"Er wird unendlich fehlen"
Die Schauspielerin Iris Berben hat den verstorbenen Filmproduzenten Bernd Eichinger als kraftvollen und kreativen Antreiber des deutschen Films gewürdigt. Im Job habe man ihn "despotisch" erlebt. Privat sei er ein "fast romantischer und sentimentaler Mensch" gewesen.
Susanne Führer: "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo", "Die unendliche Geschichte", "Das Parfum", "Der Untergang", "Der Baader Meinhof Komplex" und, und, und – all diese Filme hat Bernd Eichinger produziert. Gestern ist er vollkommen überraschend im Alter von nur 61 Jahren in Los Angeles an einem Herzinfarkt gestorben. Viele sind bestürzt, schockiert, traurig – zu ihnen gehört auch die Schauspielerin Iris Berben, die seit 2010 übrigens auch gemeinsam mit Bruno Ganz Präsidentin der Deutschen Filmakademie ist. Tag, Frau Berben!
Iris Berben: Guten Tag!
Führer: Wie haben Sie auf die Nachricht von Eichingers Tod reagiert?
Berben: Das ist ein Schock. Ich bin auch eher schwer fähig, irgendwas dazu zu sagen, weil man ist mit dem Schock so beschäftigt, also mit dem, was so unerwartet – wie Sie gerade gesagt haben – so unerwartet reingebrochen ist über einen. Und ja, jetzt muss ich einmal als Präsidentin der Filmakademie, die ja nun durch Bernd Eichinger ja auch letztlich ihre Gründung überhaupt erfahren hat, muss ich dann versuchen, Worte zu finden. Aber das fällt mir ganz schwer, weil ich Bernd auch seit Anfang der 70er-Jahre schon kenne. Und dann ist er der Mentor meines Sohnes gewesen. Also uns verbinden sehr viele berufliche, aber auch eben sehr viele persönliche Momente und Entscheidungen. Und ja, das ist und bleibt ein Schock erst mal.
Führer: Anfang der 70er haben Sie ihn kennengelernt, das ist ja wirklich lange her, Frau Berben. Aber richtig Filme mit ihm haben Sie, glaube ich, nicht zusammen gedreht?
Berben: Nein, gar nicht. Ich glaube, keinen einzigen Film haben wir miteinander gemacht. Wir kennen uns aus der ganz frühen Zeit, da war er noch bei der Solaris, und das sind immer wieder Momente gewesen, in denen ich mich, glaube ich, noch viel mehr gesucht habe und Bernd schon auf der ganz geraden Spur war, über die Leidenschaft, die ihn verbunden hat mit Filmen und vor allen Dingen, Filme in Deutschland zum Erfolg zu bringen. Und da waren die Schnittstellen eigentlich immer eher privater Natur oder man hat diskutiert oder man ist demselben Umfeld gewesen – damals war es der Junge Deutsche Film. Und zusammengearbeitet? Nein.
Die engste Tätigung ist eigentlich die, dass mein Sohn dann einer der Chefs der Constantin wurde. Und das hat der Bernd auch sehr früh mir immer schon gesagt, dass er da mit großer Lust und Freude die Leidenschaft auch bei meinem Sohn sieht, und dadurch haben sich eigentlich viele Male auch unsere Wege dann immer wieder gekreuzt.
Führer: Leidenschaft ist jetzt mehrfach gefallen, das Wort. Er hat ja auch gesagt, ich liebe Filmemachen, das ist mein Leben. War er privat auch so ein leidenschaftlicher Mensch?
Berben: Absolut. Aber er war privat, wenn man ihn kannte, also man kennt natürlich sein kämpferisches und sein sehr engagiertes und auch kompromissloses Arbeiten. Und man kennt auch seine, ja, die Form, in der er Dinge verteidigt hat, Filme, Inhalte, Umsetzung dieser Filme verteidigt hat. Das war wirklich oft auch fast despotisch bei ihm. Und das Gegenteil war er eigentlich als privater Mensch.
Er ist dann doch ein sehr weicher Mensch gewesen, und er ist auch ein eher, ja, fast romantischer und sentimentaler Mensch gewesen. Das hat man eigentlich immer dann mitbekommen, wenn das Thema vielleicht nicht unbedingt Film im Vordergrund stand und vor allen Dingen, wenn nicht unbedingt viele Menschen um ihn herum waren. Es war gut und spannend und intensiv, mit ihm eigentlich über alles im Leben diskutieren zu können.
