Equal Pay Day und Corona

Systemerhaltender Beruf, ungleich bezahlt

08:02 Minuten
7th May 1952: Sonia Banular wears a mask to a poster parade in London demanding equal pay for women. (Photo by Keystone/Getty Images)
Auch 1952 trug man schon Maske beim Protest für gleiche Bezahlung - damals über den Augen statt über dem Mund. © Keystone/Getty Images
Henrike von Platen im Gespräch mit Ute Welty |
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Verkäuferin, Kranken- oder Altenpflegerin - viele der als "systemerhaltend" eingestuften Berufe sind schlecht bezahlt. Die Unternehmensberaterin Henrike von Platen hofft, dass die Coronakrise zum Signal für die Aufwertung dieser Beschäftigungen wird.
In Zeiten der Coronakrise machen sich viele Menschen Sorgen um ihr Einkommen: Ob sie in der nächsten Zeit überhaupt bezahlt werden. Nach Ansicht der Unternehmensberaterin und Buchautorin Henrike von Platen sollte darüber aber nicht die gleiche Bezahlung für Frauen und Männer aus dem Blick verloren werden.
Zum Equal Pay Day am heutigen Dienstag sagte von Platen, sie gehe davon aus, dass diese Frage für manche jetzt noch viel relevanter werde. "Ich bin sehr gestolpert über das ganze Thema der systemerhaltenden Berufe, wo dann Ärzte kommen. Dann kommen aber sofort Menschen wie Pfleger und Krankenpersonal und Verkäuferinnen und Verkäufer. Und dann überlege ich mir, wie so die Berufe bezahlt sind - und dass das genau die Branchen sind, die so schlecht bezahlt sind."

Aufwertung über die Krise hinaus

Sie hoffe daher, dass der Wert dieser Arbeit nun besser anerkannt werde und dass diese Entwicklung auch über die Coronakrise hinaus andauere.
Unternehmensberaterin, Betriebswirtschaftlerin und Wirtschaftsinformatikerin Henrike von Platen steht in schwarzem Jackett vor dunkelgrünem Hintergrund
Über das Thema der systemerhaltenden Berufe "gestolpert": Henrike von Platen© Oliver Betke
Unabhängig von der aktuellen Situation ist von Platen der Ansicht, dass pflegende Berufe wie der der Krankenpflegerin - auch unter der früheren Bezeichnung Krankenschwester bekannt - generell aufgewertet werden müssten. Für die Zukunft geht sie davon aus, dass sich die Einkommensunterschiede von Frauen und Männern weiter verringern werden. In den vergangenen ungefähr zehn Jahren sei der Unterschied bereits von 24 auf etwa 20 Prozent gesunken.
Als Beispiel für erfolgreiche Maßnahmen nannte von Platen die Einführung des Mindestlohns, der eine kleine Auswirkung von ein paar Prozent gehabt habe.

Hoffen auf schnellere Angleichung

Die Autorin geht davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzen werde. "Ich glaube, dass das in den nächsten Jahren wesentlich schneller gehen wird, einfach weil unheimlich viele Maßnahmen angeschubst werden", erwartet sie.
Vielleicht seien die Wochen der Coronakrise auch eine Zeit, wo noch mehr Maßnahmen - gerade im schlecht bezahlten Bereich - angeschoben werden könnten. "Und dadurch wird sich der Gap auch schneller schließen", sagt Henrike von Platen.
Der Titel ihres Buches "Über Geld spricht man" sei als Aufruf zu verstehen: Man müsse darüber reden, damit die Gesellschaft wisse, wieviel in bestimmten Branchen wirklich verdient werde und was es bedeute, als Pflegerin mit unter 1000 Euro netto nach Hause zu gehen. "Solche Dinge gehören auf den Tisch und dann werden wir auch alle etwas tun, damit sich das ändert."
(mak)
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