Märsche und Choräle übereinander getürmt
Charles Ives und Anton Webern sind sich nie persönlich begegnet, ihr Werk scheint kaum Gemeinsamkeiten aufzuweisen. Und dennoch passen sie gut zusammen, wie der Pianist Steffen Schleiermacher und das Ensemble Avantgarde in diesem Doppelporträtkonzert demonstrieren.
Im Ensemble Avantgarde versammeln sich Musiker des Gewandhausorchesters Leipzig und anderer Klangkörper aus der Region, um unter der Leitung des Pianisten und Komponisten Steffen Schleiermacher Musik des 20. und 21. Jahrhunderts aufzuführen. Neben den repräsentativen Strömungen neuer Musik widmet sich das Ensemble auch entlegenen und unterschätzten Komponisten und beleuchtet die Musik der Klassischen Moderne aus neuen Blickwinkeln.
Charles Ives (1874-1954) und Anton Webern (1883-1945) gehören sicherlich zu den bekanntesten und einflussreichsten Komponisten des 20. Jahrhunderts, aber Teile ihres Schaffens sind in den Konzertsälen heute kaum noch zu hören. In beiden Fällen hängt das mit aufführungspraktischen Schwierigkeiten zusammen: Der extrem hohe musikalische Anspruch der Werke steht in einem scheinbaren Missverhältnis zu ihrer wiederum extrem kurzen Spieldauer, außerdem ist das Instrumentarium in den geforderten Besetzungen nicht so einfach zusammenzustellen. Beispielsweise hat eine Aufführung von Weberns Quartett für Violine, Klarinette, Tenorsaxophon und Klavier op. 22 – ein Höhepunkt an zwölftöniger Spekulation in Weberns schmalem Œuvre – absoluten Seltenheitswert.
Neben einigen knappen Instrumentalwerken vereinigt dieses Konzert Lieder von Ives und Webern, die überwiegend für Stimme und unterschiedliche Instrumentalensembles geschrieben wurden – bei Ives mit der im wahrsten Sinne des Wortes skurrilen Note, dass die Instrumente bisweilen nur eine Handvoll Noten zu spielen und ansonsten zu schweigen haben. Während Webern in seinen Liedern eine hermetische Reinheit des Klangs zelebriert, komponiert Ives eine lustvoll bunte Musik, in deren dichter Faktur zahlreiche Anspielungen auf populäre Märsche, Schlager und Kirchengesänge übereinander getürmt werden. Dieses Verfahren erinnert an die Ästhetik Gustav Mahlers, der sich für Ives sehr interessierte und seinerseits ein Förderer des jungen Webern war. Mahler als "graue Eminenz" hinter Ives und Webern: Alle drei labten sich an einer gemeinsamen Quelle, nämlich der Naturphilosophie Goethes, die sie zu ihrer transzendentalen Musik inspirierte.
Charles Ives (1874-1954) und Anton Webern (1883-1945) gehören sicherlich zu den bekanntesten und einflussreichsten Komponisten des 20. Jahrhunderts, aber Teile ihres Schaffens sind in den Konzertsälen heute kaum noch zu hören. In beiden Fällen hängt das mit aufführungspraktischen Schwierigkeiten zusammen: Der extrem hohe musikalische Anspruch der Werke steht in einem scheinbaren Missverhältnis zu ihrer wiederum extrem kurzen Spieldauer, außerdem ist das Instrumentarium in den geforderten Besetzungen nicht so einfach zusammenzustellen. Beispielsweise hat eine Aufführung von Weberns Quartett für Violine, Klarinette, Tenorsaxophon und Klavier op. 22 – ein Höhepunkt an zwölftöniger Spekulation in Weberns schmalem Œuvre – absoluten Seltenheitswert.
Neben einigen knappen Instrumentalwerken vereinigt dieses Konzert Lieder von Ives und Webern, die überwiegend für Stimme und unterschiedliche Instrumentalensembles geschrieben wurden – bei Ives mit der im wahrsten Sinne des Wortes skurrilen Note, dass die Instrumente bisweilen nur eine Handvoll Noten zu spielen und ansonsten zu schweigen haben. Während Webern in seinen Liedern eine hermetische Reinheit des Klangs zelebriert, komponiert Ives eine lustvoll bunte Musik, in deren dichter Faktur zahlreiche Anspielungen auf populäre Märsche, Schlager und Kirchengesänge übereinander getürmt werden. Dieses Verfahren erinnert an die Ästhetik Gustav Mahlers, der sich für Ives sehr interessierte und seinerseits ein Förderer des jungen Webern war. Mahler als "graue Eminenz" hinter Ives und Webern: Alle drei labten sich an einer gemeinsamen Quelle, nämlich der Naturphilosophie Goethes, die sie zu ihrer transzendentalen Musik inspirierte.
Gewandhaus Leipzig, Mendelssohn-Saal
Aufzeichnung vom 15. Juni 2016
Aufzeichnung vom 15. Juni 2016
Charles Ives
"Old home day" für Bariton, Flöte und Klavier
"Old home day" für Bariton, Flöte und Klavier
Anton Webern
Fünf geistliche Lieder für Sopran und fünf Instrumente op. 15
Fünf geistliche Lieder für Sopran und fünf Instrumente op. 15
Charles Ives
Sonate für Violine und Klavier Nr. 4 "Children’s Day at the Camp Meeting"
Lieder für Bariton und Ensemble
Sonate für Violine und Klavier Nr. 4 "Children’s Day at the Camp Meeting"
Lieder für Bariton und Ensemble
Anton Webern
Sechs Bagatellen für Streichquartett op. 9
Sechs Bagatellen für Streichquartett op. 9
Charles Ives
"Sunrise" für Bariton, Violine und Klavier
"Sunrise" für Bariton, Violine und Klavier
Anton Webern
Quartett für Violine, Klarinette, Tenorsaxophon und Klavier op. 22
Quartett für Violine, Klarinette, Tenorsaxophon und Klavier op. 22
Charles Ives
"Three-Page Sonata" für Klavier
"Three-Page Sonata" für Klavier
Anton Webern
Sechs Lieder für Sopran, Klarinette, Bassklarinette, Violine und Violoncello nach Gedichten von Georg Trakl op. 14
Sechs Lieder für Sopran, Klarinette, Bassklarinette, Violine und Violoncello nach Gedichten von Georg Trakl op. 14
Gesine Adler, Sopran
Holger Falk, Bariton
Susanne Zapf, Violine
Josef Christof, Klavier
Ensemble Avantgarde
Klavier, Leitung und Moderation: Steffen Schleiermacher
Holger Falk, Bariton
Susanne Zapf, Violine
Josef Christof, Klavier
Ensemble Avantgarde
Klavier, Leitung und Moderation: Steffen Schleiermacher