"Er war ein großer Verführer"
In den USA lief der Film nur im Pay-TV. Bei uns kommt "Liberace" jetzt ins Kino. Der Streifen erzählt auf der großen Leinwand von der Liebe des berühmten Pianospielers und Entertainers Liberace, gespielt von Michael Douglas, zu seinem 30 Jahre jüngeren Freund und Liebhaber Scott Thorson.
"Ich habe ihn einmal kurz getroffen. Da war ich 14 Jahre alt. Wir waren in Palm Springs in Kalifornien, wo mein Vater damals lebte. Wir sind ihm auf der Straße begegnet. Er saß in seinem Rolls Royce Cabrio. Seine Zähne strahlten, sein Haar hat sich nicht bewegt. Wir haben angehalten und uns kurz unterhalten. Er hatte lauter Schmuck und diesen ganzen Strass an seiner Kleidung und glitzerte in der Sonne von Palm Springs. Wow, was für eine Erscheinung."
The Glitter Man wurde er oft genannt: Weißer Chinchilla, pfundweise Gold und Strassschmuck, auffällige Autos – auch das Leben war bei Liberace Show. Vom Wunderkind am Piano wurde er zu einem der erfolgreichsten Entertainer Amerikas. Er verheimlichte seine Homosexualität, um seiner Karriere nicht zu schaden. Das beleuchtet der Film am Rande, im Zentrum steht die sechsjährige Beziehung zu seinem Liebhaber Scott Thorson und das exzessive Leben Liberaces auf der Überholspur.
"Was mir schwer gefallen ist, war dieser erste Moment, wo ich eben nicht mehr mit dem sportlichen Kirk Douglas-Körperbau zu sehen bin, sondern dicklich, mit schlaffer Brust und glatzköpfig durch die Gegend laufe. Matt und ich hatten ja das Drehbuch gelesen. Da gab es keine Überraschungen. Wir wussten, dass wir knutschen müssen, und wir haben uns einfach jedes mal einen Spaß draus gemacht. Ich habe beispielsweise gefragt, welches Lipgloss ich für ihn tragen soll: 'Matt, ich kenne dich, du magst Pfirsich.' Es wurde eine Arbeit mit talentierten Freunden und man fühlt sich gut dabei."
Eine echte Herausforderung dagegen war für Michael Douglas, dass er zum ersten Mal in seiner Karriere einen echten Menschen darstellen musste, von dem man immer noch ein ganz klares Bild vor Augen hat. So hat er sich über ein Jahr lang von Außen nach Innen an die Rolle herangetastet. Er hat Klavierspielen gelernt, er hat an seiner Stimme und am Gesang gearbeitet, Perücken und Gewänder probiert und ist dann erst zu Liberaces Kern vorgedrungen.
"Das Geheimnis bei dieser Rolle – abgesehen vom Make-Up, den Toupets, dem Pianospielen –, das Geheimnis dieser Rolle lag in Liberaces unbändiger Lust, Menschen glücklich zu machen. Auf der Bühne und in seinem Privatleben. Er war in jeder Hinsicht ein großer Verführer. In Deutschland war er ja nicht ganz so bekannt, aber in Amerika war er zwei Jahrzehnte lang ein größerer Star als Elvis Presley. Und das lag nicht zuletzt daran, dass seine Freude, seine Lust als Performer so groß war, dass das Publikum ihm einfach nicht widerstehen konnte."
Eigentlich hätte der Film schon viel früher gedreht werden sollen, aber dann wurde Michael Douglas vor drei Jahren krank und Steven Soderbergh verschob die Dreharbeiten.
"Ich habe das Gefühl ,dieser Film ist der Anfang meines dritten Akts als Schauspieler. Den Krebs zu überstehen, das war das Ende des zweiten. Nach dem Krebs wollte ich mich wieder auf die Karriere konzentrieren, aber ich hätte nie mit so einem tollen Part gerechnet. Das war ein Geschenk. Jetzt bin ich wieder da mit einem Film, der viel Aufmerksamkeit bekommt, der gemocht wird und bei dem ich auch sehr stolz auf meine eigene Leistung und die aller anderen bin."
Man merkt ihm diesen Stolz auch im Interview an und wie froh er ist, sich mit so einer Leistung neu präsentieren zu können. Er sieht blendend aus, aber auch nicht wirklich sehr viel jünger als seine 69 Jahre, und er wirkt deutlich kräftiger als bei seinen Auftritten in den letzten Jahren. Vor kurzem hatte er seine letzte Untersuchung und damit sollte das Thema Krebs sich erstmal erledigt haben und als Schauspieler, sagt er, habe er in dieser Zeit sogar noch Einiges dazugelernt.
"Nachdem ich diesen Film gesehen habe würde ich tatsächlich sagen, dass mir die Erfahrungen, die ich während meiner Krebserkrankung gemacht habe, als Schauspieler geholfen haben. Es hat mich – glaube ich – mutiger gemacht. Ich habe stärker auf meine Instinkte vertraut und es gab wirklich dieses Gefühl, dass ich nichts mehr zu verlieren habe. Ich sehe das wirklich bei mir. Ich habe nach 'Liberace' noch zwei weitere Filme gemacht und bei denen hatte ich das gleiche Gefühl. Ich fühle mich tatsächlich wohler und sicherer."
Normalerweise hätte Douglas auch gute Chancen auf seinen zweiten Oscar als Bester Schauspieler gehabt. Da "Liberace" den Hollywoodstudios aber finanziell zu riskant erschien, der Film sei "zu schwul" war das Argument -bleibt es für Douglas beim Emmy.
