Energiewende auf afrikanisch

Von Michael Braun |
Die Energieversorgung ist ein Dauerproblem in Uganda – die Wasserkraft könnte nun endlich Abhilfe schaffen. Das Kraftwerk Bujagali soll die installierte Stromerzeugung in dem ostafrikanischen Land um die Hälfte steigern.
Noch stürzt das Wasser des aufgestauten Nils an den mächtigen Schaufeln vorbei ins Tal. Die erste von fünf Turbinen soll erst am Donnerstag anlaufen und Strom für Uganda produzieren. Das Laufwasserkraftwerk Bujagali gilt als Meilenstein in der Wirtschaftsentwicklung des Landes.

"Wenn alle fünf Turbinen laufen, Mitte des Jahres etwa, wird die installierte Kapazität von 250 Megawatt erreicht sein", sagt Bill Groth, der amerikanische Chefingenieur des Kraftwerks. Damit steige die Stromerzeugung des Landes um 50 Prozent. Und wer wie er jede Nacht wegen der Stromsperren im Dunkeln stehe, habe auch ein persönliches Interesse daran, dass es mehr Strom gebe.

Vor allem die Wirtschaft wartet sehnsüchtig auf den Strom aus dem Kraftwerk bei Jinga, etwa 80 Kilometer nordöstlich von Kampala am Ausfluss des Viktoriasees. Pim de Witte etwa, ein vor Jahren aus Holland eingewanderter Blumenzüchter, der nun in Ugandas größter Blumenfarm Geranien-, Chrysanthemen- und Weihnachtssternsetzlinge produziert:

"Wir nutzen Strom zur Bewässerung, für die Kühlsysteme und für die künstliche Beleuchtung der Gewächshäuser. Aber es gibt nicht genug Strom. Mal fließt Strom, mal nicht. Sicherheit gibt es nicht. Deshalb haben wir Notstromaggregate, die mit Diesel laufen. Sie brauchen viel Diesel, letzten Monat 14.000 Liter die Woche – nicht gut für die Produktionskosten."

Der Strom aus den Dieselgeneratoren kostet umgerechnet etwa 25 US-Cent je Kilowattstunde: fast vier Mal mehr als Strom aus Wasserkraft. Der ugandische Staat subventioniert deshalb den Strompreis. Das kostet ihn viel, umgerechnet 150 Millionen Euro jährlich, etwa sieben Prozent des Staatshaushaltes. Denn längst ist Strom aus Notstromaggregaten zur Regelversorgung geworden. 40 Prozent des Stroms kommen landesweit aus dieser auch ökologisch belastenden Quelle.

Einen hohen Preis dafür, dass es mit dem neuen Wasserkraftwerk besser wird, haben Menschen wie Midia Mosira gezahlt. Sie lebten einst am Fluss. Jetzt findet man sie ein paar Kilometer weiter oben am Hang. 85 Familien, fast 700 Menschen mussten dem Damm weichen. Aber Midia, die sieben Kinder versorgt, trauert dem alten, jetzt versunkenen Dorf auch nach zehn Jahren immer noch nach:

"Dort, wegen der Nähe zum Wasser, war das Wasser kostenfrei zu haben. Wir hatten Wasser im Überfluss. Außerdem konnten wir dort fischen, was hier nicht geht. Und im Fluss gab es eine Insel, wo wir leicht Feuerholz holen konnten. Das ist hier viel mühsamer."

Immerhin: Im neuen Dorf haben die Bewohner Steinhäuser statt Lehmhütten bekommen, mehr Land, auch einen Spielplatz für die Kinder. Nur das versprochene fließende Wasser gibt es noch immer nicht. Jetzt hoffen sie, zumindest Strom zu bekommen. Uganda wollte den Damm und das Kraftwerk. Und die Bäuerin Teodora Nakamya sagt: sie auch, denn wegen des Stroms seien sie umgezogen:

"We liked the dam, we will get electricity, that’s why we moved from there to here, ya."
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