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Gesamtkunstwerk im Hexenhaus
Alle Jahre wieder: Zu Weihnachten überbieten sich die Opernhäuser mit Aufführungen des Märchenspiels "Hänsel und Gretel" von Engelbert Humperdinck. Für viele Kinder ist es der erste Kontakt mit dem Musiktheater überhaupt.
Hier werden künftige Wagnerianer herangezogen. Der Komponist selbst bezeichnete sein Werk in Anspielung auf den Bayreuther Meister scherzhaft als "Kinderstubenweihfestspiel". Auch ungeachtet des historischen Hintergrundes ist sie eine der beliebtesten Opern überhaupt – und wohl die einzige, die fast immer vor einem etwas unruhigen Publikum aufgeführt wird: vor Kindern, die auf viel zu großen Klappsitzen hin- und herrutschen.
Auch für Erwachsene
Eine Ausnahme bildete vor einigen Jahren das Theater Erfurt, das "Hänsel und Gretel" sowohl in einer Kinder- als auch in einer expliziten Erwachsenenversion zeigte. Wer meint, dies sei ein schmerzfreier Klassiker, bei dem es nichts zu interpretieren gebe, der irrt: Wie in jedem Familiendrama spielen sich hier die eigentlichen Konflikte zunächst im Verborgenen ab. Reichlich Stoff für Regie-Psychologen.
Hexenbesen in Damen- und Herrenausführung
So zahlreich die Aufführungen, so vielseitig die Aufnahmen: Große Sänger haben sich in der vergangenen Jahrhunderthälfte förmlich darum gerissen, ihre Deutung von Hänsel, Gretel und der Knusperhexe vors Mikrofon zu bringen. Allein auf den Hexenbesen schwangen sich Anny Schlemm, Edda Moser, Christa Ludwig – und Peter Schreier!
Weltstar aus Günzburg
Zu Gast im "Interpretationen"-Studio war im Dezember 2010 Diana Damrau, deren lebhafte und persönliche Geschichten rund ums weihnachtliche Musiktheater wir hiermit noch einmal zu Gehör bringen. Seit Jahren macht die Sopranistin aus Günzburg weltweit Furore: als Gestalterin der großen Mozart-Partien ebenso wie als Gilda in Verdis "Rigoletto", als Virtuosin der enorm anspruchsvollen Bravourarien von Meyerbeer wie als Interpretin der Titelpartien von Donizettis "Lucia di Lammermoor" und Massenets "Manon" – und natürlich als Humperdincks Gretel...