Entscheidung in Rom

    Tebartz-van Elst kehrt nicht nach Limburg zurück

    Seit Oktober war er beurlaubt - jetzt gibt er sein Amt offiziell auf: der ehemalige Bischof von Limburg Tebartz-van Elst
    Der beurlaubte Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van-Elst © dpa / picture-alliance / Fredrik Von Erichsen
    Jetzt ist es offiziell: Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst wird nicht nach Limburg zurückkehren. Papst Franziskus nahm am Mittwochmittag das Rücktrittsgesuch des umstrittenen Geistlichen an.
    Der Bischofsstuhl in Limburg ist nicht mehr besetzt. Wie der Vatikan mitteilte, hat Papst Franziskus den Amtsverzicht des umstrittenen Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst vom Oktober vergangenen Jahres angenommen. Die Situation in Limburg verhindere "eine fruchtbare Ausübung des bischöflichen Amtes" durch Tebartz-van Elst, hieß es. Der scheidende Bischof werde zu gegebener Zeit eine andere Aufgabe erhalten.
    Zum Apostolischen Administrator in Limburg wurde der Paderborner Weihbischof und Leiter der Untersuchungskommission zur Finanzierung der Limburger Bischofsresidenz, Manfred Grothe, ernannt. Er übernimmt damit die Leitung der Diözese Limburg. Der Vatikan hatte sich mit der Entscheidung Zeit gelassen, zuvor sollte das Ergebnis des Prüfberichts abgewartet werden. Grothe sagte nach der Bekanntgabe, der Papst habe keine voreilige oder von außen gesteuerte Entscheidung treffen und sich gründlich ein eigenes Bild machen wollen.

    Entscheidung auf Basis des Prüfberichts


    Die Staatsanwaltschaft habe, so Grothe, ihre Aktivitäten mit Rücksicht auf die Arbeit der Kommission der Bischofskonferenz ruhen lassen. Die Kommission sollte untersuchen, wie es zu den hohen Kosten für den Bau der Bischofsresidenz kommen konnte. Dem am Mittwoch veröffentlichten Bericht nach trägt Tebartz-van Elst die Hauptschuld für den Bauskandal. Außerdem war demnach stets über horrende Preissteigerungen auf dem Domberg informiert. Es heißt in dem Bericht weiter, dass durch wirtschaftliche Projektführung Kosten in Millionenhöhe hätten gespart werden können.
    Weihbischof Manfred Grothe sitzt am 26.03.2014 auf einer Pressekonferenz in Limburg an der Lahn (Hessen) hinter Mikrofonen. Nach dem Rücktritt seines Vorgängers Tebartz-van Elst wird Grothe als Apostolischer Administrator die Amtsgeschäfte im
    Weihbischof Manfred Grothe am 26.03.2014 auf einer Pressekonferenz in Limburg© dpa / picture alliance / Boris Roessler
    Nun sei es am Bistum die Sache kirchenrechtlich,- und an der Staatsanwaltschaft, die Sache strafrechtlich aufzuarbeiten. Das Bauprojekt könne sich jedoch trotzdem sehen lassen, so Grothe, auch wenn es viel Aufruhr und Unverständnis ausgelöst habe. Generalvikar Wolfgang Rösch, der als Vertreter seit Oktober in Limburg eingesetzt war, sagte, das Gebäude müsse allerdings auch emotional annehmbar sein. Das erreiche man, in dem man auch die Öffentlichkeit in die Nutzung einbeziehe. "Nach all dem Ärger", so Rösch, "kann Akzeptanz erfolgen - wir können ja nun kein zweites Gebäude bauen."
    "Es geht ein Aufatmen durch das Bistum"
    Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sagte, die Entscheidung des Papstes ermögliche Aufbruch und Neubeginn nach einer Zeit der Unsicherheit im Bistum. Künftig müsse die Glaubwürdigkeit der Kirche durch mehr Transparenz wieder erhöht werden.
    Auch der Priesterrat in Limburg, sowie die Diözesanversammlung begrüßten die Entscheidung des Papstes. "Es geht ein Aufatmen durch das Bistum", so ein Sprecher des Priesterrates. Nun gelte es, die Probleme im Bistum aufzuarbeiten. Die Stimmung habe sich nach dem Weggang des Bischofs verbessert, das sei vor allem Generalvikar Wolfgang Rösch zu verdanken.
    Tebartz-van Elst war wegen einer falschen eidesstattlichen Aussage zu einem Erste-Klasse-Flug nach Indien, seiner Amtsführung und wegen der Kosten von mindestens 31 Millionen Euro für den Bischofssitz auf dem Limburger Domberg in die Kritik geraten, bei vielen Gläubigen hatten die Skandale zu einem Vertrauensverlust geführt.
    Auf Weisung des Papstes hielt sich Tebartz-van Elst seit etwa einem halben Jahr außerhalb seines Bistums auf. Seit 2008 war Tebartz-van Elst Bischof von Limburg, im Oktober war er von seinem Dienst beurlaubt worden, als Vertreter hatte Papst Franziskus den Generalvikar Wolfgang Rösch ins Amt eingesetzt.
    Prüfbericht veröffentlicht
    Seit Anfang März liegt der vatikanischen Bischofskongregation der Prüfbericht einer Kommission zum Finanzgebaren des Bischofs vor. Diese war vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz eingesetzt worden. Der Bericht ist auf der Webseite der Deutschen Bischofskonferenz abrufbar.