Führer: Das finde ich ja sehr interessant, dass sie das sagen, weil man so immer den Eindruck gewonnen hat, so dieses Maßlose, was er ja in seinen Filmen auch so gezeigt hat, er hat sich auch immer gerne mit schönen Frauen umgeben und wirkte immer so ein bisschen wie so ein Lebemann oder fast so wie ein Filmpate, das würde er auch privat tragen.
Berben: Nein, eigentlich ist er ja … Also die Frauen, mit denen er auch liiert war, das war dann für ihn, glaube ich, auch wirklich immer die große Liebe. Und die hat er verteidigt und für die hat er dagestanden. Und diesen Einsatz, den er so einfordert eigentlich in seinen Filmen, natürlich hat er den auch privat eingefordert von seinen Freunden – in der Treue, in der Loyalität, ja, in der Liebe zu ihm, glaube ich. Aber es sind zwei unterschiedliche, nicht unterschiedliche Menschen, glaube ich, kann man gar nicht sagen, aber es sind zwei ganz kraftvolle Gegensätze oft in ihm gewesen.
Führer: Er hat ja im vergangenen Jahr von der Deutschen Filmakademie, deren Präsidentin Sie ja sind, die Lola für sein Lebenswerk bekommen. Das war ja eine späte Anerkennung in Deutschland. Er wurde hier ja immer sehr, also von den Kritikern, nicht vom Publikum, aber von den Kritikern sehr kritisch eben gesehen.
Berben: Nicht nur von den Kritikern, doch sicherlich auch von manchem Akademie-Mitglied. Da hat er schon mit harten Bandagen oft kämpfen müssen, und da haben Sie recht, ja, er wurde da nicht mit Samthandschuhen angefasst.
Führer: Und war ihm das eine Genugtuung, eine große Freude?
Berben: Also Genugtuung nicht, aber eine ganz große Freude. Ich hatte den Vorsitz, ich muss auch sagen, ich war eine der Initiatoren, dass er diesen Preis bekommt, weil ich ihn längst überfällig fand. Und ich weiß, es gibt Kriterien natürlich, dass man sagt, man muss entweder ein bestimmtes Alter haben, aber gut, mag er das Alter noch nicht gehabt haben, aber hat er doch eine so große, kraftvolle Biografie in unserer Filmwelt hingelegt, dass er allemal das verdient hatte.
Und ich durfte dann auch diejenige sein, die ihn in Los Angeles anrief, um ihn zu fragen, ob er diesen Preis denn überhaupt auch annehmen will. Und er war wirklich, er war fassungslos, hat er mir auch gesagt. Und er freute sich unendlich und hat gesagt, selbstverständlich nimmt er den Preis an. Bei uns gab es natürlich ein bisschen auch die Überlegung, wie ist das. Er ist so oft mit leeren Händen von der Bühne gegangen, er ist so oft auch innerhalb der Branche gescholten worden, wie geht er damit um. Aber er hat sich, ja, da ist es wieder. Er war wie ein Kind und wie ein Junge, der sich unendlich darüber gefreut hat, über diese Anerkennung. Ich glaube, das hat man auch gemerkt, als er dann seine Dankesrede gehalten hat. Da fehlten ihm schon auch ein bisschen die Worte.
Führer: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ja, wie ich finde, was sehr Schönes gesagt, sie hat über Bernd Eichinger nämlich gesagt: "Unser Kino verliert mit ihm nicht nur den erfolgreichsten Produzenten der letzten Jahrzehnte, sondern auch seinen leidenschaftlichsten Antreiber und Träumer. Millionen verdanken ihm berührende Filmmomente".
Berben: Schön! Das finde ich auch einen sehr schönen und sehr passenden Satz, das ist wirklich wahr, er ist ein großer Antreiber gewesen. Er war es in den 70er-Jahren, als er damals die Constantin übernommen hat. Er war es eigentlich immer in seinem Einfordern von, in der Weise auch, wie Filme umgesetzt werden sollen, müssen in seinen Augen. Aber ich denke, man kann ja auch nur mit seiner eigenen Überzeugungskraft – und die hat ihm natürlich auch oft recht gegeben aufgrund internationaler Anerkennung, aufgrund der großen Besucherzahlen, die da waren … Also er hat ja die Dinge nicht gemacht, um für sich selber nur recht zu behalten, sondern es ist ja immer etwas auch bewiesen worden mit seinem Einfordern. Und er ist wirklich eine treibende Kraft gewesen, und er wird unendlich fehlen, ja.
