Erbkrankheiten: Bluttests für Schwangere

Freie Wahl mit ethischen Folgen

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Eine Mitarbeiterin der Firma Lifecodexx ordnet Reagenzgläser. Im Vordergrund ist die Verpackung für den Trisomie-Bluttest der Firma zu sehen.
Es sei sehr schwer, gegen die Bluttests zur Erkennung von Erbkrankheiten Argumente zu finden, sagt der Philosoph Wolfram Eilenberger. © dpa / picture alliance / Patrick Seeger
Wolfram Eilenberger im Gespräch mit Korbinian Frenzel |
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Die Politik beschäftigt sich im Moment mit Bluttests, die Schwangeren sagen können, ob ihr künftiges Kind eine Erbkrankheit hat. Der Philosoph Wolfram Eilenberger ist für solche Tests - verweist aber zugleich auf jede Menge ethische Probleme.
Der Bundestag will diesen Donnerstag über Bluttests debattieren, mit denen Schwangere feststellen können, ob ihr künftiges Kind an einer genetischen Krankheit leidet. Besonders das Down-Syndrom, also Trisomie 21, wird in diesem Zusammenhang immer wieder genannt.
Vordergründig geht es erst einmal nur darum, ob die gesetzlichen Krankenkassen die Tests künftig bezahlen sollen. Doch dahinter verberge sich "eine der ganz großen Fragen unserer Zeit", sagte der Philosoph Wolfram Eilenberger im Deutschlandfunk Kultur.

Immer mehr Wissen, immer mehr Verantwortung

"Wir haben mit mehr Wissen immer mehr Verantwortung", sagte Eilenberger: "Und wir kommen in Entscheidungssituationen, die gar nicht gegeben waren sehr lange Zeit." Den Test nicht zu machen, sei auch schon eine Entscheidung. Es gebe in diesem Fall gar nicht die Möglichkeit, sich nicht zu entscheiden, unterstrich der Philosoph.
Es sei sehr schwer, gegen die Tests Argumente zu finden, sagte Eilenberger. Die Versicherten sollten die entsprechende Wahlmöglichkeit haben, die Krankenkassen die Kosten übernehmen. Denn sonst seien Schwangere, die sich einen solchen Test nicht leisten könnten, klar benachteiligt.
Der Philosoph Wolfram Eilenberger während einer Diskussionsveranstaltung auf der Leipziger Buchmesse
Der Philosoph Wolfram Eilenberger: "Ich fürchte, die Antwort wird nein sein"© imago / Gerhard Leber
Zugleich verwies Eilenberger aber auch auf die damit einhergehenden ethischen Probleme: "Die Frage, die vor uns allen stehen wird, ist ganz klar zu formulieren: Wird es in 30, 40 Jahren noch Neugeborene mit solchen Behinderungen geben?"
Eltern mit schwerbehinderten Kindern lebten in starken Druckverhältnissen, die Trennungsquote von solchen Paaren sei signifikant höher. Es gebe "Schönheiten" und eine "eigene Attraktivität" des Lebens mit einem behinderten Kind, aber für viele sei es auch eine "schwere Einschränkung".
Die zentrale Frage in der Zukunft werde also sein, ob wir Behinderungen "einen Platz in unserer Mitte" einräumen wollten, sagte Eilenberger: "Ich fürchte, die Antwort wird in der Breite 'nein' sein."
(ahe)
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