wir in einem Zustand von 1,8 Prozent sind, die wir mit Windstrom bis jetzt produzieren. Stellen Sie sich das ganze mal fünf vor, dann sind wir noch immer unter zehn Prozent sein. Dann werden die Proteste so massiv sein, dass die Politik diesen Weg nicht mehr weitergehen kann, völlig ausgeschlossen."
Schnell drehen sich die Rotoren von Windenergieanlagen auf einem Feld nahe Trampe in Brandenburg.
Sorge um die Zukunft der Windenergie.© picture alliance / dpa / Patrick Pleul
Protest. Massiver Protest sogar. Felcitas Naundorf und Joachim Weimann haben eine Bürgerinitiative gegründet. Felicitas Naundorf hat eine Bedrohung vor Augen. Ein Windrad – fünfhundert Meter von ihrem Haus entfernt. Ein Windrad, das vielleicht 180 oder 200 Meter hoch sein könnte. Da sind 500 Meter Abstand nicht viel.
"Es würde anfangen, Sie sehen jetzt hinter den Häusern so ein gelbes Feld, da würde das anfangen, verlängert mit meinem Arm, das würde so rumgehen: Wir wären hier in Hagenhof 120 Grad eingezingelt und hätten nur noch eine Sichtachse, wo wir kein Windrad hätten, das wäre eben die Sichtachse, wo wir kein Windrad hätten. Das wäre eben die Sichtachse... nach Westen. Und da steht eben in dem tollen Gutachten vom Zweckverband auch: Da müssen Sie eben Ihren Lebensmittelpunkt nach Westen ausrichten. Und da sage ich, deswegen bin ich nicht hierher gezogen."
Felicitans Naundorf ist engagiert. Sie ist betroffen. Die Worte geraten ihr ein wenig zu groß.
"Ich ärgere mich über sowas maßlos. Das ist menschenverachtend, ehrlich gesagt. Da wird jeder Frosch, wenn er laicht, über die Straße getragen und jedes Huhn muss auf dem Boden kratzen und darf nicht mehr im Käfig sitzen, aber ich muss dann halt meinen Lebensmittelpunkt nach Westen ausrichten."
Im Westen keine Windräder
Nach Westen – das wäre die einzige Richtung, in der Felicitas Naundorf keine Windräder sehen würde. Nein, sie mag Windräder nicht, nicht dort, wo Menschen wohnen.
In Braunschweig sind Windräder willkommen. Braunschweig ist eine der "nicht-weit-weg-Städte" von Königslutter. Und dort sitzt die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz. Der Kaiserdom in Königslutter gehört zu den Kulturgütern, die durch die Stiftung saniert werden. Und der Stiftung gehören die Flächen, auf der vielleicht Windräder errichtet werden. Es sind die Windräder, die den Blick von Prof. Weimann auf den Dom stören würden. Der Blick auf den Dom ist in Gefahr. Und wenn diese Gefahr Wirklichkeit wird, dann fließen mehr Gelder, woh auch für den Dom. Es ist verzwickt.
"Das Schöne an Windkraft ist eben, dass sie die Möglichkeit eröffnet, zusätzliche Einnahmen...zu genieren. Hintergrund ist natürlich, warum wir das machen, ist auch die Energiewende, die wir natürlich auch als staatliche Instanz mit unterstützen wollen. Aber im Wesentlichen auch die Möglichkeit, Einnahmen zu erzielen."
Das Finanzamt in Braunschweig. Ein Zweckbau. Im Nachbarhaus sitzt Hermann Hennigs in seinem Büro in der vierten Etage. Er ist Dezernatsleiter im Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung. Und er verwaltet die Flächen der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz. Soll heißen: Er muss Geld einnehmen. Da lässt man keine Chance verstreichen – warum nicht aus Wind Geld machen. Es ist ja für die Stiftung.
