Epidemie

Ebola wartet nicht

Im Bundeswehrkrankenhaus in Berlin stattet ein Soldat einen Freiwilligen mit einem Schutzanzug aus. Zweck: Eine Übung für Ebola-Helfer in Westafrika.
Im Bundeswehrkrankenhaus in Berlin stattet ein Soldat einen Freiwilligen mit einem Schutzanzug aus. Zweck: Eine Übung für Ebola-Helfer in Westafrika. © picture alliance / dpa - Maurizio Gambarini
Von Annette Riedel |
Ein Virus kennt keine Ländergrenzen: Ebola ist eine Bedrohung für Frieden und Sicherheit in der Welt. Vor allem in den stark betroffenen Ländern muss der Virus schnell bekämpft werden, meint Anette Riedel.
Ebola wartet nicht. Die Epidemie hat nicht mit Respekt auf Entscheidungsfindungsprozesse der EU in ihrer Ausbreitung verharrt, bis in Europa aus Erkenntnis umfassende Aktion wird.
Die Erkenntnis ist da, dass es Fünf vor Zwölf ist – wenn überhaupt noch vor Zwölf – soll verhindert werden, dass aus einer humanitären und ökonomischen Katastrophe eine noch größere, eine unkontrollierbare Katastrophe wird. Eine, die nicht mehr auf wenige Länder im fernen Westafrika beschränkt wäre.
Europa hat keine andere Wahl, als seinen vielfachen Verpflichtungen aus eigenem Interesse gerecht zu werden: Der humanitären Verantwortung gegenüber den Menschen in den betroffenen Ländern, zum einen. Zum anderen: Der Verantwortung gegenüber der eigenen Bevölkerung, dass die Epidemie nicht in den europäischen Grenzen Fuß fassen kann, und auch der Verantwortung, dass in den betroffenen Ländern in Afrika aus schwachen Ökonomien nicht durch Ebola zusammenbrechende Ökonomien werden. Eine Folge davon wäre, dass mehr Verzweifelte ihr vermeintliches Heil in der Flucht suchen würden. Noch mehr ihr Leben riskierten, noch mehr es sogar verlören. Viele Länder in der Region und auch in der EU sich noch stärker überfordert fühlten, die Menschen aufzunehmen, die es in ihre Landesgrenzen schaffen und ihnen eine Zukunftsperspektive zu geben.
EU scheint überfordert mit all den Krisen
Vor dem Hintergrund dieser wirklich alles andere als rosigen Aussichten, was blüht, wenn man jetzt nicht schnell beherzt handelt, scheinen die heute beschlossen Krisen-Reaktionen auf EU-Ebene dünn. Schiene es nicht zu viel verlangt, die EU-Mittel im Kampf gegen die Ausbreitung von Ebola auf eine Milliarde aufzustocken, wie die Briten es fordern. Schiene es nicht zu viel verlangt, einen EU-Koordinator, der die diversen Aktionen der EU-Länder bündelt, schon heute zu bestellen. Und nicht erst den Segen durch die Staats- und Regierungschefs bei ihrem Gipfel in Brüssel Ende der Woche abzuwarten.
Wenn die EU-Außenminister ihre eigene Analyse ernst nehmen, dass es sich bei Ebola um eine globale Bedrohung für Frieden und Sicherheit handelt, und dass schon viel Zeit bei der Reaktion auf dieses Bedrohung vertan wurde, weil man ihre Dynamik unterschätzt hat, dann bleiben sie heute mit ihrer Reaktion darauf, hinter dem zurück, was eine solche Erkenntnis erwarten ließe.
Möglicherweise gibt es eine gewisse Müdigkeit oder auch Überforderung der EU angesichts der diversen Frieden und Sicherheit global bedrohenden Krisen, in denen sie parallel mehr oder weniger gefragt ist: der IS in Syrien, die Konfrontation mit Russland über der Ukraine, der Nahe Osten, Libyen.
Das kann man vielleicht sogar verstehen. Trotzdem werden sich die Staats- und Regierungschefs am Donnerstag und Freitag bei konkreten Verabredungen auf europäischer Ebene zur koordinierten Bekämpfung der Epidemie nicht vertagen können: Denn, wie gesagt: Ebola wartet nicht.
Mehr zum Thema