Entwurf zum Berliner Museum der Moderne

Das kann nicht wahr sein! Oder doch?

 Das Museum der Moderne in Berlin wird vom Schweizer Architekturbüro Herzog & de Meuron gebaut
Das Museum der Moderne in Berlin wird vom Schweizer Architekturbüro Herzog & de Meuron gebaut © picture alliance / dpa / Sophia Kembowski
Von Maria Ossowski |
Der erste Eindruck: Was soll das? Der zweite Eindruck: Warum eigentlich nicht? Der dritte: Es geht gar nicht anders! Ein niedriges Backsteinhaus wird als Museum der Moderne in Berlin die Kunst des 20. Jahrhunderts beherbergen.
Der erste Eindruck: das kann nicht wahr sein. Eine rechteckige Scheune, ein Zelt, eine Reithalle, eine Baracke, eine Markthalle, ein Bahnhof, kurz: ein niedriges Backsteinhaus mit Giebel oder auch Satteldach zwischen den Ikonen der klassischen Moderne von Scharoun und Mies van der Rohe? Was soll das?

Es geht gar nicht anders!

Der zweite Eindruck: Warum eigentlich nicht? Der dritte: Es geht gar nicht anders! Die sehr schicken und sehr bejubelten Basler Architekten Jaques Herzog und Pierre De Meuron haben eine konterkarierende Idee entwickelt, die unsere ästhetischen Maßstäbe kurz auf den Kopf stellt. Ein ganz normales Haus, das überhaupt nicht in Konkurrenz treten will zur Neuen Nationalgalerie, zur Philharmonie, zur Staatsbibliothek oder zur Stühlerkirche wird die Kunst des 20. Jahrhunderts beherbergen.

Außen bescheiden, innen oho

Es ist ein sehr schweizerischer Entwurf, außen bescheiden, innen aber oho. Eine riesige Empfangshalle wird den Kunstliebhabern einen Blick in alle unterirdischen Etagen gleichermaßen gewähren. Wobei die Basler Starbaumeister klug formulierten, dass sie den endgültigen Innenausbau nur mit den Kuratoren gemeinsam gestalten wollten. Das hören Auftraggeber immer gern.
Es braucht schon eine gehörige Portion Mut, weder abstrakt noch organisch oder auch spielerisch zu entwerfen, sondern einfach eine Art Scheune an die Potsdamer Straße zu stellen.

Treffpunkt aller Kunstfreunde

Was mir gefällt: Der Mensch ist in der Proportion zu diesem Entwurf wieder das Maß des Gebäudes. Er verliert sich nicht vor riesigen Quadern oder in eisigen Glaskuben. Was ebenfalls gelingen wird: das Kulturforum mit der hässlichen Schräge und den vereinzelten Gebäuden zusammenzubinden. Das neue Museum der Moderne könnte ein Treffpunkt aller Kunstfreunde werden, die von dort aus die anderen Museen wie die Gemäldegalerie oder das Kupferstichkabinett besuchen.

Was irritiert

Niemand verliert ein Wort zu den Komplikationen rund um die geniale, aber weder termin- noch kostengerecht erstellte Elbphilharmonie oder zur schwierigen Zusammenarbeit mit den Chinesen und ihrem Olympiastadion, auch Vogelnest genannt. Herzog de Meuron scheinen mittlerweile über allen Alltagsquerelen zu stehen. Der Anbau der Tate oder das Vitra Designmuseum haben ihren Ruf gefestigt. Berlin ist aber nicht so reich wie Basel, London oder Zürich. Es ist dem Projekt zu wünschen, dass keine Misstöne es begleiten. Das Museum der Moderne soll leuchten. Als Scheune oder Tempel. Auf jeden Fall als Leuchtturm für die Kunst in Berlin.
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