Energiewende bitte woanders

Von Dieter Nürnberger |
2012 wurde bereits ein Viertel des deutschen Stroms aus erneuerbaren Energien gewonnen. Eine Erfolgsgeschichte - aber gleichzeitig eine Herausforderung für den Ausbau der Stromnetze, mit dem nicht alle einverstanden sind. Viele sind von der Energiewende begeistert, aber manchmal nur, bis sie selbst betroffen sind.
Nicht erst seit der von der Bundesregierung ausgerufenen Energiewende gilt das deutsche Stromnetz als modernisierungsbedürftig. Spätestens seitdem die ersten erneuerbaren Energien ans Netz gingen, also schon Jahre vor der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima, mussten die Weichen neu gestellt werden.

Der Grund: Die Erzeugung von regenerativem Strom aus Sonne, Wind und beispielsweise Biomasse ist zwar umwelt- und klimafreundlich, doch belasten die erneuerbaren Energien auch das bisherige Gleichgewicht im Stromnetz. So kann aus Wind erzeugter Strom auch nur dann eingespeist werden, wenn es an den Standorten der Windräder ausreichend weht.

2012 wurde in Deutschland bereits rund ein Viertel des Stroms aus erneuerbaren Energien gewonnen. Das ist eine Erfolgsgeschichte. Doch müssen nun die Netze mehr und mehr modernisiert und ausgebaut werden.

Grundlage hierfür ist der Netzentwicklungsplan, der von der Bundesnetzagentur und den vier Übertragungsnetzbetreibern in Deutschland ausgearbeitet wird. Besonderes Augenmerk gilt den benötigten Hochspannungsleitungen von Nord nach Süd, von den Standorten der Windräder also in jene Teile der Republik, wo der Strombedarf am höchsten ist, im Süden und auch im Westen. So müssen bis 2022 rund 2.800 Kilometer neue Leitungstrassen gebaut werden, um den bis dahin gewünschten 35-Prozent-Anteil der Erneuerbaren Energien zu integrieren. Zudem müssen, nach derzeitigem Stand, knapp 2.900 Kilometer vorhandener Stromtrassen aufgerüstet werden.

Umfragen zeigen, dass eine große Mehrheit der Bevölkerung den beschlossenen Atomausstieg und die damit verbundene Energiewende gut heißen. Allerdings gibt es vor allem Probleme direkt vor Ort. So kämpfen Bürgerinitiativen beispielsweise in Thüringen gegen eine geplante Stromtrasse, die auf 210 Kilometern Windstrom aus Brandenburg nach Bayern transportieren soll. Die Planungen gehen sogar auf die Zeit vor der Ausrufung der Energiewende zurück, sie sind Teil der Pläne für ein wachsendes, europäisches Verbundnetz.

Die Bundesnetzagentur und auch die Übertragungsnetzbetreiber suchen deshalb den Dialog mit den betroffenen Bürgern. Ein Ansinnen, welches allerdings nicht immer und überall zu mehr lokaler Akzeptanz der Energiewende führt.

Das Gespräch zum Thema mit Peer Schulze, dem Sprecher der Thüringer Bürgerinitiative, können Sie mindestens bis zum 18.12.2013 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.
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