"Früher hieß das so genannte mildtätige Zwecke, das ist heute insbesondere Förderung im kulturellen Bereich, also Hauptzweck der Stiftung ist sozusagen Kulturförderung hier im Braunschweiger Gebiet, aber auch die Unterhaltung der eigenen denkmalgeschützten Gebäude, z.B. gehört eben der Kaiserdom in Königslutter auch dem Kloster- und Studienfond, der relativ hohe Unterhaltungsaufwendungen erfordert."
Heinrich Hennigs hat Papiere vorbereitet, Farbkopien gemacht vom Organigramm der Stiftungsverwaltung und vom Landesamt. Sein Dezernat trägt die Nummer 7, in der Kopie erscheint es mit einem hellen Braunton. Das Dezernat 5 gleich daneben ist gelb unterlegt. Zwischen 5 und 7 ist – nichts. Muss man sich Sorgen machen, wenn eine deutsche Behörde nicht korrekt durchnummeriert ist? Wahrscheinlich gibt es eine Erklärung dafür, die viele Aktenordner umfasst.
Heinrich Hennigs will sich nichts vorwerfen lassen. Nicht die Windräder und nicht, dass er für die Stiftung Geld einnehmen will. Eine Zeitung schrieb, die Stiftung wolle die "Winderlöse einsacken". Das hat Heinrich Hennigs persönlich genommen, das sei unsachlich. Er ärgert sich noch immer darüber. "Geld einsacken", wiederholt er – unangenehm berührt. Es ginge doch um das Gemeinwohl, sagt er.
"In Süpplingen ist es eben so, dass wir mit unserem Klostergut Hagenhof in diesem Gebiet liegen, gemeinsam mit vielen anderen Privateigentümern. Ich würde im Moment mal denken, dass vier, maximal fünf Windräder auf unsere Fläche gebaut werden könnten. Und wenn Sie davon ausgehen, dass man heute bei mindesten 50 000 Euro pro Anlage liegt, können Sie sich ausrechnen, wie viel da zusammenkommt."
EEG bietet Chancen
Und überhaupt: Er will sich nicht dafür rechtfertigen, dass er für die Stiftung eine Chance nutzen könnte, wenn die sich denn überhaupt bietet. Und das EEG, das Erneuerbare-Energien-Gesetz bieten eben Chancen:
"Was mich natürlich auch immer stört, gerade in der jetzigen Diskussion ist, dass man als Landeigentümer da inzwischen regelrecht angefeindet wird ob der Gelder, die da zu vereinnahmen sind. Ich kann nur sagen wir haben das EEG nicht gemacht, sondern das haben die Politiker geschaffen, die wir ja alle mehrheitlich gewählt haben. Und von daher bin ich der Meinung, dass wir hier zu Unrecht am Pranger stehen und diskreditiert werden, wenn man als Landeigentümer entsprechende Einnahmen erzielt."
Die Stiftung ist könnte an den Windrädern Geld verdienen. Und auch einige Süpplinger. Kaspar Haller ruft an, der Bruder von Felicitas Naundorf. Die Schwester würde unter den Windrädern leiden. Der Bruder würde profitieren. Er hat nachgedacht. Er will nicht darüber reden. Nicht jetzt. Es gibt nichts zu erklären, erklärt er. Es ist noch gar keine Entscheidung gefallen, weder, ob die Windräder nach Süpplingen kommen, noch ob sie dann auf seinem Land errichtet werden. Und wie hoch sie in den Himmel ragen würden, das weiß auch noch keiner. Es sind zuviele Konjunktive. Das Verhältnis zu seiner Schwester sei davon sowieso unberührt. Und auch im Dorf ginge es friedlich zu. Es ist noch gar nichts passiert. Nur manchmal, da werden die Windräder in den Reden der Gegner immer größer, immer lauter, immer gefährlicher. Die Wahreit ist: All das wisse man noch gar nicht. Das sagt Kaspar Haller am Telefon und legt auf.
