Erdatmosphäre

Den Körnchen auf der Spur

Aufgenommen am 24.03.2014. Unter der Sponsorenschaft des ägyptischen Tourismusministeriums wurde von einem privaten Unternehmen vom 14.03.- 26.03.2014 die "Kemal El-Din-Gedächtnisexpedition" organisiert. Ziel dieser Fahrt war einerseits, ökologischen Wüstentourismus zu bewerben, andererseits sollte mit dieser Reise des ägyptischen Prinzen Kemal El-Din Hussain gedacht werden, der in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts das Gilf Kebir-Plateau entdeckte und erforschte. Er war der einzige Thronanwärter in der ägyptischen Geschichte, der freiwillig auf die Thronfolge verzichtete, um sich, wie manche Quellen behaupten, um so intensiver seiner Expeditionen und Erforschungen der Westlichen Wüste widmen zu können. Die Gedächtnis-Expedition strebte Ziele im ägyptischen Grenzgebiet zu Libyen und Sudan an. Bekanntheit erlangte diese Region durch den preisgekrönten Film "Der Englische Patient".
Düne im Grossen Sandmeer im Westen Ägyptens © picture alliance / dpa / Matthias Tödt
Ina Tegen im Gespräch mit Julius Stucke · 06.06.2014
Warum beeinflusst Staub unser Wetter und das Klima? Wieso sorgt starker Regen in der Sahara für seine Vermehrung? Troposphärenforscherin Ina Tegen erklärt, wie das geht. Sie war bei der Konferenz "Dust 2014" im italienischen Apulien dabei.
Julius Stucke: Manche nehmen es gelassen, wenn größere Staubknäuel wie Wanderbüsche durch die Wohnung hüpfen, andere greifen schon beim kleinsten Staubkorn zum Tuch. Irgendwo auf dieser Skala zwischen nachlässig und übereifrig spielt unser Verhältnis zum Staub. Wohl eher ungewöhnlich: Leidenschaft für Staub. Aber den haben manche Wissenschaftler offenbar und treffen sich in Italien gerade zur Internationalen Staubkonferenz "Dust 2014".
Es klingt irgendwie nach Staubsaugervertreter, ist aber doch viel ernsthafter. Dort wird unter anderem eine Studie vorgestellt mit folgender Aussage: "Starkregen in der Sahara sorgt für Staub." Da entstehen bei mir gleich mehrere Fragezeichen: Starkregen und Sahara? Und was hat der Regen mit Staub zu tun?
Beteiligt an der Studie: das Leibnitz Institut für Troposphärenforschung in Leipzig, und dort arbeitet Professorin Ina Tegen. Ich grüße Sie.
Ina Tegen: Schönen guten Tag!
Stucke: Troposphärenforschung, Frau Tegen, da geht es um die ersten Kilometer vom Erdboden aus gesehen. Da fällt mein Flur auch drunter. Der Staub, der Sie interessiert, ist aber vermutlich ein anderer?
Tegen: Ja, das ist ein anderer. Das ist der Staub, der durch Staubstürme entsteht in der Sahara-Wüste in Nordafrika zum Beispiel, welches die größte Staubquelle weltweit ist.
Regen führt zu Schlamm, Schlamm führt zu Staub
Stucke: Und Starkregen und Sahara, das hat mich im ersten Moment überrascht. Wie passt das zusammen?
Tegen: Ja das klingt jetzt zunächst einmal paradox, aber auch in der Saharawüste finden hin und wieder Starkregenereignisse statt. Und was dann passiert ist, dass an Berghängen Wadis und Trockentäler geflutet werden, die dann Schlamm mit sich tragen, und aus diesem Schlamm entstehen dann wieder feine Staubpartikel, die von Staubstürmen ausgetragen werden können.
Stucke: Und bleibt der Staub dann dort, wo er entsteht, oder landet er vielleicht doch wieder später auf meinem Fensterbrett?
Tegen: Das kann in einigen Fällen tatsächlich passieren, denn was passiert mit dem Staub ist Folgendes: Wenn es Starkwindereignisse gibt in der Sahara, kann der Staub tatsächlich mehrere Kilometer in die Höhe getragen werden, und mehrmals im Jahr wird dann dieser Staub Hunderte, bis zu Tausende Kilometer weit verfrachtet und findet sich auch etwa zehnmal im Jahr in Europa und auch in Deutschland wieder. Sie erinnern sich vielleicht an das Ereignis Anfang April dieses Jahres, was auch in den Medien thematisiert worden ist, wo wir eine große Staubwolke aus der Sahara über Deutschland hinwegziehen sahen.
Starker Staub
Stucke: Das heißt, die Staubwolken können auch zum Problem werden, können den Flugverkehr stören?
Staub beeinflusst Wetter und langfristig Klima
Tegen: Wirklich stören kann es bei uns in Europa den Flugverkehr wohl zurzeit nicht. Allerdings in den Quellregionen selbst, also in Nordafrika, kann dies durchaus ein Problem werden, wenn sehr starke Staubereignisse stattfinden, die die Sichtbarkeit beeinträchtigen. Hier bei uns in Europa ist die Staubkonzentration dann so gering, dass sie jetzt keine direkten negativen Konsequenzen im Verkehr hat. Allerdings merken wir dann eine Temperaturverringerung am Erdboden, und was auch in Verdacht steht ist, dass der Staub Wolken- und Niederschlagsbildung beeinflusst.
Stucke: Das heißt, Flugverkehr vielleicht zweitrangig, aber erstrangig Einflüsse aufs Wetter.
Tegen: Aufs Wetter und längerfristig dann durchaus auch aufs Klima.
Stucke: Was machen Sie jetzt mit dieser Erkenntnis der Untersuchung? Welche Konsequenzen zieht man daraus?
Tegen: Die erste Konsequenz ist erst einmal, dass wir versuchen müssen, ob unsere Vorhersagemodelle dazu dienen, auch Staubereignisse und Staubtransport vorherzusagen, dass wir diese bergnahen Quellregionen auch versuchen, in diese Modelle einzubinden, um dann im Endeffekt auf bessere Staubvorhersagen zu kommen und im Endeffekt auch damit später die Wettervorhersage verbessern zu können.
Stucke: Lernen aus dem Staub also – das war Ina Tegen, Professorin am Leibnitz Institut für Troposphärenforschung. Frau Tegen, herzlichen Dank fürs Gespräch.
Tegen: Bitte schön!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio Kultur macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
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