Führer: Frau Berben, ich danke Ihnen herzlich, dass Sie sich die Zeit genommen haben für uns!
Berben: Das habe ich sehr, sehr gerne gemacht.
Iris Berben: Guten Tag!
Führer: Wie haben Sie auf die Nachricht von Eichingers Tod reagiert?
Berben: Das ist ein Schock. Ich bin auch eher schwer fähig, irgendwas dazu zu sagen, weil man ist mit dem Schock so beschäftigt, also mit dem, was so unerwartet – wie Sie gerade gesagt haben – so unerwartet reingebrochen ist über einen. Und ja, jetzt muss ich einmal als Präsidentin der Filmakademie, die ja nun durch Bernd Eichinger ja auch letztlich ihre Gründung überhaupt erfahren hat, muss ich dann versuchen, Worte zu finden. Aber das fällt mir ganz schwer, weil ich Bernd auch seit Anfang der 70er-Jahre schon kenne. Und dann ist er der Mentor meines Sohnes gewesen. Also uns verbinden sehr viele berufliche, aber auch eben sehr viele persönliche Momente und Entscheidungen. Und ja, das ist und bleibt ein Schock erst mal.
Führer: Anfang der 70er haben Sie ihn kennengelernt, das ist ja wirklich lange her, Frau Berben. Aber richtig Filme mit ihm haben Sie, glaube ich, nicht zusammen gedreht?
Berben: Nein, gar nicht. Ich glaube, keinen einzigen Film haben wir miteinander gemacht. Wir kennen uns aus der ganz frühen Zeit, da war er noch bei der Solaris, und das sind immer wieder Momente gewesen, in denen ich mich, glaube ich, noch viel mehr gesucht habe und Bernd schon auf der ganz geraden Spur war, über die Leidenschaft, die ihn verbunden hat mit Filmen und vor allen Dingen, Filme in Deutschland zum Erfolg zu bringen. Und da waren die Schnittstellen eigentlich immer eher privater Natur oder man hat diskutiert oder man ist demselben Umfeld gewesen – damals war es der Junge Deutsche Film. Und zusammengearbeitet? Nein.
Die engste Tätigung ist eigentlich die, dass mein Sohn dann einer der Chefs der Constantin wurde. Und das hat der Bernd auch sehr früh mir immer schon gesagt, dass er da mit großer Lust und Freude die Leidenschaft auch bei meinem Sohn sieht, und dadurch haben sich eigentlich viele Male auch unsere Wege dann immer wieder gekreuzt.
Führer: Leidenschaft ist jetzt mehrfach gefallen, das Wort. Er hat ja auch gesagt, ich liebe Filmemachen, das ist mein Leben. War er privat auch so ein leidenschaftlicher Mensch?
Berben: Absolut. Aber er war privat, wenn man ihn kannte, also man kennt natürlich sein kämpferisches und sein sehr engagiertes und auch kompromissloses Arbeiten. Und man kennt auch seine, ja, die Form, in der er Dinge verteidigt hat, Filme, Inhalte, Umsetzung dieser Filme verteidigt hat. Das war wirklich oft auch fast despotisch bei ihm. Und das Gegenteil war er eigentlich als privater Mensch.
Er ist dann doch ein sehr weicher Mensch gewesen, und er ist auch ein eher, ja, fast romantischer und sentimentaler Mensch gewesen. Das hat man eigentlich immer dann mitbekommen, wenn das Thema vielleicht nicht unbedingt Film im Vordergrund stand und vor allen Dingen, wenn nicht unbedingt viele Menschen um ihn herum waren. Es war gut und spannend und intensiv, mit ihm eigentlich über alles im Leben diskutieren zu können.
Führer: Das finde ich ja sehr interessant, dass sie das sagen, weil man so immer den Eindruck gewonnen hat, so dieses Maßlose, was er ja in seinen Filmen auch so gezeigt hat, er hat sich auch immer gerne mit schönen Frauen umgeben und wirkte immer so ein bisschen wie so ein Lebemann oder fast so wie ein Filmpate, das würde er auch privat tragen.