    Chronologie

    Januar 2008: Einführung von Franz-Peter Tebartz-van Elst als Bischof von Limburg. Vorher war er Weihbischof im Bistum Münster.

    Mai 2010: Bau des "Diözesanen Zentrums Sankt Nikolaus" auf dem Domberg wird begonnen – mehrere Gebäude und Bischofswohnung gehören dazu. Über die Baukosten kursieren unterschiedliche Zahlen bis zu 25,9 Milionen Euro für das Gesamtprojekt, das als "Protzbau" bezeichnet wird.

    August 2012: Ein Erste-Klasse-Flug des Bischofs nach Indien wird bekannt. Tebartz-van Elst leugnet gegenüber "Spiegel", erster Klasse geflogen zu sein. Das Magazin bezichtigt ihn der Lüge, darauf gibt er eine eidesstattliche Versicherung ab, in der er die Leugnung bestreitet. Ein Videomitschnitt des Spiegel widerlegt die Aussagen, drei Privatpersonen erstatten Strafanzeige.

    31. August 2012: In einem Schreiben bittet Tebartz-van Elst um Vertrauen und räumt indirekt Fehler ein. Er verspricht zudem Aufklärung zum Bau des Diözesanen Zentrums.

    14. September 2012: Eine Kommission der Deutschen Bischofskonferenz soll die Finanzierung der Limburger Bauten überprüfen

    15. September 2012: Beim Kreuzfest der Diözese in Königstein bittet Tebartz-van Elst alle Menschen, die er "enttäuscht und verletzt" habe, um Verzeihung

    18. September 2012: Der Leiter der vatikanischen Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, spricht von einer "Kampagne" gegen Tebartz-van Elst. Rom vertraue ihm "voll und ganz"

    7. Oktober 2012: Die Bau- und Sanierungskosten des gesamten Diözesanen Zentrums werden vom Bistum mit rund 31 Millionen Euro beziffert.

    25. September 2013: Staatsanwaltschaft Hamburg beantragt Strafbefehl wegen falscher eidesstattlicher Aussagen in Zusammenhang mit der "Spiegel"-Berichterstattung

    23. Oktober 2013: Papst setzt Generalvikar Wolfgang Rösch ins Amt ein. Bischof Tebartz-van Elst erhält "eine Zeit außerhalb der Diözese"

    Januar 2014: Strafverfahren wird endgültig eingestellt

    19. Januar 2014: Der Präfekt des Päpstlichen Hauses, Erzbischof Georg Gänswein, sagt, er erwarte eine Entlastung des Limburger Bischofs durch die von der Bischofskonferenz eingesetzte Kommission.

    Februar 2014: Medien berichten, Gelder einer Stiftung sollen für die neue Residenz verwendet worden sein.

    3. März 2014: Deutsche Bischofskonferenz reicht Untersuchungsbericht an Vatikan weiter

    26. März 2014: Noch am Tag nach dem Rücktritt des Bischofs wird der Prüfbericht zum Bau und den Kosten der Bischofsresidenz veröffentlicht; Manfred Grothe übernimmt die Leitung der Diözese Limburg.

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