Enid Blyton - politisch korrekt
Enid Blytons "Fünf Freunde", so dachte man, das ist doch bloß eine harmlose Kinderbande - weit gefehlt: In Großbritannien dagegen ahnte man: Serien wie "Fünf Freunde" seien in Wahrheit erzkonservative Agitprop-Elaborate einer Upper-Class-Oberlehrerin. Folglich wurde die Autorin in ihrer Heimat posthum umerzogen: Die fünf Freunde stehen nur noch gemeinsam am Herd, Hausarbeit wird geteilt!
"Wir sind die fünf Freunde, Julian und Dick, Ann und George, und Timmy der Hund - wir sind die besten Freunde, Jaaah! …"
Wie haben wir uns getäuscht! Enid Blytons "Fünf Freunde", so dachte man, das ist doch bloß eine manchmal nervtötend altkluge, aber ansonsten harmlose Kinderbande, ihre Abenteuer sind laue Kriminalstorys für Anfänger, eine literarische Einstiegsdroge ohne Nebenwirkungen - weit gefehlt: In Großbritannien ahnte man schon in den 80ern, ausgerüstet mit dem verfeinerten Sensorium der Political Correctness: Serien wie "Fünf Freunde", "Hanni und Nanni", wie "Dolly" - und nicht zuletzt die Noddy-Reihen - seien in Wahrheit erzkonservative Agitprop-Elaborate einer Upper-Class-Oberlehrerin, getarnte Strategien, die Kinderzimmer mit der kruden Weltsicht einer Ewiggestrigen zu indoktrinieren: rassistisch, sexistisch, schwarz-weiß-Malerei!
Rassistisch, weil die Autorin es fertig gebracht hat, in einer Bilderbuchreihe für Kleinkinder ihren Helden; den lustigen Wichtel "Noddy" mit kleinen hinterhältigen Mohrenklabauter mit schwarzer Haut und großen weißen Augen zu konfrontieren, den Gollywogs - das sei Herrenmenschen-Früherziehung! Unbrauchbare Lektüre.
Sexistisch, weil Enid Blyton mit ihren Figuren überholte Rollenklischees propagiere. Zu Unrecht? Vielleicht. Aber es sind kleine Szenen wie diese, die hellhörig machen:
"Julien: Los Leute, lasst uns fahren, bevor wir sie aus den Augen verlieren ... Anne: Aber ich habe Tante Fanny versprochen, ihr beim Marmelade kochen zu helfen ... Ach lass nur Anne, bleib nur hier und hilf Tante Fanny -na dann los! Kommst du Dick? ..."
Die Jungs ziehen los, die Mädels kochen Marmelade - so etwas gibt es in englischen Enid Blyton-Ausgaben jüngeren Datums nicht mehr: Die Autorin wurde in ihrer Heimat posthum umerzogen, ihre Texte wurden modernisiert: Julian und Anne, George und Dick und Timmy der Hund stehen nur noch gemeinsam am Herd, Hausarbeit wird geteilt!
Darüber hinaus wurden auch nur ansatzweise xenophobe Tendenzen retuschiert: so heißt die Episode "Fünf Freunde und ein Zigeunermädchen" nun "Fünf Freunde und die wilde Jo". Und um Kinder nicht mit körperlicher Gewalt zu verschrecken, dichtete man beispielsweise eine prügelnde Lehrerin namens "Slap" - zu Deutsch "Ohrfeige" - zur mahnenden Pädagogin um.
Es waren zuletzt gerade die Namen, die den PC-Puristen die größten Kopfschmerzen bereiteten: Slap kann heutzutage keine Lehrerin mehr heißen, einerseits wegen der gewalttätigen Konnotation, andererseits, weil der Jugendslang in den letzten Jahren eine Durchseuchung mit etwas erlebt hat, was der Albtraum jeder politischen Korrektheit ist: Hip Hop - im Slang klingt Slap wie Slapper, was nichts anderes heißt als "Hure" - sie heißt jetzt Snap! Und was einst die Kurzform des braven Namens Richard war, ist nun Topos und Totem des Hip-Hop-Machismo schlechthin: was ein Dick ist, das wissen in England schon die Kleinsten ...
Wie haben wir uns getäuscht! Enid Blytons "Fünf Freunde", so dachte man, das ist doch bloß eine manchmal nervtötend altkluge, aber ansonsten harmlose Kinderbande, ihre Abenteuer sind laue Kriminalstorys für Anfänger, eine literarische Einstiegsdroge ohne Nebenwirkungen - weit gefehlt: In Großbritannien ahnte man schon in den 80ern, ausgerüstet mit dem verfeinerten Sensorium der Political Correctness: Serien wie "Fünf Freunde", "Hanni und Nanni", wie "Dolly" - und nicht zuletzt die Noddy-Reihen - seien in Wahrheit erzkonservative Agitprop-Elaborate einer Upper-Class-Oberlehrerin, getarnte Strategien, die Kinderzimmer mit der kruden Weltsicht einer Ewiggestrigen zu indoktrinieren: rassistisch, sexistisch, schwarz-weiß-Malerei!
Rassistisch, weil die Autorin es fertig gebracht hat, in einer Bilderbuchreihe für Kleinkinder ihren Helden; den lustigen Wichtel "Noddy" mit kleinen hinterhältigen Mohrenklabauter mit schwarzer Haut und großen weißen Augen zu konfrontieren, den Gollywogs - das sei Herrenmenschen-Früherziehung! Unbrauchbare Lektüre.
Sexistisch, weil Enid Blyton mit ihren Figuren überholte Rollenklischees propagiere. Zu Unrecht? Vielleicht. Aber es sind kleine Szenen wie diese, die hellhörig machen:
"Julien: Los Leute, lasst uns fahren, bevor wir sie aus den Augen verlieren ... Anne: Aber ich habe Tante Fanny versprochen, ihr beim Marmelade kochen zu helfen ... Ach lass nur Anne, bleib nur hier und hilf Tante Fanny -na dann los! Kommst du Dick? ..."
Die Jungs ziehen los, die Mädels kochen Marmelade - so etwas gibt es in englischen Enid Blyton-Ausgaben jüngeren Datums nicht mehr: Die Autorin wurde in ihrer Heimat posthum umerzogen, ihre Texte wurden modernisiert: Julian und Anne, George und Dick und Timmy der Hund stehen nur noch gemeinsam am Herd, Hausarbeit wird geteilt!
Darüber hinaus wurden auch nur ansatzweise xenophobe Tendenzen retuschiert: so heißt die Episode "Fünf Freunde und ein Zigeunermädchen" nun "Fünf Freunde und die wilde Jo". Und um Kinder nicht mit körperlicher Gewalt zu verschrecken, dichtete man beispielsweise eine prügelnde Lehrerin namens "Slap" - zu Deutsch "Ohrfeige" - zur mahnenden Pädagogin um.
Es waren zuletzt gerade die Namen, die den PC-Puristen die größten Kopfschmerzen bereiteten: Slap kann heutzutage keine Lehrerin mehr heißen, einerseits wegen der gewalttätigen Konnotation, andererseits, weil der Jugendslang in den letzten Jahren eine Durchseuchung mit etwas erlebt hat, was der Albtraum jeder politischen Korrektheit ist: Hip Hop - im Slang klingt Slap wie Slapper, was nichts anderes heißt als "Hure" - sie heißt jetzt Snap! Und was einst die Kurzform des braven Namens Richard war, ist nun Topos und Totem des Hip-Hop-Machismo schlechthin: was ein Dick ist, das wissen in England schon die Kleinsten ...