Enissa Amani und die AfD
Enissa Amani mag nicht hinnehmen, dass der AfD-Politiker Andreas Winhart für seine Äußerungen zu Geflüchteteten straffrei davonkommt. © picture alliance / dpa / Christian Charisius
40 Tage Knast für ein höheres Ziel
11:52 Minuten
Die Entertainerin Enissa Amani wurde wegen Beleidigung eines AfD-Politikers zu einem Strafgeld verurteilt. Das will sie erst zahlen, wenn auch ihr Kontrahent verurteilt wird. Nun muss sie deswegen aller Voraussicht nach ins Gefängnis.
Die Entertainerin Enissa Amani weigert sich, eine Strafe in Höhe von 1.800 Euro zu zahlen, zu der sie wegen Beleidigung des bayerischen AfD-Politikers Andreas Winhart verurteilt worden war. Das allein wäre kaum eine Nachricht wert, müsste Amani nicht 40 Tage ins Gefängnis, wenn sie nicht zahlt. Und offenbar ist sie dazu bereit.
Es ist nicht so, dass Amani gar nicht zahlen will. Doch sie will das erst tun, wenn auch Winhart bestraft wird. Der hatte im September 2018 Geflüchteten öffentlich eine Mitschuld an HIV-, Krätze- und TBC-Fällen gegeben. Amani bezeichnete ihn daraufhin als „elenden Rassisten“ und „Bastard“ und warf ihm Volksverhetzung vor.
Keine strafrechtlichen Konsequenzen für den AfD-Politiker
Winhart zeigte sie an, ein Verfahren gegen Amani kam ins Rollen. Auch Winhart wurde von Bürgern angezeigt – doch die gegen ihn eröffneten Ermittlungen stellte die Staatsanwaltschaft Traunstein ein, sie sah den Tatbestand der Volksverhetzung nicht als gegeben an.
Das mag Amani so nicht hinnehmen. Sie hält es für nicht nachvollziehbar, dass Winharts Einlassungen über Geflüchtete keine strafrechtlichen Konsequenzen nach sich ziehen. Deutschland sollte aufgrund seiner Geschichte eigentlich eine Vorbildrolle einnehmen, was den Kampf gegen Rassismus angehe, sagt sie.
"Ich werde nicht zahlen", betont Amani nun. Auch nicht, wenn es nur fünf Cent wären. Der Haftbefehl wird ihren Informationen zufolge am 2. Dezember ausgestellt, danach komme dann das Schreiben mit dem Termin für den Haftantritt.
Mord am Ende der kausalen Kette
"Meine Beleidigungen stehen außer Frage, die müssen geahndet werden", betont Amani. Doch die Zahlung zu verweigern, sei momentan ihr einziges Mittel, darauf aufmerksam zu machen, dass Winhart straffrei davongekommen sei:
"Wenn wir eindeutig rassistisches Gedankengut durchgehen lassen, dann sind irgendwann am Ende der kausalen Kette Verrückte auf der Straße, die wie in Hanau oder damals in Norwegen irgendwo reinlaufen und Menschen erschießen."