Jens Pahlandt in seinem gläsernen Büro in Braunschweig. Er ist Beamter und arbeitet beim ZGB. Das Kürzel steht für Zweckverband Großraum Braunschweig. Jens Pahlandt steht vor drei Karten, die das Gebiet zeigen, für das der Zweckverband zuständig ist und fängt an zu erklären:
"Ich will einfach nur zeigen, dass ist das Verbandsgebiet hier. Das sind rund zehn Prozent der Fläche vom Land Niedersachsen. Das sind fünf große Landkreise, drei große Städte: Braunschweig, Wolfsburg und Salzgitter. Das geht vom Oberharz bis fast indie Heide rein, im Landkreis Gifhorn und von Peine bis nach Helmstedt. Das sind 5.000 Quadratkilometer."
"Es gibt Verlierer und Gewinner"
Süpplingen ist ein Teil davon, ein kleiner Teil. Der ZGB steht zwischen den Befürwortern und den Gegnern der Windkraftanlagen. Jens Pahlandt sucht die möglichen Standorte.
"Es gibt Verlierer und Gewinner. Und möglicherweise ist hier an dieser Stelle jemand, der neuer Nachbar oder neue Nachbarin eines neuen Windparks wird, welcher selbst nicht profitiert von den Erträgen. Die würde ich dann schon zu den Verlierern stellen. Aber das muss ich hier in meiner Funktion als Träger der Regionalplanung professionell sehen, was nicht heißt, dass man dann eiskalt hier irgendwelche Entscheidungen trifft, sondern es gilbt sehr wohl abzuwägen. Die Dinge, die mir in den Bürgerversammlungen rückgekoppelt werden, wo auch Einzelschicksale vorgetragen werden, die spielen wir auch der Politik zurück, d.h., wir informieren ja auch Politik darüber, dass dort eine Menge negative Dinge möglicherweise passieren, also möge man bitte überdenken, ob der Weg richtig ist."
Die Politik hat Ziele gesetzt. Die Ziele lauten weniger CO2-Ausstoß. Und mehr erneuerbare Energien. Irgendwie muss das gelingen – mit Windrädern zum Beispiel. So will es die Politik. Die Details muss Jens Pahlandt klären. Der spricht von Weiterentwicklung der Technik und vom Umdenken. Und davon, dass es eben keine Lösungen gibt, mit denen alle zufrieden sind.
"Wenn die Gesellschaft an sich beschließt, dass die Windenergienutzung, ob sie im Offshore-Bereich oder im Oneshore-Bereich zum Tragen kommt, eine Rolle spielt, mindestens in den nächsten 20, 30, 40 Jahren, dann ist damit auch die Konsequnez verbunden, dass wir irgendwo in der Fläche, in unserem relativ dicht besiedelten Niedersachsen, in Deutschland solche Standorte identifizieren müssen. Da kommen wir ja nicht raus."
Die Windräder werden kommen
Jens Pahlandt will verstanden werden. Jeder soll verstehen, wie die Entscheidung über die Windräder vorbereitet wird. Jeder soll verstehen, warum ein Ort geeignet ist und der andere nicht. Er erklärt es wieder und wieder. Es ist seine Aufgabe. Er will sie gut erfüllen. Er sagt, für Atomstrom könne er nicht werben. Die Sache mit dem Wind – da sei er richtig. Es wird nicht jeder zufrieden sein. Er weiß es. Und er kann es nicht ändern. Ein anderer an seiner Stelle könnte das auch nicht. Es ginge eben um Kriterien – nachvollziehbare Kriterien.
"Wir machen keine Planung auf Zuruf oder auf Wunsch. Das ist auch das Tolle, dass das funktioniert. Wir planen ja auf der Basis von Kriterien. Und wenn man ein Kriterium zur Anwendung bringt, dann muss es für alle gleich gelten."
Wird der Dom in Königslutter auch in ein paar Jahren noch von Süpplingen aus zu sehen sein? Joachim Weimann jedenfalls wird weiter gegen Windkraft argumentieren, auch wenn die Windräder in Süpplingen errichtet werden sollten. Felicitas Naundorf wird dann wegziehen, da ist sie sich sicher, sagt sie jetzt. Und die Windräder? Die kommen, sagt Jens Pahlandt. Nur wohin sie kommen, das weiß bis jetzt nicht einmal der Wind.
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