"Es war schon enttäuschend, es war schon ein Schlag ins Gesicht – insofern war es natürlich schon eine große Genugtuung, als uns Cannes in den Wettbewerb eingeladen hat. Das war ja ein eindeutiges Signal, dass Fernsehen eben auch großes Kino sein kann. Und danach haben sich die Studioleute in Hollywood schon ein bisschen geschämt , glaube ich. Und das finde ich auch ganz gut so."
Und richtig gut findet er, dass der Film jetzt in Europa eben doch ins Kino kommt.
The Glitter Man wurde er oft genannt: Weißer Chinchilla, pfundweise Gold und Strassschmuck, auffällige Autos – auch das Leben war bei Liberace Show. Vom Wunderkind am Piano wurde er zu einem der erfolgreichsten Entertainer Amerikas. Er verheimlichte seine Homosexualität, um seiner Karriere nicht zu schaden. Das beleuchtet der Film am Rande, im Zentrum steht die sechsjährige Beziehung zu seinem Liebhaber Scott Thorson und das exzessive Leben Liberaces auf der Überholspur.
"Was mir schwer gefallen ist, war dieser erste Moment, wo ich eben nicht mehr mit dem sportlichen Kirk Douglas-Körperbau zu sehen bin, sondern dicklich, mit schlaffer Brust und glatzköpfig durch die Gegend laufe. Matt und ich hatten ja das Drehbuch gelesen. Da gab es keine Überraschungen. Wir wussten, dass wir knutschen müssen, und wir haben uns einfach jedes mal einen Spaß draus gemacht. Ich habe beispielsweise gefragt, welches Lipgloss ich für ihn tragen soll: 'Matt, ich kenne dich, du magst Pfirsich.' Es wurde eine Arbeit mit talentierten Freunden und man fühlt sich gut dabei."
Eine echte Herausforderung dagegen war für Michael Douglas, dass er zum ersten Mal in seiner Karriere einen echten Menschen darstellen musste, von dem man immer noch ein ganz klares Bild vor Augen hat. So hat er sich über ein Jahr lang von Außen nach Innen an die Rolle herangetastet. Er hat Klavierspielen gelernt, er hat an seiner Stimme und am Gesang gearbeitet, Perücken und Gewänder probiert und ist dann erst zu Liberaces Kern vorgedrungen.
"Das Geheimnis bei dieser Rolle – abgesehen vom Make-Up, den Toupets, dem Pianospielen –, das Geheimnis dieser Rolle lag in Liberaces unbändiger Lust, Menschen glücklich zu machen. Auf der Bühne und in seinem Privatleben. Er war in jeder Hinsicht ein großer Verführer. In Deutschland war er ja nicht ganz so bekannt, aber in Amerika war er zwei Jahrzehnte lang ein größerer Star als Elvis Presley. Und das lag nicht zuletzt daran, dass seine Freude, seine Lust als Performer so groß war, dass das Publikum ihm einfach nicht widerstehen konnte."
Eigentlich hätte der Film schon viel früher gedreht werden sollen, aber dann wurde Michael Douglas vor drei Jahren krank und Steven Soderbergh verschob die Dreharbeiten.
"Ich habe das Gefühl ,dieser Film ist der Anfang meines dritten Akts als Schauspieler. Den Krebs zu überstehen, das war das Ende des zweiten. Nach dem Krebs wollte ich mich wieder auf die Karriere konzentrieren, aber ich hätte nie mit so einem tollen Part gerechnet. Das war ein Geschenk. Jetzt bin ich wieder da mit einem Film, der viel Aufmerksamkeit bekommt, der gemocht wird und bei dem ich auch sehr stolz auf meine eigene Leistung und die aller anderen bin."
Man merkt ihm diesen Stolz auch im Interview an und wie froh er ist, sich mit so einer Leistung neu präsentieren zu können. Er sieht blendend aus, aber auch nicht wirklich sehr viel jünger als seine 69 Jahre, und er wirkt deutlich kräftiger als bei seinen Auftritten in den letzten Jahren. Vor kurzem hatte er seine letzte Untersuchung und damit sollte das Thema Krebs sich erstmal erledigt haben und als Schauspieler, sagt er, habe er in dieser Zeit sogar noch Einiges dazugelernt.
"Nachdem ich diesen Film gesehen habe würde ich tatsächlich sagen, dass mir die Erfahrungen, die ich während meiner Krebserkrankung gemacht habe, als Schauspieler geholfen haben. Es hat mich – glaube ich – mutiger gemacht. Ich habe stärker auf meine Instinkte vertraut und es gab wirklich dieses Gefühl, dass ich nichts mehr zu verlieren habe. Ich sehe das wirklich bei mir. Ich habe nach 'Liberace' noch zwei weitere Filme gemacht und bei denen hatte ich das gleiche Gefühl. Ich fühle mich tatsächlich wohler und sicherer."
Normalerweise hätte Douglas auch gute Chancen auf seinen zweiten Oscar als Bester Schauspieler gehabt. Da "Liberace" den Hollywoodstudios aber finanziell zu riskant erschien, der Film sei "zu schwul" war das Argument -bleibt es für Douglas beim Emmy.
"Es war schon enttäuschend, es war schon ein Schlag ins Gesicht – insofern war es natürlich schon eine große Genugtuung, als uns Cannes in den Wettbewerb eingeladen hat. Das war ja ein eindeutiges Signal, dass Fernsehen eben auch großes Kino sein kann. Und danach haben sich die Studioleute in Hollywood schon ein bisschen geschämt , glaube ich. Und das finde ich auch ganz gut so."
Und richtig gut findet er, dass der Film jetzt in Europa eben doch ins Kino kommt.