"Er wollte nicht Rache, er wollte Gerechtigkeit“

Der Journalist, Schriftsteller und ehemalige Vizevorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Michel Friedman, hat den verstorbenen Holocaust-Überlebenden Simon Wiesenthal als "gerechten und weisen Menschen" gewürdigt.
Wiesenthal habe das Verdrängen niemals akzeptieren wollen, sagte Friedman am Dienstag im Deutschlandradio Kultur. Er erklärte wörtlich: "Er wollte nicht Rache, aber er wollte Gerechtigkeit."

Friedman hob Wiesenthals Verdienste um die Aufarbeitung der Vergangenheit und der demokratischen Strafverfolgung ehemaliger nationalsozialistischer Kriegsverbrecher hervor.

Wiesenthal habe damit gleichzeitig den Holocaust transparent gemacht. Er habe gezeigt, dass "die Nazis" ein viel zu abstrakter Begriff sei. Friedman wörtlich: "Die Nazis, das waren Menschen."

Gleichzeitig sei Wiesenthal aber nicht nur an der Vergangenheit interessiert gewesen. Ihm sei es auch darum gegangen zu zeigen: "Antisemiten und Nazis gibt es immer noch, auch in der Gegenwart."

Der Holocaust-Überlebende und langjährige Nazi-Verfolger Simon Wiesenthal starb im Alter von 96 Jahren in Wien. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete Wiesenthal in Los Angeles das nach ihm benannte Dokumentations-Zentrum zum Massenmord an den Juden. Der aus dem ehemaligen Galizien stammende studierte Architekt war an der Aufspürung zahlreicher NS-Verbrecher wie beispielsweise Adolf Eichmann beteiligt. Zu seinen wichtigen Erfolgen zählte Wiesenthal auch die Festnahme des Kommandanten des Konzentrationslagers Treblinka, Stangl, 1967 in Brasilien.