Er konnte weder singen noch tanzen

Von Jörg Taszman |
Der britische Schauspieler Hugh Grant ist in "Mitten ins Herz" wieder in einer romantischen Komödie zu sehen. Er spielt einen Ex-Star, der plötzlich wieder im Rampenlicht steht und auch noch seine große Liebe findet. Vor dem Film konnte er weder singen noch tanzen noch ein Instrument spielen, gesteht Grant offen im Gespräch.
Selten hat ein Film so komisch begonnen. Man sieht das Video einer typischen Popband im Stil der 80er Jahre. Junge Männer in grauenhaften Outfits und Frisuren, tanzen und singen schlecht zu viel zu banaler Popmusik. Dann kommt ein Zeitsprung ins Heute und der ehemalige zweite Mann dieser Band Alex Fletcher ist fast 15 Jahre später nur noch ein sogenannter "Has Been", ein Ex-Star, der auf Klassentreffen oder Privatpartys singt. Hugh Grant gelingt es wieder einmal in Mitten ins Herz", der im englischen Original sehr viel schlichter "Music and Lyrics" heißt, einen Mann zu spielen, der nicht wirklich erwachsen geworden ist. Dabei ist sich der Brite seines Alters durchaus bewusst und macht auch Witze darüber, wenn er erzählt, wie es war, das Musikvideo zu drehen:

" Wir arbeiteten zwei Nächte lang, genau am Ende der Dreharbeiten. Wie erschöpft wir waren, sieht man auch. Ich bin 46 Jahre alt und sollte in diesen Szenen 25 sein, und ich sehe in diesem Video vielleicht aus wie 45. Da sind diese netten, jungen Schauspieler, sie spielen die anderen Bandmitglieder, sie sehen Klasse aus. Und dann ist da diese traurige alte Nutte mit zu viel Schminke:...das bin ich. "
Eine besondere Affinität zu Musik hat Hugh Grant nicht. Vor Beginn der Dreharbeiten konnte er weder singen noch tanzen oder ein Instrument spielen. Grant schwankt laut Eigenaussage zwischen Faulheit und Perfektionismus. Wenn er sich für eine Rolle entscheidet, dann packt ihn der Ehrgeiz. So nahm er Tanz- und Gesangsstunden und lernte es immerhin, Klavier zu spielen:

" Zu lernen, wie man singt, hat eigentlich wirklich Spaß gemacht. In den ersten Tagen war ich erbärmlich und geriet in Panik, ich kann nicht singen und hatte kein Selbstvertrauen. Aber dann lernt man, dank der Magie von "Pro Tools", dieser Computer-Software. Der gesamte Erfolg der modernen Unterhaltungsmusik basiert auf "Pro Tools". Man hat mir versichert, heute könne niemand mehr wirklich singen. Und von dem Moment an, wo du lernst, wie clever diese Software ist, kommt das Selbstvertrauen zurück, und ich fing an, meine eigene Stimme zu lieben. Das ist ein Wunder der Wissenschaft. Ich bin plötzlich ein großer Popstar. Der Soundtrack des Films ist auf Nummer 1 in den USA. Ich verkaufe mehr CDs als Justin Timberlake und ich gefalle mir darin zu glauben, dass ich auch sexier bin."

Beim Singen kann man ja noch "faken", also schummeln, meint Hugh Grant, der jedoch keinerlei Ambitionen verfolgt, eine Musikkarriere zu beginnen. "Außerdem kann ich eins wirklich nicht und das ist Tanzen", gibt er zu. Hugh Grant macht sich in einigen Rollen in seinen letzten Filmen regelrecht lächerlich. Er hofft jedoch, dass ihm der Spagat gelingt, dabei witzig zu bleiben und nicht peinlich zu sein. Begegnet man dem Briten im Interview, trifft man auf einen Schauspieler, der sich so gibt, wie man es von ihm erwartet: witzig, ironisch und britisch zurückhaltend. Was wirklich in ihm vorgeht, ob er sich eher langweilt oder an diesen Interviews noch Spaß hat, lässt sich nicht ergründen. Wie sehr stört es ihn eigentlich, dass man ihn immer mit seinen Filmfiguren identifiziert?

" Ja, das nervt immer. Aber ich habe mich daran gewöhnt. Früher glaubten alle, ich sei der schüchterne, stotternde Engländer aus "Vier Hochzeiten und ein Todesfall", dann spielte ich in Bridget Jones einen ganz anderen Typen und plötzlich denken alle, ich sei ein Schuft. Nach diesem Film nun sieht man in mir wohl Peter Pan. Das passiert immer wieder. Das ist einfach nur Stoff für einen weiteren Zeitungsartikel. "

Manchmal erscheint der Brite, der immer noch ein Sexsymbol wider Willen ist, ein wenig unmotiviert. So verkündet er seit Jahren, er wolle mit der Schauspielerei aufhören, was ihm jedoch schon wieder leicht peinlich ist. Komödien sind sein Fach und er sucht nicht mehr wirklich nach anderen Herausforderungen. Wer ihn jedoch im Duett mit Drew Barrymore in "Mitten ins Herz" singen hört, kommt nicht umhin, diesmal auch durchaus gerührt zu sein.

Pläne für einen neuen Film gibt es noch keine, so versucht sich Hugh Grant daran, an seinem Buch weiterzuschreiben, das er vielleicht auch selber verfilmen möchte. Vom Filmbusiness versucht er sich, soweit es geht, zurückzuziehen. Er sucht die Distanz.

" Ich habe keinen Agenten mehr. Ich kann es einfach nicht mehr ertragen, diese Telefonanrufe zu erhalten. Vor einigen Jahren war ich in der Talkshow bei Oprah sehr böse... Aber hier bin ich auf Werbetour für meinen neuen Film. Ich erledige meine Verpflichtungen. "