Der Boom bei E-Books ist ausgeblieben
Die großen Erwartungen an den englischsprachigen E-Book-Markt haben sich nicht erfüllt, sagt Florian Cramer, Professor für visuelle Medien an der Universität Rotterdam. Er empfiehlt eher nach Südkorea zu blicken.
"In diesem Jahr werden dramatisch fallende E-Book-Umsätze gemeldet", Florian Cramer, Professor für visuelle Medien an der Universität Rotterdam, im Deutschlandradio Kultur. Das gelte vor allem für die USA." Eigentlich hätten alle erwartet, als die E-Book-Technologie vor zehn Jahren im großen Stil auf den Markt kam, dass sich interaktive, experimentelle Formate durchsetzen würden. Aber es habe sich eine Sättigung eingestellt und der Markt schrumpfe.
Lineare Leseformate erfolgreich
Zwar sei der Anteil der E-Books am englischsprachigen Buchmarkt höher als in Deutschland, aber Experten sagten, dass es oft leichter sei, experimentelle Formate auf dem Spielemarkt zu verkaufen als auf dem Buchmarkt. "Was sich wirklich durchgesetzt hat, sind ganz klassische, lineare Leseformate, also vor allem Romane und im englischsprachigen Raum sagt man dazu Page-Turner." In England gebe es ganze Bereiche des Buchmarktes, die auf Papier nicht mehr angeboten würden, vor allem "Genre-Fiktion", die ich Deutschland Trivial-Romane genannt würden. Dazu gehörten Fantasy-, Liebes und Kriminalromane. "Die sind zum Teil hundertprozentig auf dem E-Book-Markt vertreten und gar nicht mehr in Print." Aber die Leser zeigten sich an visuellen Experimenten oder an sozialem Lesen weniger interessiert als die Anbieter erhofft hätten.
Innovationen in Südkorea angesagt
Angesichts dieser konservativen Ausrichtung des englischsprachigen Buchmarktes sei es wichtig in eine andere Richtung, beispielsweise nach Südkorea, zu blicken, sagte Cramer. "In Südkorea ist das elektronische Lesen noch viel verbreiteter als im englischsprachigen Ausland." Dort spielten visuelle und interaktive Formate eine viel größere Rolle. Südkoreanische Soap-Operas seien in ganz Südostasien verbreitet und basierten überwiegend auf Webtoons, was in Südkorea ein ganz eigenes Genre sei. Das seien in elektronischer Form publizierte Comics, erläuterte Cramer. "Wenn man in Südkorea in der U-Bahn sitzt in Seoul, dann lesen wahrscheinlich 60 bis 80 Prozent der Leute Webtoons auf ihren Smartphones."