Wie alltagstauglich ist die Elektromobilität?
Warum verschmähen die deutschen Autofahrer bisher die E-Autos? Wo liegen die Vor- und die Nachteile der Stromer? Darüber diskutieren Gerd Lottsiepen vom Verkehrsclub Deutschland und Stephan Schwartzkopff vom Kompetenznetzwerk Nachhaltige Mobilität.
In Sonntagsreden von Politikern sind sie die Zukunft der Mobilität: Elektrofahrzeuge.
Die Bundesregierung hat das Ziel vorgegeben, dass 2020 eine Million E-Autos auf den Straßen fahren sollen; dafür hat sie bisher mehr als zwei Milliarden Euro Fördergelder locker gemacht. Die bisherige Bilanz ist allerdings mehr als mager: Derzeit fahren gerade einmal rund 24.000 E-Mobile auf deutschen Straßen, im ersten Halbjahr 2015 wurden 5200 Stromer neu zugelassen; ihr Marktanteil liegt bei noch nicht einmal 0,5 Prozent. Und das bei insgesamt rund 44,4 Millionen Pkw in Deutschland und über drei Millionen Neukäufen im vergangenen Jahr.
Warum verschmähen die deutschen Autofahrer die E-Autos?
Wo liegen die Vor- und die Nachteile der Stromer?
Wie alltagstauglich ist die Elektromobilität?
Wo liegen die Vor- und die Nachteile der Stromer?
Wie alltagstauglich ist die Elektromobilität?
"Das E-Auto hat nur dann eine Chance, wenn es eine Verkehrswende gibt und Sprit deutlich teurer wird", sagt der verkehrspolitische Sprecher des Verkehrsclub Deutschland ( VCD) Gerd Lottsiepen. Grundsätzlich befürworte der VCD die Elektromobile aus Klimaschutzgründen, doch die Verbraucher würden derzeit noch in die Irre geführt: "Die Werbung suggeriert, Elektroautos seien schnell verfügbar, CO2-frei und im Betrieb kostengünstig. Fakt ist, dass es zurzeit nur Kleinstserien gibt. Elektroautos sind auch noch in einigen Jahren 10.000 bis 20.000 Euro teurer als vergleichbare Benziner – bei einer Reichweite von 100 bis 200 Kilometern."
Die Automobilindustrie betreibe das Thema E-Mobilität zudem nur halbherzig:
"Sie hat eigentlich bis auf eine Ausnahme – das ist der BMW i3 – herkömmliche Autos genommen und hat den Antrieb gewechselt. Aus dem Diesel- oder Benzinmotor wurde ein Elektromotor. Und die Autoindustrie geht natürlich keinen Schritt in die Richtung, dass man wirklich eine Verkehrswende einleitet."
"Elektromobilität ist unsere Zukunft", sagt Stephan Schwartzkopff, Vorstand des Kompetenznetzwerks Nachhaltige Mobilität eG (KoNaMo). Wann immer er kann, ist der Umwelttechniker mit E-Mobilen unterwegs: Auf kurzen Strecken nutzt er ein Pedelec, ein Fahrrad mit Elektroantrieb; er hat zudem einen Elektroroller und fährt E-Autos. Die Energie dafür produziert er zum Teil selbst, mit einem Kleinwindrad.
Die Autoindustrie – und auch viele Autofahrer – seien noch in der steinzeitlichen "Megalith-Kultur" verhaftet und setzten zu sehr auf Größe und PS-Stärke. "Wenn ich ein Auto mit Verbrennungsmotor baue, brauche ich 90.000 Teile, bei einem E-Auto 18.000 Teile." Es sei längst keine Frage mehr, dass Elektromobilität auch im Alltag funktioniere: "Bis 2018 ist die Frage des Langstrecken-Reisens mit Elektrofahrzeugen endgültig beantwortet." Dann würden auch deutsche Autos mit einer Reichweite von 450 Kilometern auf dem Markt und das Ladeinfrastrukturnetz ausreichend ausgebaut sein. "Das Speichervolumen wächst mit jeder Generation".