Zuwanderung und Fachkräftemangel
Auf Plakaten suchen 25 Firmen in Essen nach neuen Mitarbeitenden. Die Knappheit im deutschen Arbeitsmarkt sei noch nie so groß gewesen wie jetzt, sagt Wirtschaftswissenschaftler Enzo Weber. © picture alliance / Jochen Tack
"Wir brauchen die Menschen"
11:05 Minuten
Die formalen Hürden für Einwanderer nach Deutschland sollen gesenkt werden. Der Arbeitsmarktforscher Enzo Weber begrüßt das: Eine vernünftig gesteuerte, offene Zuwanderungspolitik helfe der Wirtschaft – sie mache den Kuchen für alle größer.
"Make it in Germany" heißt das Portal, mit dem die Bundesregierung sich an ausländische Fachkräfte wendet und sie zum Arbeiten in Deutschland animieren will. Bisher ist der Erfolg offenbar eher mäßig.
Nun soll ein Säulensystem helfen, den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften in Deutschland zu beheben; von einer Fachkraft-Erfahrungs- und Pozentialsäule ist die Rede. Das entsprechende Eckpunktepapier will das Bundeskabinett beschließen.
„Jetzt wird es richtig drängend, jetzt tut der Fachkräftemangel so richtig weh", sagt Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg. „Deswegen kommt jetzt auch der nächste große Schritt, und der ist auch absolut notwendig, denn bisher waren die formalen Hürden zu hoch.“
Nur durch Sondereffekte habe es in den 2010er-Jahren viel Einwanderung nach Deutschland gegeben. Weber fordert eine systematische Zuwanderungspolitik, um dem Fachkräftemangel entgegenzusteuern.
"Zuwanderer nicht gegen Arbeitslose ausspielen"
Die Knappheit im deutschen Arbeitsmarkt sei noch nie so groß wie jetzt gewesen, obwohl Deutschland derzeit eine Krise und keinen Aufschwung durchlebe. „Den Zuwanderer gegen den deutschen Arbeitslosen auszuspielen, ist gar nicht notwendig, denn wir sind auf beide händeringend angewiesen.“
Die Potenziale im Inland müssten genutzt werden, verlangt Weber. Eine vernünftig gesteuerte, offene Zuwanderungspolitik helfe der Wirtschaft und mache den Kuchen insgesamt für alle größer.
Wir sollten nicht dem Trugschluss aufsitzen, warnt Weber, dass wir nach außen verschenken, was wir selber brauchen: Ganz im Gegenteil: „Wir brauchen die Menschen“, sagt Weber.
Aufstiegschancen für Zuwanderer bieten
Zuwanderungspolitik solle dabei aber nicht „nach Kassenlage“ gemacht werden: Deshalb müsse man den Menschen, die nach Deutschland kommen, dabei helfen, ihr Potenzial zu entfalten und zum Beispiel auch den Job zu wechseln und aufzusteigen.