Entschuldigung von Klaas Heufer-Umlauf

Auch pennälerhafter Quatsch darf kein Fake sein

09:24 Minuten
Der Moderator Klaas Heufer-Umlauf steht mit ausgebreiteten Armen vor Publikum, er ist mit grünem Schleim übergossen.
Kommt nicht ohne Glaubwürdigkeit aus: Klaas Heufer-Umlauf. © Imago / Andreas Gora
Matthias Dell im Gespräch mit Julius Stucke |
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Der NDR hat den Entertainern Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf nachgewiesen, zu großzügig mit der Wahrheit umgegangen zu sein. Nun folgt die Entschuldigung - die unser Medienkritiker Matthias Dell als gelungen empfindet.
Die Entertainer Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf gelten als unterhaltsam, schlagfertig - und vor allem als authentisch. In der Show "Duell um die Welt" stürzen sie sich regelmäßig in waghalsige Abenteuer. Zuletzt nahmen auch Prominente ihre Stelle ein: So wurde die Schauspielerin Sophia Thomalla angeblich ohne Vorwarnung aus einem Helikopter geschubst, der Schauspieler Edin Hasanovic musste ohne Piloten einen Heißluftballon landen. Das zumindest glaubten die Zuschauer.

Doch nicht alles echt

Die Moderatoren, die in der vergangene Woche den Grimme-Preis erhielten, betonen in ihrer Show immer wieder, alles sei real. Doch ganz so ist es nicht. Der NDR hatte in der vergangenen Woche publik gemacht, dass Thomalla gewusst habe, was auf sie zukam; im Heißluftballon von Hasanovic habe ein versteckter Pilot gehockt. Und auch ein vermeintlich auf frischer Tat ertappter Dieb in Heufer-Umlaufs Sendung "Late Night Berlin" war aus dessen Team.
Am Montag entschuldigte sich nun Heufer-Umlauf deswegen in seiner Sendung. "Das war ohne Wenn und Aber ein Fehler und wird nicht wieder vorkommen", so der Showmaster.
Für den Medienkritiker und Journalisten Matthias Dell hat Heufer-Umlauf den richtigen Ton gefunden: Die Entschuldigung hätte man nicht besser machen können, sagt er. Dafür, dass es in der vergangenen Woche keine Reaktion auf die Recherchen des NDR gegeben habe, sei dies die adäquate Form gewesen, meint Dell.

Auch Shows brauchen Glaubwürdigkeit

Zwar seien die Shows von Heufer-Umlauf und Winterscheidt keine Informationssendungen, doch bräuchten auch sie eine gewisse Glaubwürdigkeit.
Sie versuchten den Spagat zwischen "pennälerhaftem Quatsch" und gesellschaftlichem Engagement, so Dell. Dabei entstehe das Problem, dass die ernsthaften Beiträge infrage gestellt würden, wenn der Quatsch nicht stimme. Das könne auch nicht umgangen werden, wenn man behaupte, es handele sich um Satire. Denn diese überhöhe Dinge, um sie besser sichtbar zu machen.
Außerdem verweist Dell darauf, dass es sich bei den Sendungen von Heufer-Umlauf und Winterscheidt um Aufzeichnungen handelt - bei denen das Risiko nur ein scheinbares ist und als Effekt und zur Dramatisierung dient: "Deswegen weiß man, sobald es vorher aufgezeichnet ist, kann es unmöglich gefährlich gewesen sein, sonst würden wir es nicht sehen."
(rzr)
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