Berben: Nein, eigentlich ist er ja … Also die Frauen, mit denen er auch liiert war, das war dann für ihn, glaube ich, auch wirklich immer die große Liebe. Und die hat er verteidigt und für die hat er dagestanden. Und diesen Einsatz, den er so einfordert eigentlich in seinen Filmen, natürlich hat er den auch privat eingefordert von seinen Freunden – in der Treue, in der Loyalität, ja, in der Liebe zu ihm, glaube ich. Aber es sind zwei unterschiedliche, nicht unterschiedliche Menschen, glaube ich, kann man gar nicht sagen, aber es sind zwei ganz kraftvolle Gegensätze oft in ihm gewesen.
Führer: Er hat ja im vergangenen Jahr von der Deutschen Filmakademie, deren Präsidentin Sie ja sind, die Lola für sein Lebenswerk bekommen. Das war ja eine späte Anerkennung in Deutschland. Er wurde hier ja immer sehr, also von den Kritikern, nicht vom Publikum, aber von den Kritikern sehr kritisch eben gesehen.
Berben: Nicht nur von den Kritikern, doch sicherlich auch von manchem Akademie-Mitglied. Da hat er schon mit harten Bandagen oft kämpfen müssen, und da haben Sie recht, ja, er wurde da nicht mit Samthandschuhen angefasst.
Führer: Und war ihm das eine Genugtuung, eine große Freude?
Berben: Also Genugtuung nicht, aber eine ganz große Freude. Ich hatte den Vorsitz, ich muss auch sagen, ich war eine der Initiatoren, dass er diesen Preis bekommt, weil ich ihn längst überfällig fand. Und ich weiß, es gibt Kriterien natürlich, dass man sagt, man muss entweder ein bestimmtes Alter haben, aber gut, mag er das Alter noch nicht gehabt haben, aber hat er doch eine so große, kraftvolle Biografie in unserer Filmwelt hingelegt, dass er allemal das verdient hatte.
Und ich durfte dann auch diejenige sein, die ihn in Los Angeles anrief, um ihn zu fragen, ob er diesen Preis denn überhaupt auch annehmen will. Und er war wirklich, er war fassungslos, hat er mir auch gesagt. Und er freute sich unendlich und hat gesagt, selbstverständlich nimmt er den Preis an. Bei uns gab es natürlich ein bisschen auch die Überlegung, wie ist das. Er ist so oft mit leeren Händen von der Bühne gegangen, er ist so oft auch innerhalb der Branche gescholten worden, wie geht er damit um. Aber er hat sich, ja, da ist es wieder. Er war wie ein Kind und wie ein Junge, der sich unendlich darüber gefreut hat, über diese Anerkennung. Ich glaube, das hat man auch gemerkt, als er dann seine Dankesrede gehalten hat. Da fehlten ihm schon auch ein bisschen die Worte.
Führer: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ja, wie ich finde, was sehr Schönes gesagt, sie hat über Bernd Eichinger nämlich gesagt: "Unser Kino verliert mit ihm nicht nur den erfolgreichsten Produzenten der letzten Jahrzehnte, sondern auch seinen leidenschaftlichsten Antreiber und Träumer. Millionen verdanken ihm berührende Filmmomente".
Berben: Schön! Das finde ich auch einen sehr schönen und sehr passenden Satz, das ist wirklich wahr, er ist ein großer Antreiber gewesen. Er war es in den 70er-Jahren, als er damals die Constantin übernommen hat. Er war es eigentlich immer in seinem Einfordern von, in der Weise auch, wie Filme umgesetzt werden sollen, müssen in seinen Augen. Aber ich denke, man kann ja auch nur mit seiner eigenen Überzeugungskraft – und die hat ihm natürlich auch oft recht gegeben aufgrund internationaler Anerkennung, aufgrund der großen Besucherzahlen, die da waren … Also er hat ja die Dinge nicht gemacht, um für sich selber nur recht zu behalten, sondern es ist ja immer etwas auch bewiesen worden mit seinem Einfordern. Und er ist wirklich eine treibende Kraft gewesen, und er wird unendlich fehlen, ja.
Führer: Frau Berben, ich danke Ihnen herzlich, dass Sie sich die Zeit genommen haben für uns!
Berben: Das habe ich sehr, sehr gerne gemacht.